Wahlen in 24 Bundesstaaten Die USA vor dem "Super Tuesday"

Düsseldorf (RPO). Es ist der größte Vorwahltag in der Geschichte der amerikanischen Politik: Fast die Hälfte des Landes entscheidet morgen über die Kandidaten der Republikaner und Demokraten für die Präsidentenwahl im November. In insgesamt 24 US-Staaten gibt es Abstimmungen.

Hollywoodstars beim TV-Duell Obama gegen Clinton
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Das amerikanische Vorwahlsystem - auf den ersten Blick wirkt es chaotisch, und auf den zweiten ist es das auch. Mal gewann Hillary Clinton, mal Barack Obama, was vielleicht den Eindruck erweckte, nun sei der eine oder die andere aber weit abgehängt, habe Schwung eingebüßt, stehe kurz vor dem Aus.

In Wahrheit war alles, was es bisher an "Caucuses" und "Primaries" gab, nur ein Vorgeplänkel - wichtig für die Dynamik des Rennens, eher unwichtig, geht man nach den nackten Zahlen. Erst morgen, am Super-Dienstag, werden die Weichen gestellt. Aber auch nur vielleicht.

Am Ziel des Marathons, der Anfang Januar begann und noch bis Juni dauert, benötigen die Kandidaten die Mehrheit der Delegierten, die auf den beiden Nominierungsparteitagen ihre Stimme abgeben. Bei den Demokraten sind das 4049, bei den Republikanern 2380; über rund die Hälfte der Delegierten wird am "Super Tuesday" entschieden. Während die Demokraten ihren Konvent im August in Denver abhalten, versammeln sich die Republikaner im September in Minneapolis.

Theoretisch kann der Abstand zwischen den Führenden - hier Clinton und Obama, dort John McCain und Mitt Romney - dann immer noch so hauchdünn sein, dass es nicht die üblichen Krönungskongresse werden, sondern Shakespearesche Dramen, die im Zeichen fiebriger Kampfabstimmungen stehen. Die meisten Delegierten sind durch das Vorwahlvotum gebunden. Von ihnen wird erwartet, dass sie auf dem Wahlkonvent für den Bewerber stimmen, in dessen Namen sie ausgewählt worden sind. Hinzu kommt aber eine Art Joker, nämlich die relativ große Zahl prominenter Entsandter, die sich nicht festlegen müssen. Bei den Republikanern laufen sie unter der Rubrik "nicht verpflichtet" ("unpledged"), bei den Demokraten, eine Spur theatralischer, unter dem Begriff Superdelegierte.

Meist sind es Notabeln der Parteihierarchie, Ex-Präsidenten und frühere Vizepräsidenten, Parlamentsabgeordnete und Gouverneure einzelner Bundesstaaten. Am Konvent der Demokraten sollen 796 Superdelegierte teilnehmen, an dem der Republikaner 463 nicht Verpflichtete, jeweils knapp ein Fünftel der Versammelten. In der Praxis ist es freilich üblich, dass sich die potenziellen Joker bereits vorher öffentlich für einen Kandidaten erklären. Das heißt, Überraschungseffekte sind zwar nicht ausgeschlossen, aber doch eher unwahrscheinlich.

Zurück zum Super-Dienstag: Noch nie hielten so viele Staaten gleichzeitig Vorwahlen ab. 22 sind es, darunter die bevölkerungsreichsten. In Kalifornien mit seinen 37 Millionen Einwohnern werden die meisten Delegierten bestimmt, 441 demokratische und 173 republikanische. Auf den Plätzen folgen New York (281 bzw. 101) und Illinois (185 bzw. 70).

Falls aber der große Tag mit einem Patt endet, stünden Bundesstaaten mit nachfolgenden Urnengängen, Staaten, die traditionell ein wahlpolitisches Aschenputteldasein fristen, unversehens im Mittelpunkt des Interesses. Zu ihnen gehören Maryland, Virginia und Pennsylvania. Notorisch vorsichtige Demoskopen tippen sogar, dass die Würfel erst am 3. Juni in South Dakota fallen, einem Präriestaat, der die Rote Laterne trägt und für den sich noch nie ein Kandidat interessierte.

Wichtig ist, wie groß der Abstand zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten morgen sein wird. Angenommen, Clinton kommt auf 52 Prozent, Obama auf 48 Prozent oder umgekehrt, dann bleibt alles offen. Bei einem Verhältnis 60:40 hätte zwar noch keiner der beiden die Majorität des Nominierungskonvents in der Tasche, der Trend aber wäre eindeutig. In aller Regel wählen die Menschen in noch ausstehenden Primaries nicht völlig anders als jene am Super-Dienstag. Wieso überhaupt so ein langwieriges Verfahren? Typisch für die USA ist, dass nicht die Parteistäbe die Spitzenkandidaten auskungeln, sondern die Wähler entscheiden. Amerikaner fühlen sich weit weniger an eine Partei gebunden als Europäer, die Grenzen sind fließender. In manchen Bundesstaaten bilden Unabhängige das Zünglein an der Waage: Sie können sich mal den Demokraten eintragen, mal bei den Republikanern. Delegierte sind keine Wahlmänner. Das Wahlmännerkollegium kommt erst beim Präsidentschaftsvotum am 4. November ins Spiel. Um ins Weiße Haus ziehen zu können, benötigt man die Mehrheit der 538 Wahlmänner aus den 50 Bundesstaaten. In diesem Fall gilt das Prinzip "the winner takes ist all". Das heißt, der Kandidat, der die meisten Stimmen erhält, selbst wenn er noch so knapp vorn liegt, erhält alle Wahlmännerstimmen des jeweiligen Bundesstaats.

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