Daten und Fakten So funktioniert die US-Wahl 2020

Washington · Wahltag in den USA: Stimmen die Amerikaner für Donald Trump oder Joe Biden? Wann ist es soweit - und warum wird eigentlich dienstags gewählt? Wir erklären, wie das US-Wahlsystem funktioniert.

US-Wahl 2020 - Kandidaten und Bewerber für Präsidentschaftswahl heute
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Das sind die Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahl 2020

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Foto: dpa/Matt Rourke
  • Die Amerikaner wählen ihr Staatsoberhaupt indirekt. Denn tatsächlich stimmen erst die Wahlmänner und -frauen über den Präsidenten und seinen Vertreter ab. Ähnlich wie bei der Wahl zum deutschen Bundestag, bei der auch die Bundestagsabgeordneten später den Kanzler bestimmen. 538 Wahlleute bilden das Electoral College in den USA, das Wahlmännergremium. Sie werden aus den 50 Bundesstaaten und Bundesdistrikten entsandt. Die Wahlergebnisse in den einzelnen US-Bundesstaaten legen fest, für welchen Kandidaten die Wahlmänner des jeweiligen Staates am 3. November 2020 stimmen müssen.
  • Die Vorwahlen, bei denen bestimmt wird, wer im Namen welcher Partei antritt, laufen bereits. Dabei gilt vor allem der Super Tuesday am 3. März als wichtig.
  • Präsident Donald Trump und Joe Biden sind zwar noch nicht offiziell von ihren Parteien nominiert, aber das Rennen um das Weiße Haus wird zwischen ihnen entschieden werden. Mit dem Ausstieg seines letzten verbliebenen Konkurrenten Bernie Sanders hat Joe Biden die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten sicher. Im August ist auf dem Parteitag im ersten Wahlgang eine Mehrheit von mindestens 1991 Delegierten nötig.
  • Ob der demokratische Kandidat (eine Übersicht finden Sie hier) oder Republikaner Donald Trump ins Weiße Haus zieht, wird die Welt allerdings schon am Ende des Wahltages wissen — sobald die Ergebnisse aus den Staaten vorliegen. Denn in fast allen US-Bundesstaaten gilt: "The winner takes it all" (Der Gewinner bekommt alles). Es wird nach dem Mehrheitsprinzip verfahren. Der Kandidat, der die meisten Stimmen erhält, erhält auch alle Wahlmänner dieses Staates. Diese müssen dann für den Gewinner stimmen.
  • Zwei Ausnahmen gibt es allerdings, diese sind für den Ausgang der Wahl normalerweise aber nicht entscheidend. In den beiden kleinen Bundesstaaten Maine (vier Wahlmänner) und Nebraska (fünf Wahlmänner) werden nur zwei Wahlmänner nach dem Prinzip "The winner takes it all" vergeben. Die anderen werden mit relativer Mehrheitswahl bei der Wahl des Repräsentantenhauses gewählt.
  • Die Anzahl der Wahlleute pro Bundesstaat ist von der Bevölkerungszahl des jeweiligen Staates abhängig: je mehr Einwohner, umso mehr Wahlleute. Deshalb stellt Kalifornien, mit mehr als 33 Millionen Einwohnern, die meisten Wahlleute (55) — gefolgt von Texas (38), New York und Florida (je 29). Der Kandidat, der insgesamt mindestens 270 Wahlleute auf seiner Seite hat, wird US-Präsident.
  • Es ist für die Kandidaten also wichtig, die bevölkerungsstarken Bundesstaaten zu gewinnen. Denn durch das "The-Winner-Takes-It-All"-Prinzip ist es möglich, dass ein Kandidat zwar die Mehrheit der Bundesstaaten gewinnt oder gar die Mehrheit aller Wählerstimmen in den USA und dennoch nicht Präsident wird. Zum Beispiel wenn der andere Kandidat alle großen Staaten und somit die Mehrzahl der Wahlleute gewonnen hat. Theoretisch reicht es, die elf bevölkerungsreichsten Bundesstaaten zu gewinnen.
