Video mit frauenfeindlichen Äußerungen Donald Trumps selbstzerstörerischer Sexismus

Nach der Veröffentlichung eines Skandalvideos verweigern jetzt sogar die Republikaner ihrem Kandidaten Donald Trump zunehmend die Gefolgschaft. Die Affäre setzt ihn vor dem zweiten TV-Duell in der Nacht zum Montag gegen Hillary Clinton gewaltig unter Druck. Ist das Rennen um das Weiße Haus damit schon gelaufen?

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Das ist Donald Trump

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Foto: AP/Andrew Harnik

Eine ernst gemeinte Entschuldigung klingt anders. "Ich habe einige dumme Sachen gesagt, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen Worten und Taten anderer Leute. Bill Clinton hat tatsächlich Frauen missbraucht und Hillary hat seine Opfer gemobbt, angegriffen und beschämt", sagt der US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump, nachdem dessen sexistische Kommentare öffentlich geworden waren. Zugleich drohte er: "Wir werden in den kommenden Tagen mehr darüber reden." Einen Rücktritt von der Kandidatur lehnte er ab: Er werde niemals aufgeben. Per Twitter wetterte er: "So viele selbstgerechte Heuchler!"

Grund für diesen Gegenangriff: Die "Washington Post" hatte ein Video von 2005 veröffentlicht, in dem Donald Trump mit frauenfeindlichen Bemerkungen zu hören ist. Unter anderem sagt er, als Star könne man sich bei Frauen alles erlauben und ihnen auch zwischen die Beine fassen. Trump macht seine Bemerkungen im Gespräch mit dem damaligen Moderator der Sendung "Access Hollywood", Billy Bush - einem Vetter von Ex-Präsident George Bush.

Trump fällt zurück

Schon vor dem Auftauchen des Mitschnitts steckte Trumps Kampagne in Schwierigkeiten. Ein schwacher Auftritt bei der ersten TV-Debatte gegen Clinton und mehrere umstrittene Äußerungen hatten ihn in den Umfragen um fast fünf Prozentpunkte zurückfallen lassen. Auch in einer Reihe möglicherweise entscheidender Bundesstaaten sah es schlecht aus für Trump. Sein Versuch, über seine überwiegend weiße und männliche Kernanhängerschaft hinaus Wählergruppen wie gebildete Frauen anzusprechen, dürfte endgültig gescheitert sein.

Trump hatte schon häufig mit umstrittenen Äußerungen für Furore gesorgt. Der Grund, warum viele republikanische Politiker ausgerechnet die jetzt aufgetauchten Aufnahmen als Wendepunkt verstehen, liegt darin, dass der Wahlkampf weit fortgeschritten ist und viele von ihnen ihre eigenen Wahlkämpfe um Sitze im Repräsentantenhaus oder im Senat führen und die vulgären Ausfälle des Kandidaten als Risiko für die eigene Karriere sehen. Zudem dürften einige angesichts des Abwärtstrends des Trump-Wahlkampfs auf eine passende Gelegenheit gewartet haben, um sich vom Kandidaten abzusetzen.

Republikaner finden passende Chance, sich von Trump abzuwenden

Bereits am Samstag distanzierten sich laut "New York Times" rund drei Dutzend republikanische Parlamentsabgeordnete und Gouverneure von Trump. Mike Lee, Senator aus Utah, sagte, ein Wahlsieg mit Trump sei unmöglich. Selbst Trumps Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Mike Pence, zeigte sich entsetzt. Laut Medienberichten verlangen einige Geldgeber der Republikaner Spenden zurück.

Der ehemalige Präsidentschaftskandidat John McCain, der 2008 gegen Barack Obama unterlag, und die frühere Außenministerin Condoleezza Rice gehörten zu den prominentesten Republikanern, die Trump für unwählbar erklärten. Rice rief den Milliardär auf, seine Kandidatur zu beenden. Auch das katholische Interessenbündnis Catholicvote.org forderte Trumps Rücktritt. Einige konservative Trump-Gegner forderten Pence auf, er solle die Kandidatur übernehmen. Trumps Ehefrau Melania erklärte, auch sie halte die Äußerungen ihres Mannes für verletzend, bat die Amerikaner aber, seine Entschuldigung anzunehmen.

Kandidatenwechsel wird schwierig

Selbst wenn Trump den Appellen seiner Kritiker folgen würde, wäre ein Kandidatenwechsel für die Republikaner sehr schwierig. In einigen Bundesstaaten hat die Stimmabgabe bereits begonnen - es ist also unmöglich, Trumps Namen von allen Wahlzetteln zu entfernen.

Der Skandal um Trump lenkte die Aufmerksamkeit fast völlig von Enthüllungen über Clinton ab. Fast gleichzeitig mit dem Wirbel um Trumps Äußerungen veröffentlichte Wikileaks Auszüge aus Reden Clintons bei Veranstaltungen von Privatbanken aus den vergangenen Jahren. In den Ansprachen, für die Clinton insgesamt mehr als 20 Millionen Dollar erhalten haben soll, spricht sich die Demokratin für Freihandel aus und nimmt die Banken mit Blick auf die Finanzkrise in Schutz. Im Wahlkampf vertritt Clinton inzwischen wesentlich protektionistischere Positionen.

(RP)
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