Präsidentenwahl in Senegal Wade gesteht Niederlage ein

Dakar · Seit zwölf Jahren ist Abdoulaye Wade Präsident des westafrikanischen Senegals. Trotz verfassungsrechtlicher Bedenken und Protesten will er eine dritte Amtszeit, tritt noch einmal an. Doch in der Stichwahl ist für ihn Schluss, wie der 85-Jährige jetzt selbst zugesteht.

 Macky Sall hat Senegals Präsidentenwahl gewonnen.

Macky Sall hat Senegals Präsidentenwahl gewonnen.

Foto: afp, SEYLLOU

Wenige Stunden nach der Präsidenten-Stichwahl im Senegal hat Amtsinhaber Abdoulaye Wade seine Niederlage eingestanden. Wie das Staatsfernsehen RTS berichtete, gratulierte der 85-Jährige seinem Herausforderer, Ex-Premierminister Macky Sall (50), am späten Sonntagabend telefonisch zum Sieg. Zu diesem Zeitpunkt habe Sall nach ersten Auszählungen mit 30 000 Stimmen in Führung gelegen, während Wade laut RTS nur auf 11 000 Stimmen kam.

In Dakar feierten tausende Anhänger Salls in der Nacht vor dessen Hauptquartier den Sieg. Sie tanzten auf den Straßen, zündeten Feuerwerk und stimmten Siegesgesänge an. "Macky ist der Gewinner!", sagte Pape Bally der Nachrichtenagentur dpa. "Wade hat die Niederlage mit Würde eingestanden. Ich bin so begeistert."

Nach der ersten Runde der Präsidentenwahlen Ende Februar, bei der kein Kandidat die absolute Mehrheit erhalten hatte, war Sall von den übrigen Oppositionskandidaten und dem Weltmusik-Star Youssou NDour unterstützt worden. Er hatte während des Wahlkampfs damit geworben, sich für mehr Jobs auf dem Lande und gegen steigende Lebensmittelpreise einsetzen zu wollen. "Das senegalesische Volk hat klargemacht, dass die genug von der derzeitigen Führung haben", sagte Sall am Vorabend der Stichwahl der dpa.

Wades Kandidatur war von Anfang an umstritten und der Wahlkampf von gewalttätigen Protesten überschattet, bei denen mehrere Menschen starben. Eigentlich sieht die Verfassung des westafrikanischen Landes maximal zwei Amtszeiten für den Präsidenten vor. Das oberste Gericht fand jedoch ein juristisches Schlupfloch für den 85: Da er im April 2000 ein Jahr vor der Verabschiedung der neuen Verfassung das erste Mal zum Staatsoberhaupt gewählt worden war, wurde er erneut zur Wahl zugelassen.

Für Unmut hatte außerdem im Vorfeld des Urnengangs die Nichtzulassung Youssou NDours gesorgt. Der populäre Musiker ("Seven Seconds") hatte angeblich zu wenig Unterstützerstimmen gesammelt, um als Präsidentschaftkandidat antreten zu können. Auch am Sonntag kam es wieder zu Protesten, als Wade seine Stimme abgeben wollte. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor dem Wahlbüro vor.

Rund 300 internationale Beobachter von EU, Afrikanischer Union und der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas verfolgten den Urnengang. Die EU sprach von einer "Lehrstunde in Demokratie für die Region". Das offizielle Wahlergebnis sollte binnen 48 Stunden vorliegen.

(dpa)
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