Letztes TV-Duell zwischen Trump und Biden „Wer für so viele Tote verantwortlich ist, sollte nicht Präsident bleiben“

Nashville · US-Präsident Donald Trump und sein Herausforderer Joe Biden stellten sich am Donnerstag (Ortszeit) den Fragen von Moderatorin Kristen Welker. Dabei ging es ruhiger zu als zuvor - dank einer geänderten Mikrofonpolitik.

 US-Zuschauer bei einer Außenübertragung des TV-Duells zwischen US-Präsident Donald Trump und dem demokratischen Kandidaten Joe Biden am Donnerstag.

US-Zuschauer bei einer Außenübertragung des TV-Duells zwischen US-Präsident Donald Trump und dem demokratischen Kandidaten Joe Biden am Donnerstag.

Foto: AFP/MARIO TAMA

Bei der letzten TV-Debatte vor der Präsidentenwahl in den USA hat Herausforderer Joe Biden US-Präsident Donald Trump zunächst seinen Umgang in der Coronavirus-Krise vorgeworfen. "Wer für so viele Tote verantwortlich ist, sollte nicht Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben", sagte Biden am Donnerstagabend (Ortszeit). In den USA sind bisher mehr als 221.000 Menschen in Folge einer Infektion mit dem Virus gestorben. Biden warf Trump vor, die Verantwortung für die rasche Verbreitung des Virus nicht zu übernehmen.

Trump entgegnete: "Ich übernehme die volle Verantwortung. Es ist nicht meine Schuld, dass es herkam, es ist Chinas Schuld." Er verteidigte seine Politik und sagte, das Schlimmste sei überstanden. "Ich habe es bekommen, ich habe viel gelernt. Großartige Ärzte, großartige Krankenhäuser", sagte Trump, der sich mit dem Coronavirus infiziert hatte.

Trump forderte ein Ende der Corona-Auflagen, damit sich die Wirtschaft wieder erholen kann: „Wir können das Land nicht geschlossen halten.“ Seine Regierung kämpfe intensiv gegen die Pandemie und in wenigen Wochen werde ein Impfstoff zur Verfügung stehen. Biden entgegnete, Trump wisse noch immer nicht, wie er die Pandemie bekämpfen solle: „Wir werden durch einen dunklen Winter gehen - und er hat keinen Plan.“

Beim TV-Duell in Nashville wurden Biden und Trump auch gefragt, was sie den Amerikanern, die nicht für sie gestimmt hätten, in ihrer Rede zur Amtseinführung sagen würden. Biden antwortete: „Ich werde sagen: Ich bin ein amerikanischer Präsident, ich vertrete euch alle, ob ihr für oder gegen mich gestimmt habt.“

Trump sagte: „Erfolg wird uns zusammenbringen.“ Er versprach, die USA in seiner zweiten Amtszeit wieder so erfolgreich zu machen wie vor der Corona-Pandemie.

Trump warnte, sollte Biden die Wahl am 3. November gewinnen, würden die USA in eine nie dagewesene wirtschaftliche Depression schlittern. „Es wird ein sehr, sehr trauriger Tag für dieses Land sein.“

Biden sagte, er werden den Menschen Hoffnung geben. „Was hier zur Wahl steht, ist der Charakter des Landes: Anstand, Ehre, Respekt, Menschen mit Würde zu behandeln und sicherzustellen, dass jeder gleiche Chancen hat. Ich werde dafür sorgen, dass Sie das bekommen. In den vergangenen vier Jahren haben Sie das nicht bekommen.“

Trump warf Biden vor, mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen der Wirtschaft zu schaden. Dessen Klimaschutzpläne seien unbezahlbar. Biden hat angekündigt, den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen rückgängig zu machen. Biden will mit Technologien für Energieeffizienz und Klimaschutz neue Arbeitsplätze schaffen.

Biden kritisierte, dass es in den USA nach wie vor strukturellen Rassismus gebe. Er warf Trump vor, Rassismus Vorschub zu leisten: „Er gießt in jedes einzelne rassistische Feuer Öl.“ Trump entgegnete, er habe so viel für Afroamerikaner getan wie kein anderer Präsident vor ihm und sagte: „Ich bin die am wenigsten rassistische Person in diesem Raum.“

Weitere Themen waren etwa Trumps Verhältnis zu Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un, die persönlichen Finanzen der Kandidaten, Krankenversicherung und Einwanderung. Zu Nordkorea sagte Trump: "Wissen Sie was? Nordkorea, wir befinden uns nicht im Krieg. Wir haben ein gutes Verhältnis." Daraufhin entgegnete Biden: "Wir hatten ein gutes Verhältnis zu Hitler, bevor er in Europa einmarschierte."

Im Vergleich zum ersten TV-Duell Ende September lief die Diskussion ruhiger ab. Bei dem ersten TV-Duell zwischen dem Republikaner Trump und dem Demokraten Biden war es hoch hergegangen. Die teils chaotische Debatte war geprägt von Beleidigungen und persönlichen Angriffen. Trump war Biden ständig ins Wort gefallen. Um ständige Unterbrechungen durch den Gegner zu vermeiden, wurde nun zu Beginn jedes 15-minütigen Themenblocks ein Stummschaltfunktion für zwei Minuten eingeführt.

(peng/Reuters/dpa)
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