Primaries in USA Hillary Clinton kontert Bernie Sanders mit drei Antworten

Düsseldorf · Die Frage war, mit welchen Argumenten Hillary Clinton drei Tage nach ihrer klaren Niederlage in New Hampshire versuchen würde, ihren Kontrahenten Bernie Sanders in die Defensive zu bringen. Die erste Fernsehdiskussion, die beide nach der Primary im "Granite State" führten, am Donnerstagabend in Milwaukee, hat drei Antworten gegeben.

Hillary Clinton – US-Präsidentschaftskandidatin 2016
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Foto: afp, js
  1. Erstens versucht die Noch-Favoritin den aufstrebenden Außenseiter in einem Ton zu attackieren, der auf persönliche Beleidigungen weitgehend verzichtet, sicher auch im Kontrast zur Dauerschlammschlacht der Republikaner.
  2. Verbalschläge unter die Gürtellinie hatte Bill Clinton bei einem Auftritt kurz vor dem Votum in New Hampshire gelandet, als er Sanders‘ Anhängern sexistische Angriffe auf seine Gattin vorwarf. Im Nachhinein ist klar, dass die gereizte Art des Ex-Präsidenten dem Underdog eher noch half, statt ihm zu schaden.
  3. Zweitens porträtiert sie ihren Rivalen als realitätsfernen Theoretiker, dessen Pläne, etwa zu kostenlosen Universitäten oder einem steuerfinanzierten Gesundheitssystem wie in Großbritannien, schon deshalb scheitern müssten, weil sie nicht seriös durchgerechnet seien. Die Kritik ist nicht neu, nur bündelt Clinton sie neuerdings in einem prägnanten Satz: "Jeder progressive Ökonom, der die Rechnung analysiert, sagt, dass sie nicht aufgehen kann".
  4. Drittens wirft sie Sanders in zuvor nicht erlebter Zuspitzung vor, gegenüber Barack Obama die nötige Loyalität vermissen zu lassen. Einem Präsidenten aus den eigenen Reihen am Zeug zu flicken, statt ihn gegen die Konservativen mit ihrer Totalblockade zu verteidigen, so resolut, wie sie selber es tut. Der Senator, so Clinton, beschränke sich keineswegs auf inhaltliche Kritik an Obamas Politik, er habe ihn eine Enttäuschung genannt und davon gesprochen, dass er den Führungstest nicht bestanden habe.
  5. "Diese Art von Kritik erwarte ich von den Republikanern, nicht von jemandem, der sich um die Kandidatur der Demokratischen Partei bewirbt." Darauf Sanders: "Das Letzte, was ich hörte, war, dass wir in einer demokratischen Gesellschaft leben. Das Letzte, was ich hörte, war, dass ein US-Senator das Recht hat, mit dem Präsidenten nicht einer Meinung zu sein, selbst mit einem Präsidenten, der einen so hervorragenden Job macht."

Es war wohl der zentrale Wortwechsel des Debattenabends, und vom Timing her alles andere als eine Überraschung. Als nächste Primary-Etappe steht - nach der Abstimmung in Nevada - das Rennen in South Carolina auf dem Programm. Dort stellen Afroamerikaner bei den Demokraten reichlich die Hälfte der Wähler. Beim letzten Mal, 2008, haben sie bis auf wenige Ausnahmen Obama den Zuschlag gegeben, ironischerweise im Duell gegen Hillary Clinton. Trotz einer gewissen Ernüchterung zählen schwarze Amerikaner noch immer zu den treuesten Anhängern des Präsidenten. Es entspringt kühlem taktischem Kalkül, wenn Obamas erste Außenministerin versucht, Sanders zu einer Art unsicherem Kantonisten zu stempeln, während sie sich selbst als disziplinierte Loyalistin charakterisiert.

(fh)
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