100.000 neue Twitter-Freunde am Wochenende Wirbel um Mitt Romneys falsche Follower

Providence · Betrug an der Wahlurne, das war gestern. In Internetzeiten wird in den USA lieber darüber spekuliert, wie es der republikanische Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney schaffte, an einem Wochenende mehr als 100.000 neue Follower auf Twitter zu bekommen.

Romneys Patzer vor Kriegsschiff-Kulisse
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Das mag vielen Menschen nebensächlich erscheinen, aber nicht denen, die in den sozialen Netzwerken zuhause sind, oder den Wahlkampfmanagern, die für das "digitale Image" ihres Kandidaten zuständig sind.

Eine Analyse der Firma Barracuda Labs kam zu dem Ergebnis, dass viele der neuen Follower, die Romney kürzlich an einem Juli-Wochenende hinzu gewann, nicht echt waren. Unklar bleibt, wer dafür verantwortlich war: sein Wahlkampfteam, ein Anhänger oder einer seiner Gegner? Romney stieg damals von 673.000 auf 814.000 Follower. Inzwischen hat er fast 900.000. Präsident Barack Obama bringt es bei Twitter auf mehr als 18 Millionen Anhänger.

Ein Mitarbeiter aus Romneys Wahlkampfteam, Zac Moffatt, erklärte, man habe keine Follower gekauft und halte die Zahlen auch nicht für so wichtig. "Wenn der gewinnt, der die meisten Twitter-Follower hat, dann hätte Obama keine Chance gegen Lady Gaga oder Justin Bieber", erklärte Moffatt. "Es geht darum, ob Leute die Beiträge weiterleiten oder mit anderen teilen. Das ist das, was für uns zählt."

Und das scheint ein Bereich zu sein, in dem Romney tatsächlich punkten kann. Obama habe zwar mehr Follower und twittere häufiger als Romney, erklärt Zach Green, der Chef von 140elect, einer Firma, die Twitter-spezifische politische Beratung anbietet. Dafür würden aber Romneys Tweets häufiger von anderen geteilt.

Twitter-Follower im Angebot

Welcher Follower bei Twitter falsch ist, lässt sich nur schwer sagen. Auf Websites werden 10.000 Twitter-Follower schon für 52 Dollar angeboten. Twitter verbietet zwar genauso wie Facebook derartige Dienste, die Kontrolle aber ist schwierig. Zur Anmeldung reichen ein falscher Name und eine falsche E-Mail-Adresse. Facebook schätzt, dass rund vier Prozent der weltweit 950 Millionen Nutzer nicht echt sind. Für Twitter liegen keine ähnlichen Zahl vor.

Von der künstlichen Aufblähung der Follower-Zahlen könnten vielleicht weniger bekannte Kandidaten profitieren, erklärt Brian Frederick, Professor an der Bridgewater State University in Massachusetts. Sie könnten damit einen Anschein von Popularität erwecken und würden vielleicht auch von einigen Medien ernster genommen.

Keine Vorteile, sondern nur viele Nachteile durch solche Aktionen sieht hingegen Wendy Schiller, die Politische Wissenschaften an der Brown University lehrt. Die Zahlen seien den Wählern egal, sagt sie. "Aber es interessiert sie, wenn man betrügt, wenn man lügt, wer einen unterstützt. Warum sollte man seine Glaubwürdigkeit riskieren, indem man so etwas macht?"

80 Mitarbeiter für digitale Medien

Ähnliche Verdächtigungen wie jetzt gab es im vergangenen Jahr auch schon gegen den republikanischen Politiker Newt Gingrich, der Berichte zurückweisen musste, er habe für irgendeinen seiner 1,3 Millionen Twitter-Follower bezahlt.

Wie wichtig die sozialen Netzwerke den Politikern sind, zeigt sich auch darin, dass in Romneys Team allein 80 Leute für digitale Medien arbeiten, viele davon sind in den sozialen Netzwerken aktiv. Obamas-Wahlkampfteam wollte dazu keine Angaben machen. Es betonte nur, über die sozialen Netzwerke könne direkt mit den Wählern kommuniziert werden, ohne jeden Filter.

(APD)
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