Nach Nordkoreas Kriegsdrohungen USA errichten Raketenabwehr auf Pazifik-Insel

Washington · Das Regime in Nordkorea provoziert weiter. In der Nacht drohte das Land den USA offiziell mit einem Atomschlag. Militärische "Operationen ohne jede Rücksicht" seien nun bewilligt, hieß es. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel nimmt die Drohungen ernst. Die USA reagieren.

Kampfbereitschaft: Nordkorea mobilisiert Massen
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Auf der Pazifikinsel Guam östlich der Philippinen wird zusätzlich ein Raketenabwehrsystem stationiert, wie das Verteidigungsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. US-Verteidigungsminister Chuck Hagel nannte die fortgesetzten Kriegsdrohungen Nordkoreas eine echte Gefahr für die USA und ihre Verbündeten in Südostasien.

Seine Regierung werde alles tun, um diese Gefahr zu entschärfen, sagte er in Washington in einer Rede in der National Defense University. Nach seinen Worten gibt trotz der eskalierten Krise nach wie vor einen Weg zum Frieden auf der koreanischen Halbinsel. Dieser führe aber nicht über den Weg, mit Atomschlägen zu drohen, sagte er mit Blick auf das kommunistische Regime in Pjöngjang.

Bereits Mitte März hatte Hagel angekündigt, dass 14 neue Abwehrsysteme den Schutzschild an der Westküste des Landes verstärken sollen. Die Anlagen werden wohl vor allem in Alaska aufgestellt. Auch in Japan soll laut Hagel eine neue Anlage zur Radarüberwachung entstehen. Beide Ankündigungen dürften auch in Zusammenhang mit den Drohungen der letzten Wochen aus Nordkorea stehen.

Laut südkoreanischen Angaben hat Nordkorea sein Drohpotenzial gegen die USA weiter erhöht und eine Rakete mit einer "erheblichen Reichweite" an seine Ostküste verlegt. Südkoreas Verteidigungsminister Kim Kwan Jin sagte vor Abgeordneten am Donnerstagmorgen in Seoul, die Rakete könne jedoch nicht das amerikanische Festland erreichen. Offenbar handle es sich entgegen japanischer Medienberichte nicht um eine Langstreckenrakete vom Typ KN 08, mit der die USA direkt angegriffen werden könnten. Kim sagte, er kenne Nordkoreas Gründe für die Aktion nicht, möglicherweise sei die Verlegung für einen Test oder eine Übung vorgenommen worden.

"Atomangriff offiziell genehmigt"

Nordkoreas Militär hatte zuvor offiziell grünes Licht für einen Angriff gegen die USA gegeben, der auch den Einsatz von Atomwaffen einschließt. Ein Sprecher des Generalstabs der nordkoreanischen Volksarmee erklärte, er informiere die Regierung und das Verteidigungsministerium in Washington offiziell darüber, dass "dieser gnadenlose Einsatz der Streitkräfte" endgültig geprüft und genehmigt worden sei.

Die "stetig eskalierende feindselige Politik der USA gegen Nordkorea sowie ihre rücksichtslose nukleare Drohung" würden "vom starken Willen" der gesamten Streitkräfte und des Volkes sowie "kleineren, leichteren diversifizierten nuklearen Angriffsmitteln auf dem neuesten Stand" niedergeschmettert.

EU droht "geschlossene Antwort" an

Unterdessen hat die Europäische Union Nordkorea davor gewarnt, im Konflikt um sein Atomprogramm weiter auf Konfrontation zu setzen. "Anhaltende Verstöße gegen internationale Verpflichtungen durch Nordkorea, die die Stabilität in der Region bedrohen, werden unausweichlich zu einer noch geschlosseneren Antwort der internationalen Gemeinschaft führen", erklärte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton am Donnerstag in Brüssel. Ashton reagierte damit auf die Ankündigung Nordkoreas, seinen stillgelegten Atomreaktor in Yongbyon wieder in Betrieb zu nehmen.

Nordkorea solle damit aufhören, die Spannungen auf der Koreanischen Halbinsel weiter anzuheizen, forderte Ashton. Die EU-Außenbeauftragte rief die Führung des abgeschotteten Landes auf, wieder mit der internationalen Gemeinschaft in einen Dialog zu treten, auch im Rahmen der Verhandlungen der Sechser-Gruppe aus Nord- und Südkorea, China, Japan, Russland und den USA. Der Atomreaktor in Yongbyon war im Sommer 2007 nach Verhandlungen der Sechser-Gruppe abgeschaltet worden. In Yongbyon wurde Plutonium produziert, das Nordkorea für seine beiden Atomwaffentests 2006 und 2009 nutzte.

Der Norden hatte in den vergangenen Wochen seine Kriegsrhetorik verschärft. Unter anderem hat das Land erklärt, sich wieder im Kriegszustand mit Südkorea zu befinden. Zwischen den beiden Staaten hatte es nach dem Koreakrieg von 1950 bis 1953 nie einen Friedensvertrag gegeben. Hintergrund der jüngsten Eskalation ist der Streit über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm.

Am Mittwoch hatte Nordkorea rund 480 südkoreanischen Arbeitern den Zutritt zur gemeinsamen Sonderwirtschaftszone Kaesong verweigert. Der 2004 eröffnete Industriepark ist eines der wenigen Symbole der Zusammenarbeit zwischen den beiden koreanischen Staaten. Rund 120 südkoreanische Firmen sind in Kaesong aktiv und produzierten im vergangenen Jahr Waren wie Uhren, Schuhen und Kleidung im Wert von 470 Millionen Dollar. Mehr als 50.000 Nordkoreaner sind dort beschäftigt und arbeiten unter Führungskräften aus dem Süden.

(ap/AFP/felt/csi)
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