US-Wahlkampf Donald Trump will Hillary Clinton hinter Gittern sehen

Washington · Schrill ist der Ton im US-Vorwahlkampf schon länger - jetzt hat Republikaner Donald Trump verbal noch einmal zugelegt. Für seine Kontrahentin Hillary Clinton forderte er eine Haftstrafe.

US-Wahl 2020 - Kandidaten und Bewerber für Präsidentschaftswahl heute
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Das sind die Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahl 2020

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Foto: dpa/Matt Rourke

"Ich sag' Ihnen eins: Hillary Clinton muss in den Knast", forderte Trump am Donnerstagabend im kalifornischen San Jose. "Ehrlich, Leute - sie ist sowas von schuldig", sagte er im Zusammenhang mit Clintons E-Mail-Affäre.

Die 68-Jährige hatte während ihrer Zeit als Außenministerin ihre Kommunikation über einen privaten Server laufen lassen. Dafür wurde sie in einem Untersuchungsbericht des Außenministeriums gerügt. In einem am Mittwoch veröffentlichten Papier heißt es, Clinton habe sich im Ministerium keine Erlaubnis dafür eingeholt, den privaten Server zu nutzen.

"Persönliche Attacken, komplette Lügen"

Clinton selbst übte in San Diego überraschend heftige Kritik an Trump und sprach ihm die charakterliche Eignung für die Präsidentschaft ab. Niemals dürfe Trump das Land oder das US-Militär führen oder die Befehlsgewalt über die Atomcodes erhalten, sagte sie.

Clinton zeichnete Trump als instabiles Leichtgewicht, als ahnungslosen Politnovizen, gänzlich unvorbereitet, als aggressiven Macho mit fragwürdigen Neigungen. Ihn zu wählen? Ein historischer Fehler. "Unzusammenhängende Tiraden, persönliche Attacken, komplette Lügen!"

Die Schärfe dieser Rede war überraschend. Clinton hatte bisher zwar oft und wiederholt gegen Trump Stellung bezogen, aber oft verhalten und noch nie so detailliert. Sie tat das in San Diego im Mantel jenes präsidentiellen Gestus, den sie so sehr an sich mag.

Clinton ist die Favoritin auf die Kandidatur der Demokraten. Die E-Mail-Affäre nagt seit längerem an der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin. Sie sieht sich deswegen massiven Angriffen aus dem republikanischen Lager ausgesetzt. Trump lenkt die Aufmerksamkeit immer wieder auf das Thema.

Derweil schlägt sich nach anfänglichem Widerstand der republikanische Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, doch auf die Seite von Präsidentschaftsbewerber Trump. Damit habe er das Ziel vor Augen, die Partei zu einen, um im Herbst die Wahl gewinnen zu können, sagte Ryan der Nachrichtenagentur AP.

Für Trump ist die Fürsprache strategisch bedeutsam: Ryan ist der ranghöchste US-Republikaner und galt bis zuletzt als einer seiner schärfsten parteiinternen Kritiker. Entsprechend euphorisch zeigte sich Trump in einer Reaktion auf den Schwenk Ryans. "Wir werden beide hart daran arbeiten, Amerika wieder großartig zu machen", twitterte der Immobilienmogul.

(felt/dpa/ap)
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