„Ungeheuerliche Fehlhandlungen“ Nichte wirft Trump in Enthüllungsbuch völlige Überforderung vor

Washington · Die Anschuldigungen einer Nichte Donald Trumps haben es in sich. Der Präsident habe sich aus Unfähigkeit in eine katastrophale Lage manövriert, aus der er nicht mehr herauskomme und wild um sich schlage, schreibt die Psychologin Mary Trump in ihrem Buch.

 US-Präsident Donald Trump.

US-Präsident Donald Trump.

Foto: AP/Alex Brandon

Eine Nichte von Donald Trump schätzt den US-Präsidenten wenige Monate vor der Wahl als völlig überfordert ein. Die Corona-Pandemie, die Gefahr einer Rezession, die immer tieferen Gräben in der Gesellschaft, Trumps Neigung, die Lager gegeneinander auszuspielen, und seine eigene Unsicherheit, was die Zukunft des Landes angehe, hätten zu einer beispiellos katastrophalen Lage geführt, schrieb Mary Trump in ihrem Enthüllungsbuch über die Familie. Es gebe „niemanden, der weniger dazu in der Lage“ sei als ihr Onkel, um diese Katastrophen in den Griff zu bekommen.

Donald Trumps Bruder Robert hatte versucht, das Erscheinen des Buches von Mary Trump, einer Psychologin, zu verhindern. Doch ein Berufungsgericht kippte vergangene Woche eine einstweilige Verfügung, mit der es kurzzeitig blockiert wurde. Erste Vorab-Ausgaben des Buches mit dem Titel „Too Much and Never Enough, How My Family Created The World’s Most Dangerous Man“ („Zu viel und nie genug - Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschaffen hat“) waren am Dienstag verfügbar. Offiziell erscheint es in den USA am 14. Juli.

Mary Trump schreibt darin, Trump sei nicht mehr in der Lage, für ihn unangenehme Situationen unter Kontrolle zu halten, indem er wie gewohnt lüge, sich winde und Dinge verschleiere. „Seine ungeheuerlichen und möglicherweise absichtlichen Fehlhandlungen der aktuellen Katastrophe haben zu einem Ausmaß an Widerstand und prüfenden Blicken geführt, wie er sie noch nie erlebt hat“, heißt es in dem Buch. Deshalb trete er noch mehr um sich und übe kindische Vergeltung an allen, die sich gegen ihn stellten. Er sei ein egozentrischer Narzisst der ständige Lobhudelei einfordere, aber den Gefühlen anderer keine Beachtung schenke.

Das Buch ist eine lange Psychoanalyse einer Fachfrau, die die Züge ihres Onkels analysiert, von denen Kritiker sagen, es seien Verhaltensweisen, die jemand unter der Fuchtel eines fordernden Vaters entwickele. Für Donald Trump, so schreibt sie, „war Lügen eine Verteidigung - nicht einfach ein Weg, die Missbilligung des Vaters zu umgehen oder Strafen zu vermeiden (...) sondern ein Weg, zu überleben“.

Außerdem beschuldigte Mary Trump ihren Onkel, bei den in den USA üblichen Tests für die Aufnahme an der Universität, den sogannten SATs, betrogen zu haben. Der Präsident habe einen Freund dafür bezahlt, den Test für ihn zu machen. Trumps Schwester Maryanne habe die Hausaufgaben für den Bruder gemacht, konnte den Test aber nicht machen. Donald Trump habe befürchtet, dass sein Durchschnitt die Chancen ruinieren würden, an der Universität von Pennsylvania angenommen zu werden.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, sagte über das Buch: „Die lächerlichen, absurden Anschuldigungen haben überhaupt keine Wahrheitsgrundlage. Ich habe das Buch noch nicht gesehen, aber es ist ein Buch der Unwahrheiten.“

Mary Trump ist die Tochter von Donald Trumps älterem Bruder Fred, der nach einem Alkoholproblem mit 42 Jahren starb. Sie schreibt, ihr Großvater und der Vater der beiden, Fred Trump, habe in ihrer Familie eine „Atmosphäre der Spaltung“ geschaffen, in der Donald sich seither immer bewegt habe. „Es macht unser Land fertig, so wie es das mit meinem Vater getan hat. Es verändert uns, während Donald gleich bleibt.“

Sie selbst habe, das Antreten ihres Onkels als Präsidentschaftskandidat für die Wahl 2016 nicht ernst genommen, schreibt Mary Trump. Auch ihre Tante Maryanne habe gesagt: „Er ist ein Clown. Das wird nie passieren“.

(mja/dpa)
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