Soziales Gefälle in den USA Land der Ungleichheit

Analyse | Düsseldorf · Das soziale Gefälle in den USA hat ein Ausmaß angenommen, das die Gesellschaft zu sprengen droht. Nicht nur das Einkommen, sondern auch die Bildungs-Chancen sind höchst ungleich verteilt. Ausgerechnet in dem Land, das den Kapitalismus groß gemacht hat, steht der Kapitalismus in Frage.

 Die Finanzkrise 2008 hat vor allem die schwarze Mittelschicht (hier: Detroit) arm gemacht.

Die Finanzkrise 2008 hat vor allem die schwarze Mittelschicht (hier: Detroit) arm gemacht.

Foto: Laif

Als Michelle Obama ein kleines Mädchen war, erlebte sie hautnah, was Ungleichheit heißt. In ihrem Viertel in Chicago gab es immer weniger Kinder auf den Spielplätzen. Als erstes zogen die Weißen weg, dann jeder, der es sich leisten konnte. „Den Niedergang spürt man kaum, wenn man mittendrin ist“, schreibt sie in ihrer Autobiografie „Becoming“. Ihre Familie besaß aber einen Buick, das Auto der Stolz des Vaters - „unser Schutz, unser Fenster zur Welt“, wie Obama schreibt. Und mit dem Buick besuchten sie eine andere Familie, die es in einen weißen Vorort geschafft hatte. Als sie abends nach Hause fahren wollten, entdeckten sie einen langen, hässlichen Kratzer am Buick. Michelles Familie war auf der besseren Seite des Lebens nicht willkommen.