Krieg in Gaza USA blockieren UN-Entschließung

New York (RPO). Die USA haben im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einen Appell für einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen blockiert. Eine solche Entschließung würde von der Hamas nicht befolgt und wäre daher der Glaubwürdigkeit des Weltsicherheitsrats abträglich, sagte der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter Alejandro Wolff am Samstag in New York.

Europa protestiert gegen Gewalt in Gaza
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Die Initiative für eine weitere Erklärung des Rates ging von arabischen Staaten aus. Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach sich nach dem Beginn der israelischen Offensive für einen sofortigen Waffenstillstand aus. Der libysche UN-Botschafter Giadalla Ettalhi kritisierte, dass sich die USA allen Bemühungen um einen Kompromiss widersetzt hätten.

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas hat das Scheitern einer Erklärung des UN-Sicherheitsrats zum einem Waffenstillstand im Gazastreifen kritisiert. Das Geschehen im UN-Sicherheitsrat sei eine "Farce" und beweise, dass die USA und Israel die Entscheidungsfindung in dem Gremium beherrschten, erklärte Hamas-Sprecher Fausi Barhum am Sonntag.

Hamas: "EU unterstützt Israels Verbrechen"

Der UN-Sicherheitsrat habe damit Israel die Möglichkeit gegeben, "sein Massaker" im Gazastreifen fortzusetzen. Der UN-Sicherheitsrat hatte sich am Samstag in seiner Sondersitzung nicht auf eine Erklärung zu einem Waffenstillstand im Konflikt zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden Hamas einigen können.

Barhum warf der von Tschechien geführten EU-Ratspräsidentschaft zudem Einseitigkeit zugunsten Israels vor. Die EU unterstütze die von Israel im Gazastreifen begangenen "Verbrechen", kritisierte der Hamas-Sprecher. Der tschechische Regierungschef und amtierende EU-Ratspräsident Mirek Topolanek hatte die israelische Bodenoffensive im Gazastreifen am Samstag als "eher defensiv als offensiv" bezeichnet.

Die Offensive

Unterstützt von Panzern und Kampfhubschraubern sind mehrere tausend israelische Soldaten in der Nacht zum Sonntag in den Gazastreifen vorgestoßen. Es kam zu heftigen Gefechten mit Kämpfern der palästinensischen Organisation Hamas. Dabei wurden nach Militärangaben mindestens 30 israelische Soldaten verletzt. Die Truppen schnitten die Stadt Gaza vom Süden des Küstenstreifens ab.

"Dies wird nicht einfach sein und es wird nicht von kurzer Dauer sein", sagte Verteidigungsminister Ehud Barak zwei Stunden nach Beginn der Bodenoffensive. Ein kleiner Kreis der führenden Minister beriet am Samstag vier Stunden lang, ehe der Befehl zum Einmarsch gegeben wurde. Ministerpräsident Ehud Olmert sagte, Ziel der Offensive sei nicht der Sturz der Hamas, sondern die Einstellung der Raketenangriffe vom Gazastreifen auf Israel.

Eine Woche zuvor hatte Israel tägliche Luftangriffe auf Ziele der Hamas im Gazastreifen gestartet. Dabei kamen mehr als 480 Menschen ums Leben.

Moschee in Beit Lahija bombardiert

Unmittelbar vor dem Einmarsch der Truppen griff israelische Artillerie den Osten der Stadt Gaza an. Ziel waren Stellungen, in denen Hamas-Kämpfer vermutet wurden. Außerdem sollten offenbar Sprengsätze und Minen zur Explosion gebracht werden, die in Erwartung der Bodenoffensive an der Grenze zu Israel platziert worden waren.

Der Nachthimmel über Gaza war erleuchtet von den Blitzen der abgeschossenen Panzergranaten. Immer wieder erschütterten Explosionen die Stadt und brachten die Mauern der größeren Gebäude zum Beben. Die Angriffe von F-16-Kampfflugzeugen dauerten weiter an. Bei der Bombardierung einer Moschee in Beit Lahija wurden nach Angaben palästinensischer Ärzte 13 Menschen getötet und 33 verletzt.

Fernsehbilder zeigten Soldaten mit Tarnfarbe im Gesicht, die in einer langen Reihe die Grenze überschritten. Augenzeugen berichteten am Sonntagmorgen von israelischen Soldaten in der Ortschaft Beit Lahija, nördlich von Gaza.

In der Stadt selbst stand der von der Hamas betriebene Rundfunksender Al Aksa nach einem Raketentreffer in Flammen. Das Gebäude war bereits zu Beginn der Luftangriffe evakuiert worden.

Die Hamas kündigte entschiedenen Widerstand gegen den Truppenvorstoß an. "Ihr seid reingekommen wie Ratten", sagte Hamas-Sprecher Ismail Radwan kurz nach Beginn der Invasion über das Al-Aksa-Fernsehen, das weiter einen versteckten Sender betreibt. "Gaza wird zum Friedhof für euch werden."

(AP)
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