TV-Debatte der Demokraten Clintons Kontrahent hatte keine Lust auf Paris-Diskussion

Des Moines · Anders als im dicht gedrängten Feld der Republikaner zeichnet sich bei den Demokraten ein Zweikampf zwischen Clinton und Sanders ab. Die wollen eigentlich über Wirtschaftspolitik reden – doch angesichts des Pariser Terrors kommen sie an Fragen der Sicherheit nicht vorbei.

 Bernie Sanders, Hillary Clinton und Martin O'Malley vor der Debatte.

Bernie Sanders, Hillary Clinton und Martin O'Malley vor der Debatte.

Foto: ap, KS

Anders als im dicht gedrängten Feld der Republikaner zeichnet sich bei den Demokraten ein Zweikampf zwischen Clinton und Sanders ab. Die wollen eigentlich über Wirtschaftspolitik reden — doch angesichts des Pariser Terrors kommen sie an Fragen der Sicherheit nicht vorbei.

Unter den Eindrücken der Terroranschläge in Paris hat sich Hillary Clinton in der zweiten TV-Debatte der demokratischen Präsidentschaftsbewerber als stärkste mögliche Anführerin der USA in einer erschreckenden Welt porträtiert. Gleichzeitig musste sie im Schlagabtausch mit ihren innerparteilichen Rivalen Bernie Sanders und Martin O'Malley ihr eigenes Vorgehen gegen islamistische Extremisten während ihrer Zeit als US-Außenministerin verteidigen.

Bei dieser Wahl gehe es nicht nur darum, über den nächsten Präsidenten abzustimmen, sondern auch darum, den nächsten Oberbefehlshaber der USA auszuwählen, sagte Clinton am Samstagabend bei der Debatte in Des Moines im US-Staat Iowa. Alle anderen Probleme des Landes hingen davon ab, dass sich das Land sicher und stark fühle, sagte sie.

Die Debatte wurde mit einer Gedenkminute für die Terroropfer in Paris begonnen. In seiner Eingangserklärung kritisierte Sanders die Terrormiliz Islamischer Staat scharf, während Favoritin Clinton ihre Anteilnahme für die französische Bevölkerung zum Ausdruck brachte. O'Malley sagte, die USA brauche neue Ansätze und einen neuen Führungsstil, um mit Bedrohungen wie dem IS fertig zu werden.

Vor der Übertragung hatten die Wahlkampfteams der Bewerber wegen des Terrors in Frankreich mit TV-Sender CBS über den Aufbau der Debatte diskutiert. Als CBS mitteilte, es wolle in den Eingangserklärungen der Kandidaten und im ersten Teil der Diskussion auf die Pariser Angriffe eingehen, widersprach das Team von Sanders laut Angaben eines Teilnehmers der Vorabgespräche energisch. Er hatte gehofft, dass Wirtschaftspolitik im Zentrum der Debatte stehen würde.

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New York gedenkt der Opfer der Anschläge von Paris

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So musste Clinton im Laufe der Debatte nicht nur ihr politisches Vorgehen als Außenministerin, sondern auch ihre wirtschaftlichen Bünde aus ihrer Zeit als Senatorin von New York verteidigen. "Lasst uns nicht naiv sein", sagte Sanders und fügte an, dass Clinton Millionen Dollar an Spendengeldern von Wall-Street-Bankern erhalten habe. Diese würden nun erwarten, dafür etwas zurückzubekommen, so Sanders. Auch O'Malley warf Clinton zu viel Nähe zur Wall Street vor.

Die Spitzen gegen die Topfavoritin stellen einen deutlich aggressiveren Ton dar als zuvor bei den Demokraten. Die Bewerber der Partei hatten bislang versucht, sich durch einen zivilisierteren Ton von den teils raubeinigen Äußerungen der republikanischen Konkurrenz um Milliardär Donald Trump abzugrenzen.

Nach zwischenzeitlichen Problemen wegen umstrittener E-Mail-Praktiken sitzt Clinton mittlerweile wieder fest im Sattel. In Umfragen in den US-Staaten, in denen früh gewählt wird, liegt sie in Führung. Es gibt Anzeichen, dass sich die Demokratische Partei zunehmend hinter sie stellen will. Der Nominierungskampf ist aber bei weitem noch nicht vorbei.

Unter dem Eindruck des Pariser Terrors warf Sanders Clinton vor, 2002 im US-Senat für militärische Schritte im Irak gestimmt zu haben. Dies löste laut seiner Ansicht die Instabilität in der ganzen Region aus. Clinton entgegnete, Terrorismus gebe es schon seit Jahrzehnten. Sie wies zurück, dass Obama und sie die wachsende Bedrohung durch den IS unterschätzt hätten.

(spol/ap)
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