  • Dass schon ein großer Bundesstaat bei engen Wahlen über Sieg oder Niederlage entscheiden kann, hat die Wahl im Jahr 2000 gezeigt. Damals traten George W. Busch und Al Gore gegeneinander an. Sieg und Niederlage hingen am Ende am Bundesstaat Florida. Busch gewann in Florida damals knapp und damit das Rennen um das Präsidentenamt. 537 Stimmen waren am Ende ausschlaggebend, dass Busch knapp über die nötigen 270 Wahlmänner kam und nicht Gore.
  • Alle US-Bürger ab dem 18. Lebensjahr, die ihren Wohnsitz in einem der 50 Bundesstaaten oder in der Hauptstadt Washington haben, sind am 3. November wahlberechtigt. Das sind etwa 219 Millionen Menschen. Wählen dürfen aber auch im Ausland lebende US-Bürger wie beispielsweise Soldaten oder Diplomaten. Bewohner von Außengebieten, wie etwa Puerto Rico, dürfen nicht wählen. Auch illegale Einwanderer sowie Personen, denen aufgrund von Straftaten das Wahlrecht aberkannt wurde, sind nicht wahlberechtigt. Wer wählen will, muss sich in Eigenverantwortung registrieren lassen. Die Termine und Regeln dafür unterscheiden sich von Bundesstaat zu Bundesstaat. Die bestehenden Hürden für eine Registrierung sind ein Grund für die relativ geringe Wahlbeteiligung. Sie liegt in der Regel bei etwas mehr als 50 Prozent.
  • Das US-Wahlsystem führt auch dazu, dass Prognosen über den Ausgang schwierig sind. Umfragen wie "Wen würden Sie wählen, wenn heute Wahl wäre?" sagen in Amerika nur dann etwas über den Ausgang der Wahl aus, wenn sie für jeden Bundesstaat einzeln durchgeführt werden. Die Vielzahl der Umfragen erhöht aber die Rate des sogenannten Vorhersagefehlers — also die Abweichung vom tatsächlichen Ergebnis.
  • Wie genau diese Prognosen sind, wird sich am 3. November zeigen. Den Auftakt zur 59. Präsidentschaftswahl macht dann das Dorf Dixville Notch im Bundesstaat New Hampshire. Dort wird am Election Day, dem Wahltag, traditionell ab 0 Uhr gewählt. Dann folgen nach und nach Staaten, die weiter westlich in den USA liegen.
  • Seit 1845 ist der Wahltag ("Election Day") in den Vereinigten Staaten stets am Dienstag nach dem ersten Montag im November. Dadurch fällt die Wahl immer auf einen Tag zwischen dem 2. und 8. November. Aber warum? Im 19. Jahrhundert lebten die meisten Amerikaner noch von der Landwirtschaft. Im Frühjahr und Sommer waren viele Bauern damit beschäftigt, ihre Felder zu bestellen. Im November hingegen war die Erntezeit in den meisten Gebieten vorüber, das Klima dennoch mild und trocken genug, um längere Reisen mit dem Pferdegespann oder zu Fuß anzutreten. Damals brauchte man oft einen ganzen Tag oder länger, um ins nächstgelegene Wahllokal zu gelangen. Der Sonntag kam weder für die Anreise noch für die Wahl selbst in Frage, denn da ging man in die Kirche. Damit fiel der nächste Tag, also der Montag, schon einmal als Wahltag weg. Der Kongress wollte außerdem aus zwei Gründen vermeiden, dass der Wahltag auf den 1. November fällt: Zum einen ist dieser Tag ein römisch-katholischer Feiertag (Allerheiligen). Zum anderen machten viele Unternehmer am Ersten jeden Monats ihre Buchhaltung und man wollte vermeiden, dass der wirtschaftliche Erfolg oder Misserfolg des Vormonats die Wahlentscheidung zu sehr beeinflusste.
  • Nach dem Wahltag treffen sich die Wahlmänner immer am Montag nach dem zweiten Mittwoch im Dezember, in diesem Jahr also am 14. Dezember, in ihrer Bundeshauptstadt und geben ihre Stimme für den Präsidentschaftskandidaten ab. Ausgezählt werden die Stimmen allerdings erst am 6. Januar 2021. Am 20. Januar um 12 Uhr sollen dann beim Inauguration Day der neue Präsident sowie der neue Vizepräsident vereidigt werden. Bilder von der Vereidigung Donald Trumps finden Sie hier.
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