US-Republikaner Trump-Rivale DeSantis startet Wahlkampf mit Twitter-Panne

Washington · Ron DeSantis gilt als größter parteiinterner Konkurrent für Donald Trump. Nun steigt der Republikaner offiziell ins Präsidentschaftsrennen ein. Dabei will er den Promi-Status von Elon Musk nutzen – und das geht schief.

US-Wahl 2024: Bewerber der Republikaner für Präsidentschaftswahl
10 Bilder

Die Bewerber der US-Republikaner für die Präsidentschaftswahl 2024

10 Bilder
Foto: dpa/Jane Barlow

Der republikanische Gouverneur des US-Bundesstaates Florida, Ron DeSantis, hat seine Bewerbung für die Präsidentschaftswahl 2024 verkündet. „Ich kandidiere als Präsident, um unser großartiges amerikanisches Comeback anzuführen“, schrieb der erzkonservative Politiker am Mittwoch (Ortszeit) im Kurzbotschaftendienst Twitter. Dazu veröffentlichte der 44-jährige innerparteiliche Rivale von Ex-Präsident Donald Trump ein erstes Wahlkampfvideo.

Zum Auftakt seines Wahlkampfs hatte DeSantis allerdings mit einer technischen Panne zu kämpfen. Eigentlich wollte er mit Twitter-Chef Elon Musk bei einer Live-Konferenz („Spaces“) des Kurznachrichtendienstes über seine Ambitionen auf den Einzug ins Weiße Haus sprechen. Doch die Audio-Schalte brach am Mittwochabend (Ortszeit) immer wieder ab, umgehend zu belustigten Kommentaren führte. So veröffentlichte Präsident Joe Biden einen Tweet mit dem Kommentar „Dieser Link funktioniert“ - und einem Link zu einer Seite für Wahlkampfspenden für ihn.

Wegen der technischen Probleme war es den Zuhörern praktisch unmöglich, DeSantis‘ Gespräch mit Musk in Echtzeit zu folgen. Der Multimilliardär Musk hatte am Vortag des Gesprächs angekündigt, DeSantis werde eine „ziemliche Ankündigung“ machen. Es handele sich um eine historische Premiere für das Netzwerk. Es klang geheimniskrämerisch, doch ließen Einlassungen aus dem Umfeld des Gouverneurs wenig Zweifel daran, dass es sich um die Ankündigung seiner Bewerbung um die US-Präsidentschaft handelt.

Der rechte Hardliner DeSantis fährt im Bundesstaat Florida, den er seit 2019 regiert, einen stramm rechten Kurs und stellt sich als Kämpfer gegen eine linke „woke“-Ideologie dar. Nach seinem Einstieg in das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur inszenierte DeSantis sich in einem Video als Kämpfer für Freiheit und Vernunft. Postiert vor einer riesigen US-Flagge erklärte DeSantis, der in Florida mehrere Gesetze unterzeichnet hat, die darauf abzielen, die Rechte und die Teilhabemöglichkeiten von Menschen zu beschneiden, die sich unter dem Sammelbegriff LGBTQI+ verorten: „Das Schiff zu steuern erfordert, die Vernunft in unserer Gesellschaft, Normalität in unseren Gemeinden und Integrität in unseren Institutionen wiederherzustellen“.

DeSantis gilt neben dem früheren Präsidenten Donald Trump Umfragen zufolge derzeit als aussichtsreichster Anwärter der Republikaner. Trump hatte bereits im November angekündigt, ins Präsidentschaftsrennen für die Wahl 2024 einzusteigen. Das Einreichen der Unterlagen kam wenige Stunden vor der angekündigten Unterhaltung mit Twitter-Chef Elon Musk - ausgerechnet auf der Plattform, die Trump einst so exzessiv nutzte.

Der frühere US-Präsident Donald Trump griff DeSantis etwa zeitgleich mit dessen Kandidatur-Ankündigung scharf an. „Anstatt dankbar zu sein, greift DeSantis nun genau den Mann an, der seine Karriere gerettet hat“, heißt es in einem von zwei Videos, die Trump am Mittwochabend (Ortszeit) auf der von ihm mitbegründeten Online-Plattform „Truth Social“ veröffentlichte. Es gebe nur einen, der Amerika wieder großartig machen könne, heißt es in dem Video - und der heiße Donald Trump. Während seiner Zeit im Weißen Haus habe er das bereits unter Beweis stellen können.

DeSantis ist seit Anfang 2019 Gouverneur des südlichen US-Bundesstaates Florida. Im November 2022 war er mit einem starken Ergebnis im Amt bestätigt worden. Das stärkte seine Position und sein Streben nach Höherem. Er gilt seit Längerem als größter parteiinterner Konkurrent von Trump, nachdem dieser vor Jahren noch eine Art Mentor für ihn war.

DeSantis ist in Florida vor allem mit einer rechten Politik aufgefallen. Unter ihm wurden in dem Staat Gesetze verabschiedet oder auf den Weg gebracht, die Minderheiten diskriminieren, die akademische Freiheit an Universitäten beschneiden oder mit Lehrverboten in das öffentliche Bildungswesen eingreifen.

Der Republikaner hat dabei vor allem der sogenannten Wokeness den Kampf angesagt. Der Begriff „woke“ bedeutet so viel wie „wach sein“ und bezog sich anfangs auf ein Bewusstsein für rassistische Diskriminierung. Inzwischen nutzen ihn Rechtsextreme und zunehmend auch Konservative in den USA aber in abfälliger Weise und beklagen sich damit darüber, dass ihrer Einschätzung nach das Engagement gegen verschiedene Arten von Diskriminierung zu weit gehe.

Der dreifache Vater DeSantis hat eine geradlinige Karriere hinter sich. Er besuchte die Elite-Unis Yale und Harvard, war bei der Navy - und im Irak im Einsatz. Vor seiner Wahl zum Gouverneur saß DeSantis mehrere Jahre als Abgeordneter im Repräsentantenhaus.

Der Republikaner gehört wie Trump zum rechten Flügel der Partei und teilt ähnlich Hardliner-Positionen wie dieser. Aber er hat nicht dessen Hang zu Skandalen, Kontrollverlust und Chaos, sondern gibt sich als diszipliniert, sortiert, bedacht. Für jene in der Partei und an der Basis, die genug haben von Trumps Eskapaden, aber einen Kandidaten mit Trumpschen Inhalten wollen, gilt DeSantis als echte Alternative.

Die Präsidentschaftswahl steht am 5. November 2024 an. Bei den Republikanern wird ein breites Bewerberfeld erwartet. Neben Trump und DeSantis hat bislang unter anderem die frühere amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley ihre Ambitionen offiziell gemacht - sie ist in Umfragen allerdings weit abgeschlagen. Wer am Ende tatsächlich offizieller Kandidat der Partei werden will, muss sich vorher in parteiinternen Vorwahlen durchsetzen.

Floridas Gouverneur Ron DeSantis spricht während einer Festveranstaltung an der Liberty University. (Archivfoto)

Floridas Gouverneur Ron DeSantis spricht während einer Festveranstaltung an der Liberty University. (Archivfoto)

Foto: dpa/Paige Dingler

Bei den Demokraten bewirbt sich US-Präsident Joe Biden um eine Wiederwahl. Er dürfte als Amtsinhaber parteiintern kaum ernst zu nehmende Konkurrenz im Wahlkampf bekommen. Biden ist seit Januar 2021 im Amt.

(peng/albu/dpa/AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort