Kein zweites Hamburg Proteste beim G20-Gipfel in Osaka? Fehlanzeige

Osaka · Die Gewaltexzesse beim G20-Gipfel in Hamburg 2017 sind vielen noch gut in Erinnerungen: Das brennende Schanzenviertel, Randalierer in Schwarz, überfordert wirkende Polizisten. Solche Bilder wird es vom diesjährigen G20-Gipfel in Osaka nicht geben.

 Die Teilnehmer des diesjährigen G-20-Gipfels haben in Osaka keine Proteste wie vor zwei Jahren in Hamburg zu befürchten.

Die Teilnehmer des diesjährigen G-20-Gipfels haben in Osaka keine Proteste wie vor zwei Jahren in Hamburg zu befürchten.

Foto: AP/Adrian Wyld

Das hat aber weniger mit dem enormen Polizeiaufgebot als mit der mangelnden Protestbereitschaft der Japaner zu tun.

Rund 32 000 Sicherheitskräfte sind in Osaka im Einsatz, drei Mal so viele wie in Hamburg. Dabei wäre ein solcher Aufwand nach Meinung von Experten gar nicht nötig. „Japan hat seine Protestkultur verloren“, so der Politikwissenschaftler Koichi Nakano von Tokios Sophia University.

In den 1960er Jahren gingen noch Studenten gegen den Vietnam-Krieg und den Sicherheitsvertrag mit der US-Armee auf die Straße. Damals kam es auch zu Zusammenstößen militanter Demonstranten mit der Polizei. Manche Studenten radikalisierten sich zunehmend.

In den folgenden Jahrzehnten hätten sich öffentliche Proteste zum Tabu entwickelt, sagt Professor Nakano und spricht von einer Stigmatisierung, die bis heute andauere. Erst mit der Atomkatastrophe in Fukushima 2011 kam es auch in Japan wieder zu Protesten - gegen die eigene konservative Regierung. Doch waren sie vergleichsweise klein und gewaltfrei. Der G20-Gipfel mobilisiert noch weitaus weniger Gegner: Zu einer Demonstration vor dem Gipfel kamen nach Angaben lokaler Medien gerade einmal 200 Teilnehmer.

Japanische Protestierer sind tunlichst darauf bedacht, von der auf Harmonie und Freundlichkeit bedachten Gesellschaft ihres Landes ja nicht als gewalttätig gebrandmarkt zu werden. Das geht so weit, dass nach Demonstrationen Teilnehmer ihren eigenen Müll einsammeln.

Die Polizeipräsenz zur Absicherung des Gipfelgeländes auf Sakishima, einer künstlichen Insel in der Bucht Osakas, ist trotzdem massiv. Die japanische Küstenwache wollte die umliegenden Gewässer mit mehr als 60 Schiffen bewachen. Schließfächer und Mülleimer sind versiegelt, damit niemand eine Bombe verstecken kann. Der Verkehr ist zudem massiv eingeschränkt, die Bürger sind aufgerufen, ihre Autos zu Hause zu lassen. Öffentliche Schulen sind seit Donnerstag geschlossen, um die Zahl der Pendler zu reduzieren.

(mja/dpa)
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