Behörden waren gewarnt USA ließen Attentäter wissentlich mitfliegen

Washington (RPO). Dem mutmaßlichen Flugzeug-Attentäter von Detroit konnte nach Angaben der US-Regierung trotz der Warnungen seines Vaters das Visum nicht entzogen werden. Dazu seien die Informationen, die das US-Außenministerium und das US-Zentrum für Terrorbekämpfung (NCTC) aus Nigeria erhalten hatten, "unzureichend" gewesen, sagte Außenamtssprecher Ian Kelly.

Behörden waren gewarnt: USA ließen Attentäter wissentlich mitfliegen
Foto: SITE, AFP

US-Präsident Barack Obama hat nach dem fehlgeschlagenen Anschlag auf eine Passagiermaschine eine Überprüfung der Luftsicherheitsbestimmungen und des Warnlistensystems für Terrorverdächtige angeordnet. Darüber hinaus forderte er die für nationale Sicherheit zuständigen Beamten auf, den Druck auf Terroristen aufrecht zu erhalten. Das Nationale Terrorabwehrzentrum hat zugelassen, dass der Attentäter trotz Warnungen sein Einreisevisum behalten durfte. Zu dem versuchten Anschlag bekannte sich Al Kaida auf der Arabischen Halbinsel.

Obama erklärte am Montag in seinem Urlaubsort in Honolulu, die Regierung tue alles, um die Sicherheit von US-Bürgern zu garantieren. Die Behörden würden nicht aufgeben, bis sie jeden an dem Anschlagsversuch in Detroit Beteiligten aufgespürt und zur Verantwortung gezogen hätten. Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen des Präsidenten zu dem Zwischenfall am Freitag.

Nach Angaben des US-Außenministeriums hatten die Antiterror-Behörden am 20. November Information über Umar Farouk Abdulmutallab erhalten — einen Tag, nachdem der Vater des Nigerianers die US-Behörden über die extremen religiösen Ansichten seines Sohnes gewarnt hatte. Die Informationen seien aber nicht ausreichend gewesen, dem 23-Jährigen das Visum wieder zu entziehen, sagte Ministeriumssprecher Ian Kelly. Die Behörden erhielten tausende Informationen über angebliche Verdächtige, und die seien nicht immer zutreffend. Abdulmutallab erhielt Kelly zufolge 2008 ein zwei Jahre gültiges Visum. Er habe Geld vorweisen können, eine angesehene Schule besucht und die USA bereits zuvor besucht.

Der frühere Heimatschutzminister Michael Chertoff erklärte, wenn ein Elternteil sich mit Bedenken wegen seines Kindes an die Behörden wende, werfe das Fragen auf. Er selbst hätte in diesem Fall weitere Fragen gestellt, sagte Chertoff in einem Interview.

Attentäter lebte vier Monate lang im Jemen

Al Kaida auf der Arabischen Halbinsel erklärte, bei dem versuchten Anschlag handele es sich um Vergeltung für eine US-Aktion gegen die Organisation im Jemen. Abdulmutallab habe sein Vorgehen mit Mitgliedern der Organisation koordiniert, hieß es in einer am Montag im Internet veröffentlichten Erklärung. Der 23-Jährige hatte bereits unmittelbar nach der Tat erklärt, im Auftrag von Al Qaida zu handeln. Nach Angaben des Außenministeriums in Sanaa hatte Abdulmutallab von August bis Anfang Dezember im Jemen gelebt.

Jemenitische Truppen hatten mit Unterstützung des US-Geheimdienstes im Dezember zwei Luftangriffe gegen Al-Qaida-Kämpfer geflogen. Der zweite erfolgte einen Tag vor dem versuchten Anschlag in Detroit. Al Qaida erklärte, Abdulmutallab habe Sprengstoff verwendet, der von Mitgliedern der Organisation hergestellt worden sei. Al Qaida auf der Arabischen Halbinsel ist ein Bündnis militanter Kämpfer aus Saudi-Arabien und dem Jemen.

(apd/afp/spo)
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