US-Präsidentschaft Bloomberg will wegen Trump nicht kandidieren

Washington · Der frühere langjährige Bürgermeister von New York City, Michael Bloomberg, wird sich nicht als unabhängiger Kandidat auf die US-Präsidentschaft bewerben. Begründung: Das Risiko sei zu groß, dass er damit Trump oder Cruz ins Weiße Haus helfe.

 Michael Bloomberg macht Schluss mit den Gerüchten um eine Präsidentschaftskandidatur.

Michael Bloomberg macht Schluss mit den Gerüchten um eine Präsidentschaftskandidatur.

Foto: ap

Der frühere langjährige Bürgermeister von New York City, Michael Bloomberg, wird sich nicht als unabhängiger Kandidat auf die US-Präsidentschaft bewerben. Er habe Angst, dass seine Kandidatur Donald Trump oder Ted Cruz in die Hände spielen könnte, schrieb der Multimilliardär und Finanzunternehmer am Montag in einem Editorial auf der Webseite Bloomberg View. Mit einer Kandidatur hätte er das ohnehin schon außergewöhnlich unvorhersehbare Präsidentschaftsrennen noch unberechenbarer gemacht.

Ein Dreikampf zwischen einem Demokraten, einem Republikaner und ihm könnte dazu führen, dass keiner von ihnen eine Mehrheit der Wahlmänner und Wahlfrauen erhalte, schrieb der 74-Jährige. Dies würde die Entscheidung in das republikanisch dominierte US-Repräsentantenhaus weiterleiten - und damit voraussichtlich dem republikanischen Kandidaten nützen, so Bloomberg.

"Ich liebe unser Land zu sehr"

"Es gibt eine gute Chance, dass meine Kandidatur zu einer Wahl von Donald Trump oder Senator Ted Cruz führen könnte", erklärte er. "Das ist ein Risiko, das ich nicht guten Gewissens eingehen kann."

Weiter schrieb Bloomberg: "Ich liebe unser Land zu sehr, als dass ich eine Rolle bei der Wahl eines Kandidaten spielen will, der unsere Einheit schwächen und unsere Zukunft verdunkeln würde - und deshalb werde ich nicht in das Präsidentschaftsrennen der Vereinigten Staaten eintreten."

Bloomberg, der wenige Monate nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zum New Yorker Bürgermeister ernannt worden war, hatte im Januar durchblicken lassen, sich möglicherweise als unabhängiger Präsidentschaftskandidat aufstellen lassen zu wollen. Bis spätestens Mitte März wollte er über seine Kandidatur entscheiden. Umfragen hatten zuletzt wenig Rückhalt für eine Kandidatur des 74-Jährigen gezeigt.

Bloomberg hatte mehrfach scharfe Kritik an Trump geübt. Die Präsidentschaftskampagne des Immobilienmoguls sei so spaltend und demagogisch, wie er es noch nie erlebt habe, sagte er. Trump beute die Vorurteile und Ängste der Menschen aus. Auch gegen Cruz wetterte er. Dessen Rhetorik in der Einwanderungspolitik sei zwar nicht so hetzerisch wie Trumps, aber genauso extrem.

Das frühere New Yorker Stadtoberhaupt hatte eingeräumt, in einem freundschaftlichen Verhältnis zu Trump gestanden zu haben und auch zweimal in dessen Reality-TV-Show "The Apprentice" aufgetreten zu sein. Trumps Kampagne habe dieses Verhältnis aber grundlegend geändert.

Bloomberg hatte geglaubt, dass durch die Dominanz von Trump bei den Republikanern und den Aufstieg von Bernie Sanders bei den Demokraten eine Möglichkeit für eine nicht-ideologische, pragmatische Kampagne entstanden sei. Durch ihre jüngsten Erfolge habe Hillary Clinton jedoch eine klare Führung auf der demokratischen Seite inne, was Bloombergs Weg blockiere, sagten Berater des Ex-Bürgermeisters.

Clinton sagte auf einer Wahlkampfveranstaltung in Detroit, sie habe "den größten Respekt vor Michael Bloomberg". Sie freue sich darauf, mit ihm weiterarbeiten zu können. Sanders sagte, es sei Bloombergs Entscheidung, ob er antreten wolle oder nicht. Er sei jedoch auf einer breiteren Ebene beunruhigt, dass nur Milliardäre wie der Ex-Bürgermeister glaubten, sie könnten für das höchste Amt der USA kandidieren.

Sprecherinnen von Trump und Cruz äußerten sich zu Bloombergs Entscheidung zunächst nicht.

Es war nach 2008 und 2012 das dritte und voraussichtlich letzte Mal, dass Bloomberg mit einer Bewerbung liebäugelte. Unter New Yorker Geschäftsleuten hatte die Idee Anklang gefunden. Bloomberg zählt mit einem geschätzten Vermögen von 38 Milliarden Dollar zu den reichsten Bürgern der USA.

(ap)
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