Lage in Venezuela spitzt sich zu Soldaten befreien Guaido-Verbündeten - Regierung spricht von „Putschversuch“

Caracas · Die Lage in Venezuela spitzt sich weiter zu. Oppositionsführer Guaido hat die Schlussphase in dem seit Monaten tobenden Machtkampf mit Präsident Maduro ausgerufen. Die Regierung spricht von einem Putschversuch.

Im Machtkampf in Venezuela hat sich eine Gruppe der Streitkräfte gegen Staatschef Nicolás Maduro gestellt und einen führenden Oppositionspolitiker befreit. Der selbsterklärte Übergangspräsident Juan Guaidó sagte am Dienstag, er habe gegen Maduro nun die Unterstützung "mutiger Soldaten". Die Regierung prangerte einen "Putschversuch" an und rief ihre Anhänger auf, sich um den Präsidentenpalast in Caracas zu scharen. Die Regierug in Madrid warnte vor einem "Blutvergießen".

"Heute sind mutige Soldaten, mutige Patrioten, mutige Männer, die die Verfassung unterstützen, unserem Aufruf gefolgt", sagte Guaidó in einem in Online-Netzwerken verbreiteten Video, das ihn zusammen mit uniformierten Männern auf einer Militärbasis in Caracas zeigt. Bislang galt die Armee als wichtigste Stütze Maduros.

Der Oppositionspolitiker Leopoldo López erklärt derweil, er sei von Soldaten aus der Haft "befreit" worden. López veröffentlichte im Kurzbotschaftendienst Twitter ein Bild, das ihn mit uniformierten Männern zeigte. Die "Operation Freiheit" und die "letzte Phase" zur Beendigung der Maduro-Regierung hätten begonnen, schrieb López. In Guaidós Video ist López zusammen mit dem Übergangspräsidenten auf der Militärbasis zu sehen.

Die Regierung machte "rechte Putschisten" am Dienstag für die sich überschlagenden Ereignisse verantwortlich. Derzeit sei die Regierung dabei, "Verräter" innerhalb der Armee zu bekämpfen, die sich im Viertel Altamira in Caracas versammelt hätten, schrieb Kommunikationsminister Jorge Rodríguez im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Er rief die Bevölkerung zu "höchster Alarmbereitschaft" auf, um den "Putschversuch abzuwehren und den Frieden zu retten". Verteidigungsminister Vladimir Padrino erklärte dagegen in einer Twitter-Botschaft, die Lage in den Kasernen sei "normal".

Der Vorsitzende der von Maduro zur Entmachtung des Parlaments eingesetzten verfassunggebenden Versammlung, Diosdado Cabello, rief die Regierungsanhänger auf, sich um den Präsidentenpalast in Caracas zu versammeln. "Wir werden sehen, was sie gegen unser Volk ausrichten können", sagte er im Staatsfernsehen.

Derweil rief Kolumbiens Präsident Iván Duque das gesamt Militär des Nachbarlandes auf, Guaidó zu unterstützen. Sie sollten sich auf die "richtige Seite der Geschichte" stellen und die "Diktatur und Usurpation Maduros" zurückweisen, schrieb Duque bei Twitter.

Kolumbiens Außenminister Carlos Holmes Trujillo forderte eine Dringlichkeitssitzung der sogenannten Lima-Gruppe. Dieser gehören 13 Länder aus Lateinamerika und der Karibik sowie Kanada an.

Die spanische Regierung warnte vor einem "Blutvergießen". "Wir unterstützten einen demokratischen und friedlichen Prozess", sagte eine Regierungssprecherin in Madrid zu Journalisten. Sie erneuerte die Forderung nach sofortigen Neuwahlen.

Guaidó liefert sich seit Monaten einen Machtkampf mit Maduro. Der Oppositionsführer wird von mehr als 50 Staaten, darunter Deutschland, als Übergangspräsident des südamerikanischen Staates anerkannt. Für den 1. Mai hatte Guaido zu neuen Massenprotesten aufgerufen.

Der Machtkampf zwischen Maduro und Guaidó lähmt das Land schon seit Monaten. Venezuela leidet zudem unter einer beispiellosen Wirtschaftskrise mit dramatischen Versorgungsengpässen.

Nach Angaben der Vereinten Nationen brauchen fast ein Viertel der 30 Millionen Venezolaner dringend Hilfe. Einem UN-Bericht zufolge sind 3,7 Millionen Menschen unterernährt und mindestens 22 Prozent der Kinder unter fünf Jahren chronisch unterernährt.

(jco/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort