Interview mit Außenhandelspräsident Börner "Wir sollten davon absehen, Trump zu beschimpfen"

Berlin · Außenhandelspräsident Anton Börner warnt deutsche Politiker davor, sich gegen den nächsten US-Präsidenten zu stellen. Jetzt müsse man zur Tagesordnung übergehen und ein konstruktives Vertrauensverhältnis zur neuen Trump-Administration aufbauen.

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Foto: afp

Wie bewerten Sie das überraschende US-Wahlergebnis?

Börner Es bringt nichts, mit dem Ergebnis zu hadern. Viel wichtiger ist, dass wir jetzt ein klares Ergebnis haben. Wir haben einen Politikwechsel in den USA, mit dem wir fertig werden müssen.

Welche Auswirkungen kann das Ergebnis auf die Weltwirtschaft haben?

Börner Was Trump vor der Wahl gesagt hat, gilt nicht automatisch nach der Wahl. Das ist jetzt die Stunde der vernünftigen Leute. Wir sollten von Überreaktionen und Beschimpfungen Trumps absehen, weil die uns nur zurückwerfen und nichts bringen. Das gilt erst recht für Wählerbeschimpfungen. Jetzt geht es darum, Vertrauen zur Trump-Administration aufzubauen. Trump ist Unternehmer, der weiß ganz genau, dass die Wirtschaft Freiheit braucht, um zu wachsen.

Trump hat aber protektionistische Maßnahmen wie höhere US-Zölle angekündigt…

Börner Wenn Trump Amerika wieder groß machen will, darf er die Weltwirtschaft nicht gefährden. Nationales Wachstum auf Kosten der anderen geht nicht. Ausländische Unternehmen sichern in den USA Millionen Jobs, die deutschen Firmen allein 800.000 Arbeitsplätze. Die wird Trump nicht gefährden wollen. Die Altersrenten der Amerikaner hängen an der Stabilität der Finanzmärkte. Die sind aber nur stabil, wenn die Weltwirtschaft gut läuft. US-Großunternehmen wie Google, Twitter, Facebook sind auf der ganzen Welt zuhause. Die können nur wachsen, wenn es der Weltwirtschaft gut geht.

Wie wirkt sich der Machtwechsel auf die deutsche Wirtschaft aus?

Börner Der deutschen Wirtschaft geht's gut, wenn es der Weltwirtschaft gut geht, das gleiche gilt für die US-Wirtschaft. Daher kann es nicht in Donald Trumps Interesse sein, die Weltwirtschaft zu schwächen.

Was passiert jetzt mit dem Freihandelsabkommen TTIP?

Börner Kurzfristig wird TTIP wahrscheinlich auf Eis gelegt. Aber dass TTIP tot ist, glaube ich deswegen noch lange nicht. Das kann auch in neuer Verpackung wieder aufleben. Ich glaube nicht, dass ein amerikanischer Präsident langfristig gegen seine alternde Bevölkerung und damit gegen die Gesetze der Weltwirtschaft und des Freihandels regieren kann.

Das Gespräch führte Birgit Marschall.

(mar)
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