Wahlsieger in Österreich FPÖ – wenn das Extreme normal ist

Wien · Nach dem Zweiten Weltkrieg galt die Partei als Sammelbecken für ehemalige Nationalsozialisten. Mit populistischen Themen erreicht die FPÖ heute so große Wählerschichten wie nie zuvor.

FPÖ-Chef Herbert Kickl feiert den Wahlsieg seiner Partei.

Foto: AP/Andreea Alexandru

Es ist der bisher größte Triumph der FPÖ. Die Rechtspopulisten haben laut vorläufigem Endergebnis mit 29,2 Prozent erstmals eine Parlamentswahl in Österreich gewonnen. Die Partei ist im Unterschied zur AfD seit Jahrzehnten im politischen System etabliert und war bereits mehrfach in Regierungen vertreten.

Die Freiheitliche Partei Österreichs wurde 1955 gegründet. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg warben mehrere Parteien, darunter die sozialdemokratische SPÖ und die konservative ÖVP, um die Stimmen der vielen ehemaligen Nationalsozialisten.

Besonders galt dies jedoch für die FPÖ, die sich im sogenannten nationalliberalen politischen Lager positionierte. Der erste FPÖ-Chef war ein ehemaliger hochrangiger SS-Offizier und NS-Politiker. Sein Nachfolger hatte ebenfalls eine SS-Vergangenheit. Zur FPÖ gehörte aber immer auch ein wirtschaftsliberaler Flügel. Das führte zu wiederholten innerparteilichen Spannungen.

Keine Abgrenzung mehr gegenüber Identitären

Die Partei errang jahrzehntelang nur einstellige Wahlergebnisse und wenige Sitze im Parlament. Das änderte sich, als Jörg Haider 1986 den Vorsitz der FPÖ übernahm. Er führte sie bei der Wahl 1999 zu einem Rekordergebnis von 27 Prozent. Haider starb 2008 bei einem Autounfall. Seine populistischen Positionen gegen Migration prägen die Partei bis heute.

Die Rechten regierten in den 80er Jahren mit der SPÖ, Anfang der 2000er mit der ÖVP. Eine neue Koalition von Konservativen und Rechten unter ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz zerbrach 2019, als beide Parteien im Zuge der Ibiza-Affäre unter Korruptionsverdacht gerieten.

Herbert Kickl übernahm danach den Parteivorsitz und führte die FPÖ mit einem Kurs gegen Migration, die Europäische Union und Corona-Maßnahmen wieder in die Erfolgszone. Unter Kickl gab die FPÖ ihre Abgrenzung gegenüber der vom österreichischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Identitären Bewegung auf. Kickl sieht seine Partei als Vertreterin der politischen Mitte und des „Hausverstands“.

(tg/dpa)