Nach neuerlichem Patzer von Mitt Romney Medien sehen US-Wahl nahezu entschieden

Düsseldorf · Pannen-Mitt hat seinem Namen wieder einmal alle Ehre gemacht: Nach dem jüngst bekannt gewordenen Video, in dem Romney fast die Hälfte der Amerikaner als "Opfer" bezeichnete, wurde bekannt, dass er auch die Palästinenser scharf angegriffen hatte. Viele US-Medien sehen den Wahlkampf nahezu entschieden.

Amerika steht vor einer Richtungswahl
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Auf einer Charity-Gala teilte Mitt Romney verbal aus, zunächst gegen seine Landsleute, die er als "Opfer" bezeichnete. Schließlich auch gegen die Palästinenser, denen er jeglichen Friedenswillen absprach. Seither müht sich Romney redlich, die Wogen zu glätten und von seinen Pannen und Aussetzern abzulenken — vergeblich.

Auch die nackten Zahlen sind für Romney deprimierend. Umfragen sehen seinen Konkurrenten von den Demokraten mit einem stetig wachsenden Vorsprung, und mittlerweile schätzt auch die Mehrheit der US-Medien Romneys Lage schlecht ein.

Medien sehen Romneys Chancen gering

Dabei ist es für den Republikaner von entscheidender Bedeutung, das Thema Wirtschaft, Arbeitslosigkeit und Schulden zurück auf die Wahlkampf-Agenda zu rücken. Nur hier sieht er sich imstande, gegen Obama zu punkten. So sieht es auch die "Washington Post". Romney müsse zudem den Eindruck verwischen, dass das Rennen um das Weiße Haus nicht mehr zu gewinnen sei.

48 Tage sind es noch bis zur Präsidentenwahl. 48 Tage verbleiben dem Multi-Millionär, um die Mehrheit seiner Landsleute von der guten Absicht seiner politischen Ansichten zu überzeugen. Romney wird viel Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Beobachter in den USA schätzen die Chancen des Herausforderers gering ein, noch entscheidend Einfluss zu nehmen auf den Wahlausgang im November. Romneys politisches Ende könnte er selbst mit den Aussagen auf der Charity-Gala in Florida eingeläutet haben.

Romney, der Klassenkämpfer

Die "New York Times" nennt Romney einen "Klassenkämpfer", dem es gelungen sei, eine Nation zu entzweien. Mit seiner Opfer-Wählerschelte habe er seinen Anspruch zunichte gemacht, wonach er der Präsident aller US-Amerikaner sein könne.

Die "Los Angeles Times" mutmaßt, dass seine verbalen Aussetzer ihn zwar keine Wählerstimmen kosten werden, er dafür aber wichtige Zeit verloren hat, seine politischen Standpunkte glaubhaft zu vermitteln. Der "San Francisco Chronicle" indes dreht den Spieß um: Romney braucht exakt die Wähler, die er mit seinen Aussagen vergrault hat, um den in Umfragen enteilten Obama am "election day" doch noch einzuholen.

Obama nutzt Romneys Patzer

Romneys Patzer-Steilvorlage nahm Obama am Dienstagabend sogleich dankend an, und profilierte sich im Interview mit David Letterman als Präsident aller Amerikaner. Sein smarter und zugleich staatsmännischer Auftritt in der Talkshow kam offenbar gut an. "Wenn man Präsident sein will, muss man für alle arbeiten." Applaus.

Schließlich müsse ein Staatschef "das Land als Ganzes" vertreten. "Als ich 2008 gewann, wählten 47 Prozent des amerikanischen Volkes John McCain", erinnerte Obama an seinen damaligen republikanischen Gegner. "Sie stimmten nicht für mich und am Wahlabend sagte ich: 'Auch wenn Ihr nicht für mich gewählt habt, höre ich Eure Stimmen und ich werde so hart arbeiten wie ich kann, um Euer Präsident zu sein'", sagte Obama. Applaus.

(nbe)
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