Republikaner lobt Demokraten und "Obamacare" Mitt Romneys sonderbarer Sinneswandel

Düsseldorf · Mitt Romney hat eine merkwürdige Kehrtwende vollzogen: Er schlägt versöhnliche Töne an in Richtung Demokraten und möchte sogar Eckpfeiler von "Obamacare" behalten. Seine Motivation: In Umfragen legte der Amtsinhaber zu.

 In den vergangenen Tagen hat Mitt Romney viele seiner Ansichten über Bord geworfen. Umfragen sehen Barack Obama vorn.

In den vergangenen Tagen hat Mitt Romney viele seiner Ansichten über Bord geworfen. Umfragen sehen Barack Obama vorn.

Foto: dapd, Charles Dharapak

Die jüngsten Aussagen des republikanischen Herausforderers Mitt Romney muten sonderbar an. Nach dem Parteitag der Demokraten in Charlotte lobte er den Auftritt des Alt-Präsidenten Bill Clinton in höchsten Tönen. Clintons Rede habe dem Parteitag Auftrieb gegeben. "Ich glaube, er hat den Parteitag wirklich emporgehoben", so der Ex-Gouverneur von Massachusetts.

Romney schloss nicht aus, dass der Ex-Präsident erneut ins Weiße Haus gewählt würde, wenn er sich darum bewerben könnte. "Wenn die Verfassung nicht im Weg wäre, vielleicht", sagte der Republikaner.

Romney lobt "Obamacare"

Doch damit nicht genug: Selbst bei einem der meist diskutierten Wahlkampfthemen — der Gesundheitsreform "Obamacare" - schlug der Multi-Millionär plötzlich versöhnliche Töne an.

Romney sagte zwar, er werde "Obamacare" durch seinen eigenen Plan ersetzen, stellte aber gleichzeitig klar: "Und selbst in Massachusetts, als ich Gouverneur war, befasste sich unser Plan dort mit Vorerkrankungen und jungen Menschen." Er werde sicherstellen, dass auch Menschen mit Vorerkrankungen ausreichenden Versicherungsschutz erhielten.

Was treibt den Hoffnungsträger der republikanischen Partei an? Um seine Motivation zu verstehen, scheint ein Blick auf die nackten Zahlen zu genügen. In einer neuen Umfrage sehen Demoskopen eine deutliche Führung Obamas vor seinem Wahlgegner.

Obama führt in Umfragen

Laut einer CNN/ORC-Erhebung liegt der Demokrat nun mit sechs Prozentpunkten vorn: Er kommt auf 52 Prozent, Romney auf 46 Prozent — ein Sprung von vier Prozentpunkten nach oben innerhalb von weniger als einer Woche.

Und auch Hinblick auf das so wichtige Eintreiben von Spenden konnte Obama jüngst einen Achtungserfolg verbuchen. Erstmals seit April hat der US-Präsident seinen Herausforderer wieder beim Spendensammeln überholt.

Romney führt beim Spendensammeln

Obama nahm im August mehr als 114 Millionen Dollar (gut 89 Millionen Euro) an Spenden ein. Romney erhielt im vergangenen Monat dagegen nach eigenen Angaben Zuwendungen in Höhe von 111 Million Dollar. Insgesamt aber ist Romneys Wahlkampfkasse besser gefüllt als die von Obama.

Fast könnte man meinen, Romney greife nach dem letzten Strohhalm, um das Rennen um den Einzug ins Weiße Haus bis zum 6. November einigermaßen offen zu halten. Von entscheidender Bedeutung wird die Frage sein, wer die heftig umworbenen Wählerschichten von sich überzeugen kann: die Frauen und die Klientel der hispanischen Einwanderer. Allerdings liegt auch da Obama aktuell vorn.

(nbe)
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