Nach Trumps Wahlparty Corona-Hotspot? Minister und Wahlkämpfer infiziert

Washington · Die Stimmen wurden noch ausgezählt, da rief sich der Präsident schon zum Sieger aus und feierte mit mehr als Hundert Anhängern im Weißen Haus. Hygieneregeln? - Fehlanzeige. Weitere Infektionen werden bekannt.

 Mark Meadows, Stabschef im Weißen Haus unter Trump, wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Er nahm an der Wahlparty des Präsidenten teil.

Mark Meadows, Stabschef im Weißen Haus unter Trump, wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Er nahm an der Wahlparty des Präsidenten teil.

Foto: dpa/Patrick Semansky

Nach Donald Trumps voreiliger Siegesparty in der Wahlnacht sind mindestens drei hochrangige Mitarbeiter des Präsidenten positiv auf das Coronavirus getestet worden. Die Feier, auf der sich Trump noch während der Stimmauszählung zum Wahlsieger ausrief, ist auch zum Symbol für den lässigen Umgang des Präsidenten mit dem Virus geworden, an dem sich in den USA zuletzt nachweislich mehr als 100.000 Menschen pro Tag ansteckten.

Wie eine Sprecherin des Ministeriums für Wohnungsbau und Stadtentwicklung am Montag erklärte, wurde Minister Ben Carson positiv auf den Erreger Sars-CoV-2 getestet. Der Minister, der selbst Mediziner ist, sei „guter Dinge“ und schätze sich „glücklich, Zugang zu effektiven Therapien“ zu haben, sagte dessen stellvertretender Stabschef, Coalter Baker. Ebenfalls angesteckt wurde David Bossie aus dem Wahlkampfteam des Präsidenten, der zuletzt beauftragt war, die Anfechtungen des Wahlergebnisses zu überwachen.

Die Wahlparty ist mit Blick auf die Corona-Pandemie in die Kritik geraten, nachdem bekannt wurde, dass der Stabschef des Weißen Hauses, Mark Meadows, am Tag danach positiv auf das Virus getestet worden ist. Meadows hatte vor der Wahlparty Trump noch zu Terminen begleitet und war dabei wie die übrigen Angestellten des Weißen Hauses ohne Mund-Nasen-Schutz aufgetreten - im Gegensatz zu zahlreichen Wahlkampfhelfern. Auch bei der Party in der Wahlnacht trug er keine Maske.

Saskia Popescu, Epidemiologin an der George Mason University, erklärte, die Party sei ein Umfeld, das Ansteckungen begünstige. Teilnehmer müssten informiert und um Sicherheitsmaßnahmen gebeten werden. Es gebe eine ordnungsgemäße Kontaktnachverfolgung, hatte die Regierung verlautbaren lassen. Teilnehmer der Party schilderten es teils anders: Der Pastor Darrell Scott aus Ohio erklärte, er habe aus den Medien von Infektionen erfahren und sei nicht von Kontaktnachverfolgern angesprochen worden.

Schon im Wahlkampf düpierte Trump bei seinen Veranstaltungen die Kommunalverwaltungen, weil sich nicht an die Gesundheits-Richtlinien der eigenen Regierung gehalten wurde - selbst in Corona-Hotspots missachteten die republikanischen Wahlkämpfer etwa Publikumsvorschriften. Das Weiße Haus verweigert immer wieder die Auskunft zum Infektionsgeschehen in Regierungskreisen. Dem jüngsten Ausbruch ging etwa einen Monat zuvor ein coronabedingter Krankenhausaufenthalt von Trump voran, kurz darauf gab es mehrere Infektionen im Umfeld des Vizepräsidenten Mike Pence.

Mehr als 238.000 Menschen sind in den USA bislang im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben. Die Regierung sei, was sie selbst und das Land betreffe, lax mit den Risiken des Virus umgegangen, dies sei einer der Gründe für die hohen Fallzahlen, sagte Joshua Sharfstein, Professor für öffentliche Gesundheit an der John Hopkins Universität.

(june/dpa)
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