Karsai giftet gegen Amerika USA und Afghanistan scheiden im Streit

Kabul · Freunde gehen anders auseinander: Vor der Machtübergabe in Afghanistan hat der scheidende Präsident Hamid Karsai dem wichtigsten Bündnispartner USA Versagen vorgeworfen.

Die Favoriten der Präsidentschaftswahl in Afghanistan
5 Bilder

Die Favoriten der Präsidentschaftswahl in Afghanistan

5 Bilder

"Die Vereinigten Staaten waren nie erpicht darauf, Afghanistan Frieden und Stabilität zu bringen, weil sie nur ihre eigenen Interessen verfolgt haben", sagte Karsai am Dienstag. Welche Interessen das sein sollten, erläuterte er nicht. US-Botschafter James Cunningham nannte Karsais Äußerungen "rüde und undankbar". Die Bemerkungen "entehren die großen Opfer, die Amerikaner hier gebracht haben und weiterhin bringen", sagte der Diplomat.

Karsai regiert Afghanistan seit dem Sturz des Taliban-Regimes vor knapp 13 Jahren. Seine Kritik an den USA hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Er machte die USA für zahlreiche zivile Opfer bei Militäroperationen verantwortlich und warf ihnen außerdem vor, bei der Präsidentenwahl 2009 gegen ihn gearbeitet zu haben. Am kommenden Montag wird Karsais Nachfolger Aschraf Ghani vereidigt.

Karsai sagte in einer Abschiedsrede an Regierungsmitarbeiter in Kabul: "Die Afghanen sind Opfer eines ausländischen Krieges auf ihrem eigenen Boden." Karsai hat mehrfach betont, der Krieg gegen radikalislamische Gruppen wie die Taliban müsse in deren Zufluchtsorten in Pakistan gekämpft werden, nicht in Afghanistan. Das Nachbarland kritisierte er mit den Worten: "Pakistan will unsere Außenpolitik kontrollieren, aber die afghanische Regierung wird das niemals zulassen."

Bundeskanzlerin Angela Merkel lud den künftigen Staats- und Regierungschef Ghani nach Deutschland ein. Merkel habe am Dienstag mit Ghani telefoniert und ihm gratuliert, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. Deutschland sei bereit, Afghanistan weiterhin zu unterstützen - "sowohl im Sicherheitsbereich als auch in den Bereichen Wirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit".

Die Wahlleitung hatte Ghani am Sonntag zum künftigen Präsidenten erklärt. Vorausgegangen war ein Streit um die Auszählung der Stichwahl von Mitte Juni.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort