Gaza-Krieg Israel erklärt dreitägige Waffenruhe für gescheitert

Gaza-Stadt · Ab 7 Uhr MESZ sollten Israel und die Hamas die Waffen für 72 Stunden schweigen lassen. Doch bereits kurze Zeit später werden aus dem Gazastreifen Tote gemeldet, danach erklärt Israel die Waffenruhe für gescheitert. Zudem befürchtet Israel, dass ein israelischer Soldat verschleppt wurde.

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Foto: AFP/JACK GUEZ

Israel hat die dreitägige Waffenruhe mit den militanten Palästinensern im Gazastreifen für gescheitert erklärt. Ein israelischer Repräsentant habe den UN-Gesandten Robert Serry darüber informiert, berichtete ein Reporter der Zeitung "Haaretz" am Freitag.

Zudem befürchtet Israel, dass militante Palästinenser einen israelischen Soldaten im Gazastreifen verschleppt haben könnten. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv teilte das mit. Der UN-Vermittler Robert Serry sagte, Israel habe ihn über den "schwerwiegenden Vorfall" informiert. Es seien auch zwei israelische Soldaten getötet worden.

Zuvor kam heraus, dass die dreitägige Feuerpause zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas kurz nach ihrem Inkrafttreten am Freitag gebrochen war. Bei israelischem Panzerfeuer in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen kamen nach palästinensischen Angaben mindestens vier Menschen ums Leben. 15 weitere seien verletzt worden, sagten der Sprecher der Gesundheitsbehörden in Gaza, Aschraf al-Kidra, und der örtliche Polizeisprecher Ajman Batnidschi.

Ein israelischer Militärsprecher sagte, in der Gegend um Rafah sei schwerer Feuerwechsel ausgebrochen. Nähere Details nannte er nicht. Der Panzerbeschuss ereignete sich den palästinensischen Angaben zufolge knapp zwei Stunden nach Beginn der Feuerpause, die um 7 Uhr MESZ in Kraft trat. Israel und die Hamas willigten ein, während der von den USA und Vereinten Nationen angekündigten Waffenruhe nur defensive Einsätze auszuführen, jedoch keine offensiven Handlungen.

Schwere Angriffe auf Gaza
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Nur wenige Stunden vor dem Inkrafttreten der Feuerpause wurden bei israelischen Angriffen 17 Palästinenser getötet. Unter den Opfern waren zehn Mitglieder einer Familie, die bei einem Luftangriff auf ihr Haus in Chan Junis ums Leben kamen, wie Al-Kidra sagte. Das israelische Militär teilte mit, fünf Soldaten seien am Donnerstagabend entlang der Grenze zum Gazastreifen getötet worden, als sie unter Beschuss gerieten.

Die Polizei in Gaza meldete zudem schweren Panzerbeschuss im Norden und Osten der Region. In Gaza-Stadt waren laute Feuerwechsel zwischen israelischen Truppen und Millitanten zu hören. Panzergranaten schlugen in Häuser ein und steckten Wohngebäude und Geschäfte in Brand. Polizeiangaben zufolge nahmen Hamas-Kämpfer einen israelischen Panzer mit einer Panzerabwehrrakete unter Beschuss. Anschließend hätten sie israelische Soldaten angegriffen, die die Panzerbesatzung evakuieren wollten. Die Gefechte hätten bis zum frühen Morgen angedauert, hieß es. Das israelische Militär teilte mit, die Angelegenheit zu untersuchen.

Zerstörung, Flucht und Proteste in Israel und im Gazastreifen
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Seit Beginn des Gazakonflikts am 8. Juli wurden mindestens vier kurze humanitäre Feuerpausen angekündigt. Doch jede wurde binnen weniger Stunden nach Beginn gebrochen. Nach palästinensischen Angaben wurden bislang mehr als 1450 Palästinenser getötet, auf israelischer Seite mehr als 60.

Vertreter von USA und Vereinten Nationen hatten am Donnerstag in einer gemeinsamen Mitteilung erklärt, dass Israel und die Hamas überraschend in eine 72-stündige Waffenruhe ohne Vorbedingungen eingewilligt hätten. Zudem erklärten sie sich den Angaben zufolge bereit, Verhandlungen über einen längerfristigen Waffenstillstand aufzunehmen.

Die Feuerpause sei dringend nötig, um den Zivilisten etwas Zeit zur Erholung zu geben, hieß es in der Erklärung von UN und USA. Die Menschen im Gazastreifen würden humanitäre Hilfe erhalten, bekämen Zeit, ihre Toten zu begraben, sich um die Verletzten zu kümmern und sich mit Lebensmitteln einzudecken. Zudem sollten die dringendsten Reparaturen an Wasser- und Energieversorgung ausgeführt werden.

Israel hatte vor drei Wochen zunächst eine Luftoffensive gegen den Gazastreifen gestartet, um den Raketenbeschuss auf sein Territorium zu stoppen. Später entsandte das Land Bodentruppen in das Gebiet, um dort gegen Raketenabschussanlagen und Tunnel vorzugehen, die von der Hamas für Angriffe genutzt werden. Während der jüngsten Feuerpause konnten israelische Soldaten auch weiterhin Tunnel entlang der Grenze zum Gazastreifen zerstören, allerdings mit Einschränkungen.

(ap)
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