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Super Tuesday bei den US-Vorwahlen Romney verpasst den Hauptpreis

Rein rechnerisch hat Mitt Romney den Super Tuesday gewonnen, psychologisch fühlte es sich an wie eine Niederlage. Den überzeugenden Sieg, mit dem er sich Schwung für den Rest des Kandidatenmarathons holen wollte, hat er nicht landen können. Der Hauptpreis ist ihm verwehrt geblieben: ein klarer Triumph in Ohio, jenem Bundesstaat, der traditionell als besonders verlässliches Politbarometer gilt.

Mitt Romney: Seine Familie, seine Pannen, sein Geld
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Wer im November Präsident werden will, muss in Ohio gewinnen, im "Rostgürtel" heruntergekommener Fabriken mit seiner im Herzen konservativen weißen Arbeiterschaft. Mit anderen Worten, wer dort den Vorwahltest verliert, hat im Herbst schlechte Karten. Und am Dienstag gelang Romney in Ohio gerade mal ein Patt gegen Rick Santorum, den erzkatholischen Bewerber, der seit Februar sein härtester Rivale ist.

Der Rest war Arithmetik, nicht geringzuschätzen, denn am Ende wird sie den Ausschlag geben. Das Rennen macht, wer beim Wahlparteitag Ende August in Tampa die meisten Delegierten stellt. In dieser Rubrik hat Romney seinen Vorsprung am Dienstag noch ausgebaut. Es ist derzeit keiner in Sicht, der ihm die Führungsposition streitig machen könnte, weder Santorum noch Newt Gingrich, und schon gar nicht Ron Paul, der libertäre Außenseiter, der den Amerikanern den kompletten Verzicht auf die Weltmachtrolle empfiehlt.

Die Arithmetik mag auch nach dem Super Tuesday für Romney sprechen. Doch aufschlussreicher ist, dass der schwerreiche Geschäftsmann mit großen Teilen der republikanischen Basis nach wie vor fremdelt. Im tiefen Süden, Tennessee bis South Carolina, ist der Yankee aus dem Norden noch bei keiner Primary über die Dreißig-Prozent-Schwelle gekommen. Es ist, als wären die Gräben des amerikanischen Bürgerkriegs fast 150 Jahre nach dessen Ende noch immer zu spüren.

Setzt sich der Trend fort, wird eine Mehrheit der Konservativen bis zum Sommer gegen Romney gestimmt haben. Nur dass sich diese Stimmen auf mehrere Kandidaten verteilen, sodass der Erstplatzierte bis dato der lachende Sieger bleibt. Das kann sich übrigens ändern, sollte Newt Gingrich das Handtuch werfen und seine Anhänger auf Santorum einschwören. Dann könnte es noch richtig eng für Romney werden. Eines zeichnet sich in jedem Fall ab: Falls ihn seine Partei ins Duell gegen Barack Obama schickt, dann ohne jede Begeisterung. Romney wäre kein Wunschkandidat, eher ein Kandidat der Verlegenheit.

Zum einen liegt es am Rechtsruck in den Reihen der Grand Old Party, am Einfluss der Religiösen, der Tea-Party-Rebellen. Als er vor vier Jahren zum ersten Mal antrat, war Romney der konservative Bewerber, politisch rechts vom moderateren John McCain angesiedelt. Heute gilt er im verbliebenen Viererfeld als der gemäßigte Mann der Mitte, eine Bewertung, die allein schon Bände spricht über das bedenkliche Abdriften einer Partei, die sich nicht zuletzt auf Abraham Lincoln beruft. Der Rechtsdrall aber ist nur Teil der Erklärung. Romney tut sich auch deshalb so schwer, weil konservative Geringverdiener es "denen da oben" mal so richtig zeigen wollen. Es geht um einen Kulturkonflikt: hier der arbeitslose Stahlschmelzer aus Ohio, dessen Job nach China, Indien oder Mexiko ausgelagert wurde und der die Globalisierung als Bedrohung versteht; dort die Wall Street, symbolisiert durch den Finanzjongleur Romney mit seinem Privatvermögen von einer Viertelmilliarde Dollar.

Santorum kann punkten, weil er den kumpelhaften Arbeiterjungen gibt, den tapferen Ritter der kleinen Leute. Bei einem Politiker, der als Lobbyist Millionen verdiente, ist das nicht weniger als ein grandioser Verstellungsakt. Dennoch, bisher hat der Mann mit der Masche Erfolg.

(csi/rm/csi)
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