Vorwahl am Dienstag in Florida Newt Gingrich schlägt um sich

Düsseldorf · Eine Woche lang haben sich Mitt Romney und Newt Gingrich im Vorwahlkampf der Republikaner mit Gift und Häme überschüttet. Nun, nur Stunden vor der so wichtigen Wahl in Florida, liegt Romney deutlich vorne. Seine aggressive Strategie hat sich ausgezahlt. Sein Konkurrent greift auf wüste Beschimpfungen zurück.

Mitt Romney: Seine Familie, seine Pannen, sein Geld
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Der Wahlkampf der beiden Präsidentschaftsbewerber verlief erbittert. Selbst der bis dahin so präsidiale Mitt Romney zog die Samthandschuhe aus und machte sich auf Anraten seiner Berater im politischen Nahkampf die Finger schmutzig. Seinen Konkurrenten Newt Gingrich stellte er in seiner Kampagne als korrupten Lobby-Politiker dar. Das Trommelfeuer der TV-Spots zeigt offenbar Wirkung: In jüngsten Umfragen lag er mit elf bis 15 Prozentpunkten Vorsprung vor Gingrich.

In Florida, so weiß auch Romney, geht es um die Existenz. Der US-Bundesstaat hat im Dauerwahlkampf der Republikaner eine so große Bedeutung, weil er der größte der sogenannten "swing states" ist, den Staaten, in denen die politischen Mehrheiten immer wieder mal wechseln können. 50 Delegiertenstimmen sind zu gewinnen, und sie werden nicht proportional verteilt, sondern nach dem Motto "the winner takes it all" - der Sieger bekommt alle.

Gingrich will weitermachen

Experten hielten es für äußerst unwahrscheinlich, dass Newt Gingrich, dem früheren Präsidenten des Abgeordnetenhauses, noch eine Aufholjagd gelingt. Damit könnte sich Romney wieder an die Spitze des Bewerberfeldes setzen, nachdem bei den vorausgegangenen drei Vorwahlen jeweils ein anderer Kandidat gewonnen hatte.

Ein Sieg für Romney würde der Kandidatur seines schärfsten Konkurrenten jedoch sicher nicht den Garaus machen. Gingrich kündigte am Wochenende an, dass er in jedem Fall bis zum Nominierungsparteitag der Konservativen im August im Rennen bleiben werde. Die Vorwahl im konservativen South Carolina hatte er zuletzt unerwartet klar für sich entscheiden können, während Romney zuvor in New Hampshire und Ex-Senator Rick Santorum in Iowa gewonnen hatten.

"Ooooh"

Gingrichs Aussicht auf einen Sieg in Florida war im Laufe der vergangenen Woche immer stärker geschrumpft. Experten führten das vor allem auf schwach eingestufte Leistungen in gleich zwei Fernsehdebatten zurück. Dagegen hatte sich Romney zunehmend selbstsicher und aggressiv gezeigt.

Am Montag zeigte er sich siegessicher und überschüttete Gingrich immer wieder mit Spott. In seiner Rede in einem Park in Dunedin machte sich der Ex-Gouverneur von Massachusetts über seinen Rivalen lustig, der "nicht wirklich glücklich" sei und erfolglos versuche, zu ihm aufzuschließen. Die Menge quittierte die Worte Romneys mit einem mitleidigen "Ohhh". Bei anderen Ansprachen karikierte er Gingrich als einen "netten Mann" und setzt ihn mit der verhassten Polit-Elite aus Washington gleich, wo er jahrelang Strippen zog.

Absurde Versprechen

Zugleich machte Gingrich während seines Wahlkampfes in Florida Versprechen, die von vielen als geradezu absurd und als Anbiederung an die republikanischen Wähler in dem Bundesstaat empfunden wurde. So versprach er etwa, im Fall seines Wahlsieges bis Ende seiner zweiten Amtszeit im Weißen Haus eine Kolonie auf dem Mond errichten zu lassen - kaum eine Politkomödien-Show, die das nicht genüsslich aufgegriffen hätte. Florida beheimatet den Weltraumbahnhof Cape Canaveral, die Weltraum-Industrie spielt in diesem Staat eine große Rolle.

Nun sieht er seine Felle davonschimmen. Laut Huffingtonpost greift er nun im Wahlkampf-Finale auf die Keule zurück. Romney attackiert er als einen, der mit seinen Millionen die ganze amerikanische Präsidentenwahl kauft. Gingrich ruft auf zum Kampf des Volkes gegen " Goldman Sachs und Mitt Romney." Im gleichen Atemzug wirft er Romney vor, in Wahrheit die Religionsfreiheit zu unterdrücken, Schwule zu unterstützen, die Steuern erhöhen zu wollen und außerdem für die schärfere Kontrolle von Waffen und Abtreibungen zu sein. Die Ressentiments der konservativen Wählerschaft — sie werden komplett bedient.

Romney vorne im Obama-Vergleich

Gingrich schlägt um sich. Er weiß: Sollte er in Florida verlieren, gerät seine Kandidatur in ernste Gefahr. Im Februar folgen Vorwahlen in sieben Bundesstaaten, in denen Romney deutlich im Vorteil sein dürfte. Darunter ist Nevada, wo der Mormone auf die große Zahl seiner Glaubensbrüder zählen kann, Missouri, wo Gingrich es noch nicht einmal auf die Kandidatenliste schaffte, und Michigan, wo Romney aufwuchs und sein Vater Gouverneur war. Mit im Rennen ist neben Romney, Gingrich und Santorum noch der libertäre Abgeordnete Ron Paul. Santorum kann laut Umfragen in Florida nur einen schwachen dritten Platz erwarten, Paul dürfte das Schlusslicht werden.

Romney könnte in Florida und darüber hinaus davon profitieren, dass ihm laut Umfragen größere Chancen eingeräumt werden, Präsident Barack Obama im November zu schlagen. Nach einer am Montag veröffentlichten "USA Today"/Gallup-Umfrage würden sich Romney und Obama in besonders hart umkämpften Schlüsselstaaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, während Gingrich um 14 Prozentpunkte hinter dem Amtsinhaber hinterherhinken würde.

(pst)
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