Luftangriffe werden ausgesetzt Putin ordnet erneute Feuerpause in Aleppo an

Moskau · Russlands Präsident Wladimir Putin hat erneut für Aleppo eine Feuerpause angesetzt: An diesen Freitag sollen in der nordsyrischen Stadt zehn Stunden lang die Waffen schweigen.

 Rebellen und Zivilisten sollen die Zeit für einen kampflosen Abzug aus dem von Luftangriffen verwüsteten Aleppo nutzen können.

Rebellen und Zivilisten sollen die Zeit für einen kampflosen Abzug aus dem von Luftangriffen verwüsteten Aleppo nutzen können.

Foto: rtr, ALH/yh

Die "humanitäre Pause" werde von 9 bis 19 Uhr Ortszeit (7 bis 17 Uhr mitteleuropäischer Zeit) gelten, teilte Generalstabschef Waleri Gerassimow am Mittwoch in Moskau mit. Die Entscheidung sei in Absprache mit den syrischen Behörden erfolgt.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte, Moskau hoffe in Syrien auf eine "ehrliche Zusammenarbeit" mit seinen Partnern. Washington sei aufgefordert, bei der Umsetzung einer Resolution des UN-Sicherheitsrats zu helfen, welche die Unterstützung extremistischer Gruppen in Syrien verurteile.

US-Außenminister John Kerry habe bei der Verabschiedung der Resolution gesagt, wer Teil des politischen Prozesses in Syrien sein wolle, müsse die "Verbindungen zu Terroristen abbrechen". Seitdem sei fast ein Jahr vergangen, und Moskau warte darauf, dass diese Äußerung Realität werde.

Russland beschuldigt die US-geführte Militärkoalition der zu großen Nachsicht gegenüber bewaffneten islamistischen und dschihadistischen Kämpfern in Syrien. Der Westen bezichtigt dagegen Moskau, durch wahllose Luftangriffe auf den Ostteil Aleppos Kriegsverbrechen zu begehen.

Die einstige Wirtschaftsmetropole Aleppo ist seit dem Sommer 2012 zwischen Rebellen und Regierungssoldaten geteilt und schwer umkämpft. Die Regierungstruppen hatten Mitte Juli die Rebellenviertel im Osten der Stadt eingeschlossen, in denen sich derzeit etwa 250.000 Menschen aufhalten. Die islamistischen Kämpfer beschießen von dort aus den von der Regierung gehaltenen Westteil der Millionenstadt.

Am 22. September hatte die syrische Armee mit Unterstützung der russischen Luftwaffe eine Offensive zur Rückeroberung der östlichen Stadtteile gestartet. Am 18. Oktober setzten Damaskus und Moskau ihre Offensive aus, und ließen damals bereits eine dreitägige "humanitäre Feuerpause" in Kraft treten. Damit sollte Hilfsorganisationen ermöglicht werden, Zivilisten aus den Kampfgebieten zu bringen, die Rebellen sollten abziehen können.

Die russischen Behörden und Syriens staatliche Medien warfen den Aufständischen vor, niemanden in die zu diesem Zweck eingerichteten humanitären Korridore — sechs für Zivilisten und zwei für Rebellen — zu lassen und selbst nicht von dem Angebot Gebrauch zu machen, ihre Waffen niederzulegen und sich zu ergeben. Die Rebellen ihrerseits beklagten mangelnde Sicherheitsgarantien für sich und die Zivilisten.

Am vergangenen Freitag starteten die Aufständischen eine Offensive auf von der Regierung kontrollierte Stadtteile im Westteil Aleppos. Ihr erklärtes Ziel ist es, einen Durchgang zu den von bewaffneten Gruppen gehaltenen Vierteln im Ostteil der Stadt freizukämpfen. Die Rebellen stießen auf entschiedenen Widerstand der Regierungssoldaten.

Moskau griff auf Ersuchen seines Verbündeten, des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad, im September 2015 mit seiner Luftwaffe in den Konflikt in Syrien ein. In dem Konflikt, der im März 2011 mit zunächst friedlichen Protesten gegen den autoritär regierenden Assad begann, wurden Schätzungen zufolge bereits mehr als 300.000 Menschen getötet und Millionen in die Flucht getrieben.

(bur/AFP)
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