Republikaner vor der US-Wahl Mitt Romney sucht seinen Vize

Washington · In Washington wird schon heftig darüber spekuliert, wer wohl im November an der Seite Mitt Romneys ins Rennen um die US-Präsidentschaft geht. Romneys Beraterteam nimmt die möglichen Vizepräsidentschafts-Kandidaten akribisch unter die Lupe – um spätere peinliche Enthüllungen zu vermeiden. Ein Überblick über das Bewerberfeld.

Romney sucht seinen Vizepräsidenten: Die Kandidaten
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In Washington wird schon heftig darüber spekuliert, wer wohl im November an der Seite Mitt Romneys ins Rennen um die US-Präsidentschaft geht. Romneys Beraterteam nimmt die möglichen Vizepräsidentschafts-Kandidaten akribisch unter die Lupe — um spätere peinliche Enthüllungen zu vermeiden. Ein Überblick über das Bewerberfeld.

Sarah Palin, das zumindest scheint sicher, kommt diesmal nicht in die engere Wahl als Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten der USA. Zu frisch ist noch in Erinnerung, wie sie eklatante Wissenslücken durch die forsche Bemerkung wettmachte, sie besitze allein deshalb weltpolitische Kompetenz, weil sie vom heimischen Alaska bis nach Russland schauen könne. Den Patzern des Wahlkampfs 2008 ließ die Ex-Gouverneurin eine steile Karriere als Fernsehkommentatorin folgen — bisweilen skurril und im Stil zu schrill, als dass man sie als Politikerin heute noch ernst nähme.

Die Auslese hat begonnen

Wer im Herbst an der Seite des republikanischen Spitzenbewerbers ins Rennen ums Weiße Haus geht, das ist schon jetzt eines der Lieblingsthemen der Washingtoner Gerüchtebörse. Im Hauptquartier Mitt Romneys, einem austauschbaren Büroklotz in Boston, hat soeben die Auslese begonnen. Ein akribisch recherchierendes Beraterteam nimmt alles unter die Lupe, was dem politischen Gegner Munition liefern könnte: verschwiegene Schulden, nicht bezahlte Steuern, geheim gehaltene Gesundheitsprobleme. Und wer sich Chancen ausrechnet, betont demonstrativ, dass ihm sein derzeitiges Amt sehr, sehr viel Freude bereite — die Faustregel, mit deren Hilfe man die wirklich Aussichtsreichen erkennt.

Marco Rubio, ein jung-dynamischer Senator aus Florida, hat demnach gute Karten. Es sind zwei Pluspunkte, die für den redegewandten Sohn kubanischer Einwanderer sprechen: Zum einen ist er verwurzelt im Milieu der Hispanics, der am schnellsten wachsenden Wählergruppe, die erneut das Zünglein an der Waage sein wird. Romney selber fremdelt mit den Immigranten aus Lateinamerika und ihren Nachkommen, zumal er bei allen Vorwahldebatten für eine restriktive Einwanderungspolitik plädierte.

Zum anderen stammt Rubio aus einem "Swing State", wo das Pendel traditionell hin- und herschwingt zwischen Demokraten und Republikanern. Falls er Romney im hart umkämpften Florida zum Sieg über Barack Obama verhilft, hätte sich seine Nominierung schon ausgezahlt. Allerdings soll er mehrfach Kreditkarten überzogen haben — seine potenzielle Achillesferse, möchten sich die Republikaner doch gerade als Partei des Schuldenabbaus profilieren.

Chris Christie, Gouverneur des Ostküstenstaats New Jersey, ist seit Monaten als Mitfavorit im Gespräch. Seine hemdsärmelige, volksnahe Art steht in auffälligem Kontrast zu Romneys eher hölzernen Auftritten. Der schwergewichtige Mann redet gern Tacheles; das politisch korrekte Wort ist nicht seine Sache. Bevor er in die Politik wechselte, war Christie Staatsanwalt, spezialisiert auf Korruptionsfälle. In New Jersey fährt er einen harten Sparkurs, wobei er die Gewerkschaften oft in Bulldozer-Manier überfährt.

Paul Ryan, ein Finanzexperte und aufstrebender Kongressabgeordneter aus Wisconsin, gehört zu den Lieblingen der konservativen Basis. Obwohl man ihn nicht den Tea-Party-Rebellen zurechnen kann, schlägt er in ihrem Sinne rigorose Kürzungen bei Sozialausgaben vor, ohne zum Stopfen von Haushaltslöchern die Steuern zu erhöhen. Seine Kandidatur wäre ein Zugeständnis an den rechten Flügel.

Rob Portman könnte in Ohio punkten, einem wichtigen "Pendelstaat". 2010 wurde er dort mit 57 Prozent der Stimmen zum Senator gewählt. Unter George W. Bush war er Budgetdirektor im Oval Office, zuständig für die Etatverhandlungen mit dem Parlament. Ein nüchterner Managertyp ohne Charisma.

Susana Martinez, die Gouverneurin von New Mexico, gilt als Geheimtipp. Ihr Urgroßvater Toribio Ortega gehörte 1912 zu den Anführern der mexikanischen Revolution, sie selbst fordert eine liberalere Einwanderungspolitik, bezieht aber bei Reizthemen wie Abtreibung oder Schwulenehe strikt konservative Positionen. Ähnlich wie Rubio würde sie womöglich Romneys Manko bei den Hispanics ausgleichen. Da der Spitzenmann im weiblichen Wählerspektrum eindeutig schlechter abschneidet als Obama, jedenfalls in den Umfragen, könnte er versuchen, mit einer Frau als Vize Zeichen zu setzen.

Nikki Haley, vor zwei Jahren auf den Gouverneursposten South Carolinas gewählt, wird auch deswegen immer wieder genannt. Im Kleiderladen ihrer Eltern, aus Indien stammender Sikhs, führte sie bereits im Alter von 13 Jahren die Bücher. Ein Buch aus ihrer Feder trägt den Titel "Can't Is Not an Option" (etwa: "Geht nicht, gibt's nicht"), die Biografie einer Immigrantentochter, die mit eisernem Willen alle Hürden überspringt.

Rick Santorum, nicht zu vergessen, in den Vorwahlen Romneys härtester Rivale, erwartet den Lohn für monatelange Wahlkampfstrapazen. Würde er aufgestellt, wäre die christliche Rechte zufrieden — ein Milieu, das dem Mormonen Romney latent misstraut. Für die heftig umworbene Mitte indes wäre der Ex-Senator aus Pennsylvania ein rotes Tuch.

(RP/felt/csi)
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