Parlamentswahlen in Nordirland Große Gewinne für irisch-nationalistische Partei Sinn Féin

Dublin · In Nordirland zeichnet sich bei der vorgezogenen Parlamentswahl in ersten Trends ein Vorsprung für die irisch-nationalistische Partei Sinn Féin ab – die Partei könnte damit erstmals den Regierungschef stellen.

 Die Fraktionsvorsitzende von Sinn Féin, Michelle O'Neill (2.v.l.), jubelt.

Die Fraktionsvorsitzende von Sinn Féin, Michelle O'Neill (2.v.l.), jubelt.

Foto: rtr, CK/cvi

In Nordirland zeichnet sich bei der vorgezogenen Parlamentswahl in ersten Trends ein Vorsprung für die irisch-nationalistische Partei Sinn Féin ab — die Partei könnte damit erstmals den Regierungschef stellen.

Sollte sich diese Tendenz vom Freitagabend fortsetzen, könnte das am Samstagnachmittag erwartete vorläufige Ergebnis die einst der Irisch-Republikanischen Armee nahe stehende Partei als stärkste Kraft etablieren. Sie hätte damit erstmals Anspruch darauf, den Regierungschef, den "Ersten Minister", zu stellen.

Den ersten Auszählungsergebnissen zufolge lag Sinn Féin in neun Bezirken vorn. Die probritischen Protestanten der Democratic Unionist Party (DUP) führten insgesamt mit 28,1 Prozent, Sinn Féin lag mit 27,9 Prozent knapp dahinter. Für die Unionisten bedeutete das einen Verlust von einem Prozent Stimmenanteil gegenüber der Wahl vor zehn Monaten, für Sinn Féin ein Zugewinn von vier Prozent.

Die Wahl wird über das Schicksal katholisch-protestantischer Zusammenarbeit in dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland entscheiden. Die von Katholiken unterstützte Sinn Féin hatte den Urnengang vom Donnerstag nötig gemacht, indem sie sich aus der knapp zehn Jahre alten Einheitsregierung zurückgezogen hatte. Der Rückzug kam im Rahmen eines Zerwürfnisses mit der DUP.

Die Machtteilung zwischen Protestanten und Katholiken ist einer der Eckpunkte des Karfreitags-Friedensabkommens aus dem Jahr 1998. Diese von den USA vermittelte Einigung hatte zum Ziel, einen jahrzehntelangen, blutigen Aufstand der irischen Nationalisten der IRA zu beenden. Wenn beide Seiten sich nicht auf eine Fortsetzung der Regierungszusammenarbeit einigen, müsste die britische Regierung die direkte Kontrolle übernehmen.

Das nordirische Wahlsystem ist komplex. Aus jedem der 18 Bezirke werden fünf Abgeordnete ins Parlament gewählt. Oft muss mehrmals nachgezählt werden, bis feststeht, welche fünf Kandidaten die meisten Stimmen bekommen haben. Erste Trends stellen sich dabei nicht immer als zutreffend heraus.

(isw/ap)
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