Übereinstimmende Berichte Kamala Harris macht Tim Walz zum Vize-Kandidaten
Washington · Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris will offenbar zusammen mit dem Gouverneur des Bundesstaates Minnesota, Tim Walz, in den Wahlkampf ziehen. Mit der Entscheidung setzt Harris offenbar auf eine Stärkung der Demokraten im Mittleren Westen.
Die Demokratin Kamala Harris hat nach Medienberichten Tim Walz als ihren Vizekandidaten für die US-Präsidentschaftswahl im November auserkoren. Der US-Sender CNN und die Nachrichtenagentur AP meldeten die Entscheidung unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen. Die offizielle Bekanntgabe steht noch aus.
Die 59-jährige Harris will bei der Wahl im November gegen den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump antreten. Der 78-Jährige wiederum hat sich als Vizekandidaten den Senator J.D. Vance aus dem Bundesstaat Ohio an seine Seite geholt, der in den vergangenen Wochen jedoch einen holprigen Start hinlegte.
Mit Walz will Harris nun offenbar auf eine Stärkung der Demokraten im Mittleren Westen setzen. Der 60-jährige Walz ist seit 2019 Gouverneur des Bundesstaats Minnesota und saß vorher viele Jahre als Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Vor seiner politischen Laufbahn war er Lehrer. Der zweifache Vater hat kein starkes nationales Profil, ist aber bekannt für seine bodenständige und direkte Art, politische Botschaften zu transportieren. Er ist ein Veteran des Militärs und Unterstützer von Gewerkschaften, der in Minnesota eine ehrgeizige Agenda mit umgesetzt hat. Dazu gehören ein umfassender Schutz von Abtreibungsrechten und großzügige Hilfen für Familien. Walz gilt außerdem als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache Zugang auch zu Wählern ohne akademische Bildung findet.
Reaktionen aus dem republikanischen Lager
Walz erregte zuletzt Aufsehen, weil er den rechtspopulistischen, republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump und dessen Vizekandidaten J.D. Vance als „weird“ („merkwürdig“, „schräg“) bezeichnete. Er gilt als Erfinder dieses Etiketts, das landesweit Verbreitung fand und das auch Harris seither häufig für ihren Rivalen anwendet.
Das Wahlkampfteam Trumps bezeichnete Walz am Dienstag als „gefährlichen linksliberalen Extremisten“. „Wenn Walz den Wählern nicht die Wahrheit sagt, werden wir es tun: Genau wie Kamala Harris ist Tim Walz ein gefährlicher linksliberaler Extremist“, erklärte Trumps Wahlkampfsprecherin Karoline Leavitt. Der „Traum“ von Harris und Walz sei es, die USA in ein Ebenbild Kaliforniens zu verwandeln - „der Albtraum eines jeden Amerikaners“.
Kein einfaches Amt
Das Amt des Vizepräsidenten ist generell kein einfaches: Aufgabe des Stellvertreters ist es, die Politik des Präsidenten anzupreisen und zu vertreten, gleichzeitig eigene Akzente zu setzen, ohne aber dem Chef die Schau zu stehlen, keine Patzer zu machen, ohne aber selbst zu sehr zu glänzen. Harris selbst konnte auf dem Posten - als Vize des demokratischen Amtsinhabers Joe Biden - in den vergangenen dreieinhalb Jahren nicht punkten und blieb eher blass. Sie war als erste Frau und erste Schwarze in der US-Geschichte auf das Vizepräsidentenamt aufgerückt.
Im Juli war sie schließlich in einer dramatischen Wende zur Frontfrau der Demokraten geworden, nachdem sich Biden aus dem Wahlkampf zurückgezogen hatte. Der 81-Jährige war wegen seines Alters und Zweifeln an seiner mentalen Fitness in den eigenen Reihen unter Druck geraten und hatte schließlich seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen verkündet. Biden schlug direkt bei seinem Ausstieg seine Stellvertreterin als Ersatzkandidatin vor, und die Partei versammelte sich im Eiltempo hinter ihr. Per Online-Abstimmung wurde sie offiziell als Präsidentschaftskandidatin der Partei nominiert.
Das Duo tritt erstmals gemeinsam auf
Vom 19. bis 22. August kommen die Demokraten zu einem großen Parteitag in Chicago zusammen. Harris' offizielle Nominierung hätte eigentlich dort stattgefunden, wurde aus bürokratischen Gründen aber vorgezogen und digital abgewickelt. Die Versammlung in Chicago dürfte die Partei nun vor allem nutzen, um Harris und ihren neuen Vize mit viel Show und Pomp zu zelebrieren und Schwung für den weiteren Wahlkampf zu geben.
Vor dem Parteitag planen Harris und Walz in den kommenden Tagen eine Blitz-Wahlkampftour durch die sieben am meisten umkämpften Bundesstaaten: Pennsylvania, Wisconsin, Michigan, North Carolina, Georgia, Arizona und Nevada. In diesen sogenannten Swing States steht nicht schon vorab fest, ob aus Tradition der Kandidat der Republikaner oder der Demokraten siegen wird. Deshalb sind diese Bundesstaaten wahlentscheidend. Der erste gemeinsame Auftritt des Duos steht am Dienstagabend (Ortszeit) in Philadelphia an.