Pressestimmen zum Trump-Triumph "Für die republikanische Partei ist das ein Moment des Schocks"
Nach dem Ausstieg von Ted Cruz im Rennen um die Kandidatur der Republikaner für die US-Präsidentschaftswahl 2016 ist der Vorwahlkampf praktisch beendet. Alles läuft auf ein Duell Hillary Clinton versus Donald Trump hinaus. Das wird auch von den Medien reichlich kommentiert. Ein Blick in die Meinungsspalten.
Spiegel Online: "Was wegen Trumps Pöbeleien gerne übersehen wird, ist sein eigentliches Erfolgsgeheimnis. Er inszeniert sich als Sieger, als Mann, der Wunder vollbringen kann. Er war erfolgreich als Immobilienunternehmer, als Showstar im Fernsehen. Nun erscheint sein klarer Triumph über Ted Cruz wie ein Beweis, dass er auch über politische Zauberkräfte verfügt. So lädt er Amerika zum Träumen ein. Seine Botschaft, das Land wieder 'großartig' zu machen, ist verführerisch. Er zielt auf die Herzen der Bürger, nicht auf ihre Köpfe. Das macht ihn so unberechenbar – und auch so erfolgreich."
FAZ Online: "Mutmaßungen, dass Clinton gegen Trump im November leichtes Spiel haben werde – weil ihr Rivale nicht wählbar sei, weil er zu viele Wählergruppen brüskiert hat, weil er simplistische Lösungen für eine komplizierte Welt anbietet und so weiter –, sind auf der einen Seite plausibel. Aber was heißt das schon in einem Wahljahr, in dem die Fachleute und Wahlforscher mit ihren Prognosen immer wieder daneben lagen?"
tagesschau.de: "Doch zur Beruhigung all jener, die den Atomkoffer schon in Trumps Händen sehen: Von jetzt an sprechen viele Fakten gegen einen Sieg des Immobilienmilliardärs im November. Bei den Vorwahlen ging es für Trump überwiegend um die Stimmen eingetragener Republikaner. Allein mit Mehrheiten unter frustrierten weißen Männern wird man jedoch nicht US-Präsident. Um Clinton zu schlagen, muss Trump auch Unabhängige für sich gewinnen, vor allem Frauen und junge Wähler."
New York Times: "Es sind die Republikaner, die im Jahr 2016 eine klare Wahl treffen, die vor einem Jahr noch undenkbar schien: Die Partei, die sie immer noch gern als die Lincoln-Partei bezeichnen, die Marke Trump aufzustempeln."
CNN: "Für das Trump-Lager gibt es eine Menge Grund zum Feiern. Hervorgegangen aus einem merkwürdig überfüllten Kreis von 17 Kandidaten bei der republikanischen Partei hat Trump alle Prognosen geschlagen (...) Für die republikanische Partei ist es ein Moment des Schocks, aber sie wird sich anpassen. Niemand sah das kommen, als all das im vergangenen Sommer begann – vielleicht nicht einmal 'Der Donald' selbst, als er seine Kampagne begann."
Deutsche Welle: "Ab sofort sind Trump und die republikanische Partei auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen. Es wird interessant sein, zu beobachten, wie der Polterer Trump zum Staatsmann mutiert; wie er auf die weiblichen Wähler zugehen wird, die ihn bislang zu 70 Prozent ablehnen. Was wird Trump Latinos und Afroamerikanern versprechen, damit sie ihn zumindest weniger stark ablehnen als bisher? Arbeitsplätze? Mehr Geld für Bildung? Der amerikanische Wahlkampf bleibt spannend."
Stuttgarter Nachrichten: "Nun wenden Trump-Anhänger ein, dass ihr Kandidat schon lernen wird, wenn er erst einmal im Weißen Haus sitzt. Mag sein, dass es so kommen würde. Doch das Risiko ist zu groß, dass Trump in dieser Beziehung eine Lernschwäche aufweist. Ein Baumogul mag sich das vielleicht leisten können. Der Schaden trifft nur ihn. Ein Präsident der USA darf sich das nicht leisten."
Südwest Presse: "So heillos das Chaos in der Oppositionspartei auch ist, ist der größte Verlierer die amerikanische Nation. Dass für einen Mann mit unbestreitbar rassistischen Tendenzen, der Mexikaner als Mörder und Vergewaltiger brandmarkt und sämtlichen Muslimen die Einreise verbieten will, der Chefsessel im Weißen Haus nun zum greifen nahe ist, sollte jedem Amerikaner zu denken geben. Nicht nur ihnen. Menschen rund um den Globus haben guten Grund, beunruhigt zu sein."