Venezuela Maduros Theorie des Blackouts

Caracas · Venezuelas Präsident präsentiert eine eigene Version des Stromausfalls. Doch die Belegschaft des Wasserkraftwerks schießt quer.

 Das Foto, das aus dem Lager der venezolanischen Opposition stammt, zeigt eine Explosion in einem Kraftwerk des staatlichen Stromversorgers Corpoelec.	 Foto: afp

Das Foto, das aus dem Lager der venezolanischen Opposition stammt, zeigt eine Explosion in einem Kraftwerk des staatlichen Stromversorgers Corpoelec. Foto: afp

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Wer ist schuld am gigantischen Blackout in Venezuela? Präsident Nicolas Maduro macht die USA für den Stromausfall verantwortlich und stellte über seine Staatsmedien ein Modell einer Drei-Phasen-Attacke vor. Wahrscheinlich, so mutmaßte Maduro, sei Venezuela das erste Land in der Geschichte, dass auf dieser Weise attackiert worden sei. Auch zwei Verdächtige gäbe es. Maduro präsentierte der Öffentlichkeit die Theorie einer Cyberattacke, eines elektromagnetischen Angriffs und einer physischen Attacke auf Transformatoren. Die ersten Länder, die seine Version des Stromausfalls teilten, waren Bolivien und Kuba. Die beiden international wichtigsten Verbündeten unterstützen Maduro schon seit geraumer Zeit bedingungslos. Boliviens Präsident Evo Morales sprach von einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kubas Präsident Miguel Diaz-Canel von einem terroristischen Angriff.

Etwas anderes sieht es ein ehemaliger Mitarbeiter des betroffenen Wasserkraftwerkes El Guri in Ciudad Bolivar. Der Ingenieur Gerardo Chavarri, der laut regierungskritischer Tageszeitung „El Nacional“ 24 Jahre in dem Kraftwerk arbeitete, erhob schwere Vorwürfe gegen die Kraftwerksleitung. Diese sei fragwürdig und habe über lange Zeit nicht die notwendigen Wartungsarbeiten durchführen lassen. Ein Blackout könne sich deshalb immer wieder wiederholen. Aktivisten verbreiteten in den sozialen Netzwerken zudem Aussagen venezolanischer Regierungspolitiker aus der Vergangenheit, die Investitionen in die Energie-Infrastruktur des Landes versprochen hatten. Die wurden allerdings nie umgesetzt. Andere Aktivisten erklärten, die Anschuldigungen Maduros seien allein aus technischen Gründen nicht möglich. Für Aufregung sorgt die Verhaftung des Journalisten Luis Carlos Diaz. Der Digitalexperte hatte die Theorie von Maduro in Zweifel gezogen und wurde vom Inlandsgeheimdienst festgenommen

Derweil kommt für Maduro unverhoffte Unterstützung aus den USA: Die New York Times will mit Hilfe von Videoaufnahmen beweisen können, dass die bei den Auseinandersetzungen um humanitäre Hilfslieferungen aus Kolumbien nach Venezuela auf der Grenzbrücke Simon Bolivar vor gut zwei Wochen in Flammen aufgegangen Hilfsgüter nicht wie von der venezolanischen Opposition und der USA behauptet von Maduros Sicherheitskräften angezündet wurden, sondern von einem fehlgeleiteten Molotow-Cocktail der Regierungsgegner. Damit wären Maduros Aussagen bestätigt und die der Opposition widerlegt. Die USA als auch die venezolanische Opposition hatten das Maduro-Regime beschuldigt, die blockierten Hilfslieferungen angezündet zu haben.

Im Konflikt mit den USA hat Präsident Maduro das verbliebene US-Botschaftspersonal des Landes verwiesen. Die Mitarbeiter hätten 72 Stunden Zeit, um Venezuela zu verlassen, teilte das Außenministerium am Dienstag mit. Die venezolanische Regierung sei grundsätzlich allerdings weiter zum Dialog bereit, solange die Gespräche von gegenseitigem Respekt geprägt seien.

Zuvor hatten die Vereinigten Staaten bereits angekündigt, ihr noch in Caracas verbliebenes Botschaftspersonal abzuziehen. „Die Entscheidung spiegelt die sich verschlechternde Lage in Venezuela wider und die Erkenntnis, dass die Anwesenheit des diplomatischen Personals sich zu einem Hemmschuh der US-Politik entwickelt hat“, schrieb US-Außenminister Mike Pompeo auf Twitter.

Maduro hatte bereits im Januar die diplomatischen Beziehungen zu den USA abgebrochen. Er reagierte damit auf die Unterstützung Washingtons für seinen Widersacher Juan Guaidó, der sich am 23. Januar zum Interimspräsidenten erklärt hatte. Ein Großteil der US-Diplomaten hatte daraufhin Venezuela verlassen, eine kleine Besetzung blieb aber in der Botschaft in Caracas.

Unterdessen versucht Parlamentspräsident Juan Guaidó die Venezolaner zu neuen Protesten zu mobilisieren. Für den Dienstag hatte der junge Oppositionsführer seine Landsleute erneut auf die Straße gerufen. Die meisten Venezolaner sind allerdings damit beschäftigt, sich mit Trinkwasser und Lebensmitteln zu versorgen (mit dpa).

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