US-Wahlkampf Joe Biden benennt Kamala Harris als Vize

Washington · Zunächst trat sie gegen ihn an, jetzt kämpft sie an seiner Seite: Die kalifornische Senatorin Kamala Harris wird Vize des Präsidentschaftskandidaten Joe Biden. Harris ist damit die erste schwarze Frau, die Vizepräsidentin der USA werden könnte.

 Kamala Harris, demokratische Senatorin von Kalifornien und ehemalige Präsidentschaftsbewerberin, wird jetzt Bidens „running mate“.

Kamala Harris, demokratische Senatorin von Kalifornien und ehemalige Präsidentschaftsbewerberin, wird jetzt Bidens „running mate“.

Foto: dpa/John Locher

Die US-Demokraten ziehen damit erstmals mit einer schwarzen Frau als Vize in den Wahlkampf. Der designierte Spitzenkandidat Joe Biden benannte Harris am Dienstag als seine mögliche Stellvertreterin. Harris sei eine furchtlose Kämpferin für den kleinen Mann und eine der besten Staatsdienerinnen, erklärte er.

Biden hatte schon vor Monaten angekündigt, eine Frau für die Vizepräsidentschaft zu nominieren, sollte er gewählt werden. Harris galt als eine der Favoritinnen. Zu den weiteren möglichen Kandidatinnen wurden Senatorin Elizabeth Warren, die Kongressabgeordneten Val Demings und Karen Bass, die frühere nationale Sicherheitsberaterin Susan Rice und die Atlantaer Bürgermeisterin Keisha Lance Bottoms gezählt.

Harris hat ihre Verkündung als Vize des designierten demokratischen Präsidentschaftsbewerbers Joe Biden als „Ehre“ bezeichnet. Sie werde alles dafür tun, um Biden bei der Wahl im November zum Oberbefehlshaber zu machen, schrieb Harris auf Twitter. „Joe Biden kann das amerikanische Volk einen, weil er sein Leben damit verbracht hat, für uns zu kämpfen. Und als Präsident wird er ein Amerika aufbauen, das unseren Idealen gerecht wird.“

Harris' Vater kam aus Jamaika, ihre Mutter aus Indien. Sie selbst war Staatsanwältin in San Francisco und Justizministerin von Kalifornien, bevor sie 2016 in den Senat in Washington gewählt wurde. Die heute 55-jährige bewarb sich um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten und geriet bei Fernsehdebatten bisweilen hart mit Biden aneinander.

Sie warf ihm in TV-Debatten wohlwollende Äußerungen zu Senatoren vor, die vor Jahrzehnten die Rassentrennung befürworteten. Auch hielt sie ihm vor, sich in der Vergangenheit gegen ein Programm gestemmt zu haben, das schwarze Kinder mit Bussen in vornehmlich weiße Schulen fuhr - ein Programm, von dem sie als Kind selbst profitiert hatte. Nachdem ihrem Wahlkampf das Geld ausging, stieg sie noch Ende 2019 aus. Nach ihrem Ausstieg aus dem Vorwahlrennen versöhnten sich beide und Harris stellte sich hinter Biden.

Zwischen 2011 und 2017 war Harris als erste Frau und erste Schwarze Generalstaatsanwältin Justizministerin von Kalifornien. In dieser Zeit hatte sie viel Kontakt mit Bidens 2015 verstorbenem Sohn Beau, der jahrelang Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Delaware war - eine persönliche Verbindung, die Präsidentschaftskandidat Biden am Dienstag hervorhob. Harris soll eine gutes Verhältnis zu Beau Biden gehabt haben.

Ex-US-Präsident Barack Obama hat die Auswahl von Harris zur designierten begrüßt. „Joe Biden hat mit dieser Entscheidung den Nagel auf den Kopf getroffen“, lobte Obama. Dass sein früherer Stellvertreter Biden sich Senatorin Harris als „Amerikas nächste Vizepräsidentin ausgesucht“ habe, zeuge von dessen eigenem Urteilsvermögen und Charakter, ergänzte der frühere Präsident. Harris sei die „ideale Partnerin, um Biden dabei zu helfen, die äußerst realen Herausforderungen anzugehen, mit denen Amerika gerade jetzt konfrontiert ist und in den kommenden Jahren.“

Susan Rice gratulierte Harris und nannte sie eine „hartnäckige und bahnbrechende Anführerin“. Karen Bass twitterte, Harris habe sich unermüdlich für die Menschen eingesetzt. Das sei genau das, was jetzt nötig sei. In einer ersten Reaktionen begrüßte die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton Bidens Entscheidung. Harris werde eine "starke Partnerin" für Biden sein, schrieb sie auf Twitter.

Biden und Harris sollen beim Nominierungsparteitag der Demokraten vom 17. bis 20. August in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin offiziell zum Kandidaten-Duo gekürt werden. Wenn sie der Parteitag nominiert, wird sie die erste schwarze Frau, die von einer der beiden großen Parteien für den Posten der Vizepräsidentin aufgestellt wird.

(juju/dpa/AP)
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