US-Geheimdienst Iranische Spammer sollen US-Wählern Droh-Mails geschickt haben

Washington · Demokratische Wähler in mehreren US-Bundesstaaten haben vor der Präsidentschaftswahl Droh-Mails bekommen. Nach US-Geheimdienstangaben steckt Teheran dahinter. Auch Russland rückt erneut ins Visier der Ermittler.

 Miami, Florida: In einigen US-Bundesstaaten können die Wähler bereits ihre Stimme abgeben.

Miami, Florida: In einigen US-Bundesstaaten können die Wähler bereits ihre Stimme abgeben.

Foto: AFP/JOE RAEDLE

Russland und der Iran sollen sich nach US-Geheimdienstangaben Zugriff auf Registrierungsdaten von Wählern verschafft haben. Die Absicht sei es, die Wahl zu beeinflussen, teilte John Ratcliffe, der Direktor des Nationalen Geheimdienstes, bei einer Pressekonferenz am Mittwochabend (Ortszeit) mit. „Diese Handlungen sind verzweifelte Versuche von verzweifelten Gegnern.“

Der Direktor der Bundespolizei FBI, Chris Wray, sagte bei der Pressekonferenz, jedes Land, dass sich in die Präsidentschaftswahl einmische, müsse die Kosten und die Konsequenzen tragen. An die Wähler gerichtet sagte er: „Sie sollten sicher sein, dass Ihre Stimme zählt“, trotz Bemühungen der Wahlbeeinflussung aus dem Ausland.

Den Angaben zufolge hat Teheran E-Mails an US-Wähler verschickt, mit dem Ziel, diese einzuschüchtern und in mehreren Bundesstaaten für Unruhe zu sorgen. Demokratische Wähler in mindestens vier umkämpften Staaten, darunter Florida und Pennsylvania, haben demnach Droh-Mails erhalten. Als Absender wurde die ultrarechte Gruppe Proud Boys angegeben. „Wir werden dich kriegen“, drohten die Absender an die Adresse jener, die nicht für US-Präsident Donald Trump stimmen wollten. Die Proud Boys waren landesweit bekannt geworden, als Trump sich in seiner Fernsehdebatte gegen den Demokraten John Biden weigerte, sich von ihnen zu distanzieren.

„Diese E-Mails sind dazu gedacht, amerikanische Wähler einzuschüchtern und ihr Vertrauen in unsere Wahlen zu untergraben“, twitterte Christopher Krebs, der im Heimatschutzministerium höchste Beamte für Wahlsicherheit, am Dienstagabend, nachdem erste Berichte über derartige E-Mails auftauchten.

Die E-Mailadressen hatten die Hintermänner den Angaben zufolge augenscheinlich von Registrierungslisten für die Wahl entnommen, die neben Daten zur Parteizugehörigkeiten und Adresse auch E-Mailadressen und Telefonnummern enthalten können. Der Zugriff auf diese Listen gilt als vergleichsweise einfach zu erhalten. Die Adressen wurden dann für breit angelegte gezielte Spamming-Aktionen verwendet. Die Absender behaupteten, sie wüssten, für welchen Kandidaten der Empfänger abstimmt. Teilweise können Wähler ihre Stimme schon jetzt, vor dem eigentlichen Wahltag am 3. November, abgeben.

Bei der Wahl 2016 hatten russische Hacker sich Zugriff auf die Wahlinfrastruktur verschafft, es gibt jedoch keine Beweise, dass der Iran dies ebenfalls getan hat. Experten für Cybersicherheit sehen den Iran als zweitklassigen Akteur bei der Online-Spionage.

(peng/dpa)
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