US-Wahlkampf Obama kritisiert "extreme Positionen" von Romney

Washington · US-Präsident Barack Obama sieht seinen designierten Herausforderer Mitt Romney mit Blick auf wirtschaftliche und soziale Fragen in "extremen Positionen" gefangen. Diese würde Romney im Fall eines Wahlsiegs auch umsetzen, sagte Obama in einem Interview.

Barack Obama und Paul Ryan in Iowa
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Romney mangele es an ernsthaften Ideen, und er weigere sich einzugestehen, welche Verantwortung das von ihm angestrebte Präsidentenamt mit sich bringe. Romney arbeite mit faktisch unehrlichen Argumenten, die ihn in den geplanten Fernsehduellen noch einholen könnten, sagte Obama in dem am Samstag veröffentlichten Interview.

Unwahre Fakten seien "von Angesicht zu Angesicht ein bisschen schwieriger zu verteidigen", sagte Obama. Der Amtsinhaber beschrieb seinen Kontrahenten als weit außerhalb der politischen Mitte stehend. Spielraum, einige dieser Positionen wieder zurückzunehmen, sehe er für Romney nicht.

Als Beispiele für "extreme Positionen" nannte der Präsident die Forderung Romneys nach Steuersenkungen, die laut Obama den Reichen auf Kosten aller anderen zugutekommen und das Land fünf Billionen Dollar (vier Billionen Euro) kosten würden. Obama verwies ferner auf Romneys Widerstand gegen Steuererleichterungen für die Produzenten von Windenergie - besonders wichtig in einem heiß umkämpften Staat wie Iowa.

Auch auf das Thema Abtreibung ging Obama ein. Ein Präsident Romney würde sich nicht in den Weg stellen, wenn der Kongress ein Gesetz vorlegte, das Frauen das Recht auf die Entscheidung über das Austragen einer Schwangerschaft nähme, sagte Obama.

Das republikanische Wahlprogramm, dass auf einem Parteitag Anfang der Woche verabschiedet werden soll, sieht ein Abtreibungsverbot ohne Ausnahmen vor. Romney hat indes erklärt, dass er sich in Fällen von Vergewaltigung, Inzest oder Gefahr für das Leben der Frau nicht gegen eine Abtreibung wenden würde.

Obama genießt bei sozialen Themen wie Abtreibung laut Umfragen einen deutlichen Vertrauensvorsprung bei den Wählern. Wahlentscheidend dürfte aber der Zustand der Wirtschaft des Landes sein. "Wir sind nicht da, wo wir sein müssen. Jeder stimmt dem zu", sagte Obama. Doch Romneys Pläne würden das Leben der Mittelschicht verschlechtern und biete denen keine Perspektive, die dorthin aufsteigen wollten.

Romney biete keine ernsthaften Vorschläge mit konkreten Möglichkeiten, wie Mittelschichtfamilien geholfen werden könne. Er selbst sei der Kandidat, der der Mittelschicht in Fragen geholfen habe, die dieser wichtig seien und die die Wirtschaft prägten - Bildung, Produktion, Wissenschaft und Forschung, Schuldenabbau, die Höhe der Steuern, Krankenversicherung, Verbraucherschutz, Stipendien, Energie.

Sollte er, Obama, für eine zweite Amtszeit gewählt werden, wäre er zu Kompromissen mit Republikanern bereit, sagte er. Er zeigte sich zuversichtlich, dass einige von ihnen lieber einen Handel eingingen, als Teil "eines der am wenigsten produktiven Kongresse in der amerikanischen Geschichte" zu bleiben.

Obama gab das 25-minütige Interview am Donnerstag, vor dem Nominierungsparteitag von Romneys Republikanern am kommenden Montag. Anschließend wollte er mit seiner Familie ein langes Wochenende auf dem Präsidentenlandsitz Camp David verbringen.

Fast zehn Wochen vor der Abstimmung zeichnet sich ein extrem enger Ausgang der Wahl ab. In dem Interview schienen Obamas Äußerungen oft an gemäßigte und unabhängige Wähler gerichtet, deren Entscheidung den Ausschlag geben könnte.

(APD)
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