Trumps Steuer-Skandal Bis zu Trumps Basis dringt das nicht durch

Meinung | Washington · Dass Trump aus dem Geschäftsleben kommt, ist für seine Fans der wichtigste Grund, ihn wiederzuwählen. Kann ihm der explosive Bericht der „New York Times“ kurz vor der Wahl schaden?

 Fans von Donald Trump bejubeln den amtierenden US-Präsidenten bei seiner Ankunft am Flughafen. (Archivbild)

Fans von Donald Trump bejubeln den amtierenden US-Präsidenten bei seiner Ankunft am Flughafen. (Archivbild)

Foto: AP/Evan Vucci

In der Wahrnehmung seiner Anhänger ist Donald Trump noch immer der Top-Unternehmer, der auch auf den Baustellen der Politik endlich für Tempo sorgt. Dass er aus dem Geschäftsleben kommt, ist für seine Fans der wichtigste Grund, ihn wiederzuwählen. Daraus spricht die Verzweiflung über eine politische Klasse, von der sich viele, zumal in Strukturkrisenregionen, im Stich gelassen fühlen. Es liegt aber auch am Talent des Alleinunterhalters Trump, sich als etwas zu verkaufen, was er in Wahrheit nicht ist. Und zwar so geschickt, dass es ihm Millionen dennoch abnehmen.

Nun hat die „New York Times“ enthüllt, dass er in dem Jahr, in dem er ins höchste Staatsamt gewählt wurde, gerade mal ein Sechzehntel der Einkommensteuer zahlte, die der durchschnittliche Steuerbürger zu berappen hatte. Für seine Verhältnisse schon viel, hatte er doch zuvor in elf von 15 Jahren keinen einzigen Cent beigesteuert, weil er riesige Verluste geltend machte. Ist Trump nun ein miserabler Businessman? Oder gerissen genug, um das Finanzamt auszutricksen?

Wahrscheinlich stimmt beides. Anfang der Neunziger hat der Millionenerbe eine Pleite nach der anderen fabriziert, namentlich in der Casino-Branche, in der ihn auch sein Vater mit reichen Geldgeschenken nicht retten konnte. Dass er sich später dennoch als sensationell erfolgreicher Konzernlenker inszenieren konnte, hat viel mit Illusionen zu tun. Mehr mit dem Schein als dem Sein. Trumps eigentliche Erfolgsgeschichte spielte im Fernsehen, in der Reality-Show „The Apprentice“, in der er sich nach allen Regeln der Kunst zu vermarkten verstand. Nun hoffen seine Kritiker, dass die Recherchen den Lack endlich abplatzen lassen. Wetten möchte man nicht darauf: Bis zum harten Kern seiner Basis dringt gar nicht vor, was ein liberales Blatt von der Ostküste schreibt.

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