US-Wahlkampf Palin fühlt sich als Sündenbock

Washington (RPO). Das Wahlkampfteam der Republikaner streitet Medienberichten zufolge über Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin. Die Gouverneurin von Alaska beschuldige die Berater von Präsidentschaftskandidat John McCain, sie bereits im Voraus für eine mögliche Niederlage bei den Wahlen am 4. November verantwortlich zu machen. Auch McCain gerät zunehmend unter Druck.

Wer ist Sarah Palin?
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Anhänger der Gouverneurin von Alaska sehen laut dem Internetmagazin Politico vor allem McCains Chefstrategen, Steve Schmidt, als Urheber der parteiinternen Kritik an Palin. Die Webseite berief sich auf vier Menschen aus dem engen Umfeld Palins. Demnach ist die Gouverneurin von Alaska erbost über Äußerungen aus dem republikanischen Beraterstab über einige ihrer verbalen Entgleisungen.

Die Vize-Kandidatin sei deshalb mehr und mehr entschlossen, die Ratschläge der Berater nicht mehr zur berücksichtigen. Ein Vertreter der Republikaner sagte laut Politico, Palin habe bereits mehrere Erklärungen in ihrem Wahlkampf im Alleingang getroffen.

Palin ist Belastung für McCain

Palin ist zunehmend zur Belastung für McCain geworden, der bei Umfragen deutlich hinter seinem demokratischen Rivalen Barack Obama zurückliegt. Unter anderem steht die Gouverneurin von Alaska unter dem Verdacht, ihre Macht missbraucht zu haben, als sie ihren Sicherheitschef entließ.

Ein Untersuchungsausschuss hatte befunden, dass die Gouverneurin den Mann drängte, einen Polizisten zu entlassen. Der Polizist war mit Palins Schwester verheiratet und befand sich damals in einem äußerst kontroversen Scheidungsverfahren. Auch die Affäre um Palins teure Garderobe während des Wahlkampfs macht den Republikanern zu schaffen.

Republikaner kritisieren McCains Wahlkampfstrategie

Auch John McCain gerät angesichts der schlechten Umfragewerte in der Endphase des US-Präsidentschaftswahlkampfs in der eigenen Partei zunehmend unter Druck. Kritiker aus den Reihen der Republikaner äußerten offen Zweifel an der Wahlkampfstrategie ihres Kandidaten. McCains demokratischer Rivale Barack Obama festigte nach einer neuen Umfrage seinen Vorsprung. Obama setzte derweil am Samstag nach einem kurzen Besuch bei seiner kranken Großmutter seinen Wahlkampf fort.

"Ich hätte die Dinge in den vergangenen Wochen anders gemacht", sagte der republikanische Kongressabgeordnete Paul Ryan aus Wisconsin in einem Interview der Nachrichtenagentur AP. McCain hätte die Pläne zur Wirtschafts- und Gesundheitspolitik energischer verteidigen müssen. Ryan beklagte in dem Interview, dass es Obama gelungen sei, die Pläne seines Rivalen falsch darzustellen.

In die Kritik stimmte auch der frühere Gouverneur von Pennsylvania, Tom Ridge, ein. Der Wahlkampf wäre anders verlaufen, wenn McCain ihn zum Kandidaten für das Vizepräsidentenamt ernannt hätte und nicht die Gouverneurin von Alaska, Sarah Palin, sagte Ridge der Zeitung "Pittsburgh Tribune-Review". Ridge galt als einer der Anwärter auf die Vizepräsidentschaftskandidatur.

Neue Umfrage sieht Obama landesweit bei 53 Prozent

Obama führt in einer am Samstag veröffentlichten Umfrage des Nachrichtenmagazins "Newsweek" unter registrierten Wählern landesweit mit 53 zu 40 Prozent vor McCain. Entscheidend für die Wahl sind allerdings die Ergebnisse der jeweiligen Einzelstaaten. Aber auch die Umfragen in den einzelnen Staaten zeigen Obama weiter in der Nähe der 270 Wahlmännerstimmen, die den Sieg am 4. November bedeuten würden.

Um in den letzten Tagen vor der Wahl noch aufzuholen, setzt das McCain-Lager auf Fernsehspots und persönliche Auftritte, bei denen der Republikaner die Steuerpolitik und Obamas außenpolitische Kompetenz anzweifeln will. Der 72-jährige McCain hat schon länger versucht, die Unerfahrenheit des 47-Jährigen in der Außenpolitik zu nutzen. Wegen der Finanzkrise war aber die Wirtschaft in den vergangenen Wochen das entscheidende Thema.

Der Wahlkampf der beiden Kontrahenten Obama und McCain ging am Samstag in New Mexico weiter, wo beide unabhängig voneinander um Stimmen werben wollen. Wer den Staat gewinnt, ist noch nicht ausgemacht, auch wenn Obama in Umfragen führt.

Palin von Ermittler befragt

Palin stellte sich unterdessen am Freitagabend in einem Hotel in St. Louis den Fragen eines unabhängigen Ermittlers, der einen Machtmissbrauch der Gouverneurin in ihrem Heimatstaat Alaska untersuchen soll. Es war das erste Mal, dass Palin unter Eid aussagte. Geprüft werden soll, ob sie bei der Entlassung eines Beamten gegen Ethikgesetze verstieß.

Ein Parlamentsausschuss in Alaska beschuldigt Palin des Amtsmissbrauchs. Ein Untersuchungsbericht kam zu dem Schluss, dass die von ihr verfügte Entlassung des Beauftragten für die öffentliche Sicherheit zwar legal gewesen sei. Palin und ihr Mann hätten aber aus persönlichen Motiven unzulässig Druck auf diesen und andere Beamte ausgeübt.

(afp2)
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