Eine mutmaßliche Agentin freigelassen Verhafteter gibt Spionage für Russland zu

New York (RPO). Einer der zehn in den USA festgenommenen mutmaßlichen Agenten hat Spionage für den russischen Auslandsgeheimdienst SWR zugegeben. Das Gesuch der als russischen Mata Hari gefeierten Anna Chapman, gegen Kaution freizukommen, wurde ausgeschlagen.

Anna Chapman - die neue Mata Hari?
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Die US-Behörden hatten zu Wochenbeginn mitgeteilt, einen möglichen russischen Spionage-Ring zerschlagen und zehn mutmaßliche Agenten festgenommen zu haben. Die ersten der zehn Verdächtigen wurden am Donnerstag der Justiz vorgeführt.

Eine Entscheidung über eine Freilassung gegen Kaution des Verdächtigen Juan Lazaro, der die Spionage für den russischen Auslandsgeheimdienst SWR gestanden haben soll, wurde vertagt. Der Verdächtigen Anna Chapman wurde ein entsprechendes Gesuch bereits abgeschlagen.

In einem Schreiben der Ermittler an den Richter heißt es, Lazaro habe nach eigenen Angaben zusammen mit einer weiteren Festgenommenen, der peruanischen Journalistin Vicky Pelaez, in einem Haus außerhalb von New York gelebt, das vom SWR gezahlt worden sei. Pelaez übergab der Aussage zufolge im Auftrag Lazaros Briefe an den russischen Auslandsgeheimdienst. Demnach hatte Lazaro eine falsche Identität.

Die 28-Jährige Anna Chapman ist die schillerndste Figur des mutmaßlichen Agentenrings, dem die Detektive der US- Bundespolizei seit Jahren auf der Spur waren. Und weil verführerische Spioninnen seit einem Jahrhundert mit der 1917 hingerichteten Tänzerin Mata Hari verglichen werden, wurde die 28-Jährige bereits zur russischen Mata Hari gekürt.

Journalistin gegen Kaution freigelassen

Vicky Pelaez, eine in Peru geborene Journalistin mit US-Staatsbürgerschaft, werde freigelassen, wenn jemand die Kaution von 250.000 Dollar zahle, bleibe aber unter Hausarrest, sagte der Richter Ronald Ellis. Im Hausarrest müsse sie ein Gerät zur Überwachung tragen.

Zwei weitere Verdächtige, Richard und Cynthia Murphy, müssen auf Beschluss des Richters in Untersuchungshaft bleiben. Der Regierung lägen starke Beweise gegen das Paar vor, sagte Ellis. Für das mutmaßliche Agentenpaar wurde ein neuer Verhandlungstermin für den 16. Juli festgesetzt.

Auch drei weitere Verdächtige, deren Termin von einem Gericht im Bundesstaat Virginia auf Freitag verschoben wurde, blieben in Untersuchungshaft. Die Anhörung von vier anderen mutmaßlichen Spionen in New York stand noch aus.

Fahndung in Zypern

Zudem wurde in Zusammenhang mit der Spionage-Affäre in Zypern nach einem untergetauchten elften Verdächtigen gefahndet. Alle Häfen und Flughäfen der Insel und die Pufferzone zur Türkischen Republik Nordzypern wurden streng überwacht, wie aus Polizeikreisen verlautete. Der Kanadier könnte versuchen, vom griechisch-zyprischen Teil in das Gebiet im Norden der Mittelmeerinsel zu gelangen. Da die Türkische Republik Nordzypern international nicht als Staat anerkannt wird, bestehen auch keine Auslieferungsabkommen mit anderen Ländern.

Der Mann war am Dienstag festgenommen worden, als er ein Flugzeug nach Budapest nehmen wollte, kam aber gegen Kaution wieder frei. Am Mittwoch meldete er sich jedoch nicht den Auflagen entsprechend bei der Polizei und ist seitdem verschwunden.

Die USA zeigten sich "enttäuscht" darüber, dass dem Kanadier nach seiner Freilassung gegen Kaution die Flucht gelang, wie US-Außenamtssprecher Philip Crowley sagte.

Russland bietet vermeintlichen Spionen Hilfe an

Die der Spionage beschuldigten und in den USA inhaftierten Russen können auf Hilfe aus Moskau zählen. Russland kündigte am Donnerstag an, seinen Staatsbürgern diplomatische Unterstützung zukommen zu lassen, falls diese das wünschten. Der Sprecher des russischen Außenministeriums, Andrej Nesterenko, sagte, er verfüge über keine Details in dem Spionage-Fall. Moskau hatte bereits bestätigt, dass einige der zehn mutmaßlichen Spione die russische Staatsbürgerschaft besitzen.

(AFP/RP)
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