Interview aus dem Jahr 2007 Fillons Frau streitet in Video Arbeit für ihren Mann ab

Paris · Ein Video bringt den französischen Präsidentschaftskandidaten François Fillon in der Affäre um die Scheinbeschäftigung seiner Frau erneut in Erklärungsnot. In dem Gespräch aus dem Jahr 2007 sagt Penelope Fillon, sie habe nie für ihren Mann als Assistentin gearbeitet. In Umfragen stürzt Fillon ab.

 Der konservative französische Präsidentschaftskandidat Francois Fillon und seine Frau Penelope bei einer Wahlkampfveranstaltung Ende Januar 2017.

Der konservative französische Präsidentschaftskandidat Francois Fillon und seine Frau Penelope bei einer Wahlkampfveranstaltung Ende Januar 2017.

Foto: dpa, vge cul

Der lange als Favorit für die Präsidentschaftswahl gehandelte Fillon steht seit gut einer Woche massiv unter Druck: Nach Berichten der Zeitung "Le Canard Enchaîné" soll Fillons Frau innerhalb von 15 Jahren mehr als 830.000 Euro aus Steuermitteln erhalten haben, ohne dafür wirklich gearbeitet zu haben. Der konservative Politiker weist die Vorwürfe als Schmutzkampagne zurück.

In einem zehn Jahre alten Video, das am Donnerstagabend auf France 2 ausgestrahlt werden sollte, sagt Fillons Frau nach Angaben des Senders wörtlich: "Ich war niemals die Assistentin meines Mannes." Das Zitat stammt aus einem Interview der gebürtigen Britin Penelope Fillon mit dem "Sunday Telegraph". Das Gespräch wurde als Video mitgeschnitten.

In Umfragen stürzt die Zustimmung für Fillon weiter ab. In einer Befragung des Instituts Harris interactive sprachen sich sieben von zehn Franzosen für einen Rückzug des Politikers von der Präsidentschaftskandidatur aus. Die Anhänger des bürgerlichen Lagers sind gespalten: Sie sind demnach jeweils zur Hälfte für oder gegen einen Rückzug.

Neben seiner Frau Penelope ermittele die Staatsanwaltschaft mittlerweile auch gegen seine Kinder Charles und Marie, erfuhr die Nachrichtenagentur AP am Donnerstag aus Ermittlerkreisen.

Die Kinder Marie und Charles seien als Fillons Parlamentsgehilfen angestellt gewesen, als er von 2005 bis 2007 Senator war. Gemeinsam hätten sie 84.000 Euro verdient, berichtete das Blatt. Fillon sagte zu seiner Verteidigung, er habe seine Kinder als Anwälte für "spezifische Aufgaben" eingesetzt. Nach Angaben französischer Medien studierten Charles und Marie zu dieser Zeit allerdings noch Jura und waren im Parlament in Vollzeit beschäftigt.

In Fillons Partei "Die Republikaner" wird hinter den Kulissen bereits nach einem Ausweichkandidaten gesucht. Am häufigsten wird dabei der Name des früheren Premierministers Alain Juppé genannt, der Fillon bei der Vorwahl überraschend unterlegen war. Dieser bekräftigte aber, er stehe nicht als "Plan B" zur Verfügung.

In einem Gastbeitrag in der Zeitung "Le Figaro" sagten 17 konservative Politiker Fillon ihre Unterstützung zu. Bei den Vorwürfen handle es sich um "Verleumdung", heißt es in dem Text, der unter anderem von Fraktionschef Christian Jacob und dem früheren Premierminister Jean-Pierre Raffarin unterschrieben ist.

Aufwind hat derzeit Fillons sozialliberaler Gegenspieler Emmanuel Macron. In Umfragen liegt er inzwischen vor Fillon. Der 39-Jährige sagte bei einem Wahlkampfauftritt auf einem Unternehmerkongress, er sehe "Bewegung" in seiner Präsidentschaftskandidatur.

Auf Profit aus der Affäre hofft auch die Chefin der rechtsextremen Partei Front National, Marine Le Pen. Sie könnte laut Umfragen die erste Runde der Präsidentschaftswahl im April gewinnen. Bisher gehen die Meinungsforscher aber davon aus, dass sie in der Stichwahl im Mai ihrem Konkurrenten unterliegt — ob er nun Macron oder Fillon heißt.

Auf Twitter und Facebook kursierte unterdessen ein Video, das Fragen zu Le Pens Umgang mit Journalisten aufwirft. Darauf ist zu sehen, wie Sicherheitskräfte einen Reporter der TV-Gruppe TF1 gewaltsam abführen, der eine Frage zu ihrer Verwicklung in eine Scheinbeschäftigungs-Affäre stellt. Die Front National erklärte, sie sei für die Sicherheit bei der Veranstaltung nicht zuständig gewesen.

Das Europaparlament fordert fast 340.000 Euro von Le Pen zurück. Sie hat demnach als Abgeordnete in Brüssel zwei Parlamentsmitarbeiter aus EU-Geldern bezahlt, die aber ausschließlich für ihre Partei arbeiteten.

(rent/AFP/AP)
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