"Die Kriegsgefahr ist real" USA rüsten Cyber-Truppen massiv auf

Düsseldorf · Die USA wollen im Kampf gegen Internetattacken massiv aufrüsten. Das Verteidigungsministerium plane eine Steigerung des Personals für Cybersicherheit auf 4900 von derzeit 900 Militärs und Zivilisten.

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Foto: dapd

Die USA sagen dem Cyberkrieg den Kampf an. Das auf diesen Bereich der Verteidigung spezialisierte Kommando des Pentagon soll sich demnach künftig in drei verschiedene Einsatzbereiche gliedern. Das berichteten "Washington Post" und "New York Times" unter Berufung auf Regierungsvertreter.

Neben dem Schutz von Computersystemen, die nationale Infrastruktureinrichtungen wie Stromnetze steuern, gehe es um die Abwehr von Hackerattacken auf die ministeriumseigenen Systeme sowie eigene Cyberangriffe auf Ziele im Ausland. Die Zahl der Mitarbeiter soll verfünffacht werden und von aktuell rund 900 auf 4900 steigen.

Große Herausforderung für USA

Pentagon-Sprecher erklärten der "New York Times", es werde das Ministerium vor eine große Herausforderung stellen, in den kommenden Jahren eine solch hohe Anzahl an qualifizierten Mitarbeiten zu finden, zu trainieren und einzuarbeiten. Man sei aber stetig auf der Suche.

"Die Gefahr ist real, und wir müssen ihr begegnen", zitierte die "NY Times" William J. Lynn III, einen ehemaligen, stellvertretenden Verteidigungsminister der USA, der im Bereich Cyberkriminalität tätig war.

Die Angst vor "Cyber-Pearl-Harbor"

Wie die "Washington Post" auf ihrer Internetseite weiter mitteilt, geht diese Initiative auf Verteidigungsminister Leon Panetta zurück, der bereits im Oktober des vergangenen Jahres vor einem "Cyber-Pearl-Harbor" warnte. Die USA seien, so seine Auffassung, zunehmend verwundbar, was die Angriffe ausländischer Hacker betrifft.

Ausschlaggebend für den massive Aufstockung war laut "Washington Post" die Attacke gegen das Netzwerk der Ölfirma Saudi Aramco im August 2012, bei dem 30.000 Computer mit einem Virus infiziert worden waren.

China, Russland und Iran

Als mögliche Angriffsziele hatte Panetta insbesondere das nationale Stromnetz, die Verkehrsinfrastruktur des Landes, das Finanz-Geflecht und den Regierungsapparat identifiziert.

Ein einzelnes Land oder eine extremistische Vereinigung könne, wird Panetta zitiert, eine nationale Katastrophe verursachen. Daher müsse der technologische Vorsprung feindlich eingestellter Länder wie China, Russland oder Iran aufgefangen werden.

Alexander leitet zwei Institutionen

Wie die "Washington Post" vermeldete, soll Keith B. Alexander einer der Antreiber des Aufrüstungsplans sein. Alexander leitet das Cyber Command der US-Streitkräfte und den Geheimdienst NSA (National Security Agency). Wie die Zeitung weiter berichtete, beschränke sich der Wirkungsbereich der aufgestockten Cyber-Streitkräfte zunächst aufs Ausland.

Erst wenn nationale Instanzen wie die Bundespolizei FBI um Hilfestellung bitten würden, werde man auch innerhalb der US-Grenzen aktiv werden. Die Zeitung zitiert einen hochrangigen Verteidigungsexperten mit den Worten: "Hier geht es nicht darum, zu verhindern, dass das Konto von Mrs. Smith gehackt wird." Es gehe um etwas "Großes".

(nbe)
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