Nach Debatten-Pleite Obama bezweifelt Romneys Glaubwürdigkeit

Washington · Barack Obama tritt nach. Nach seinem Flop in der TV-Debatte wirft er seinem Konkurrenten Mitt Romney vor, nicht die Wahrheit zu sagen. Zieht das beim Wähler?

US-Wahlkampf 2012: So lief die erste TV-Debatte
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Nach dem schwachen Abschneiden bei der TV-Debatte im US-Wahlkampf zieht Präsident Barack Obama alle Register. Im Kern wirft er seinem Herausforderer Mitt Romney vor, die Wahrheit über seine Steuerpläne zu verheimlichen und die Wähler zu täuschen.

Ein neuer TV-Spot versucht massiv, die Glaubwürdigkeit Romneys zu untergraben. Romney schwieg zunächst zu den Vorwürfen. Zudem konnte er sich freuen: Er erhielt die Zustimmung der mächtigen Waffenlobby.

Mit einer gehörigen Portion Sarkasmus griff Obama einen Tag nach dem Rededuell an. "Ich traf diesen sehr schneidigen Typen, der behauptet Mitt Romney zu sein", rief er Anhängern bei einer Wahlveranstaltung am Donnerstag (Ortszeit) zu. "Aber das konnte nicht Romney sein. Denn der echte Mitt Romney läuft seit einem Jahr im Land auf und ab und verspricht fünf Billionen Steuersenkungen, die die Reichen bevorzugen."

Ätzend fuhr Obama fort: "Und der Typ, der gestern Abend auf der Bühne war, sagte, er wüsste davon nichts." Kaum verhüllt bezichtigt Obama seinem Gegner der Lüge.

US-Kommentatoren fragen sich allerdings, warum Obama den Vorwurf nicht bereits während des Rededuells in Denver (Colorado) angebracht habe. "Einen Tag zu spät", meinte ein Kommentator im TV-Sender NBC.
"Obama versucht, sein Gleichgewicht wiederzugewinnen", schreibt die "New York Times". "Die knallharte Attacke auf Romney lässt erahnen, wie groß die Sorge im Wahlkampflager Obamas ist."

Knallhart ist auch der Vorwurf in einem neuen TV-Spot gegen Romney. "Wenn wir ihm nicht einmal hier trauen können", heißt es darin mit einem Ausblick auf die Debatten-Bühne. "Wie können wir ihm jemals hier trauen?", fragt eine sonore Stimme aus dem Off - während das Oval Office im Weißen Haus zu sehen ist.

Schon heißt es im engeren Umkreis Obamas, der Präsident müsse sich jetzt auf die neuen Lage umstellen. "Wir müssen uns auf diese Unehrlichkeit einstellen", meinte Wahlkampfberater David Plouffe.

Kern des Streits sind die von Romney geplanten Steuerererleichterungen. Obama warf Romney in der Debatte vor, er wolle fünf Billionen Steuern streichen und dabei auch die Abgaben von Reichen und Superreichen senken - beides bestritt Romney mehrfach energisch. Beides seien unwahre Behauptungen, meinte Romney.

Romney hielt sich mit einer Reaktion auf die Anschuldigen Obamas zunächst zurück. Stattdessen teilte er mit, dass sich die mächtige und erzkonservative Waffenlobby National Rifle Association (NRA) im Präsidentenwahlkampf hinter ihn stelle. "Ich bin stolz über ihre Unterstützung für meine Kandidatur", meinte Romney.

"Ich werde alles in meiner Kraft tun, das Recht aller gesetzestreuen Amerikaner, Waffen zu besitzen und zu tragen, zu verteidigen und zu schützen", meinte Romney weiter. Romney wies darauf hin, dass das oberste US-Gericht im vergangenen Jahr das Recht auf Waffentragen ausdrücklich bestätigt hatte.

(dpa)
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