„Seien Sie ein Patriot“ Joe Biden fordert US-weite Maskenpflicht

Wilmington · Der Umgang mit der Coronakrise wird zum bestimmenden Thema im US-Wahlkampf. Herausforderer Joe Biden machte sich jetzt für eine landesweite Maskenpflicht stark - Donald Trump reagierte mit bizarren Vorwürfen.

 Der ehemalige Vizepräsident Joe Biden, demokratischer Präsidentschaftskandidat, mit seiner Gesichtsmaske am Donnerstag in Wilmington, Delaware.

Der ehemalige Vizepräsident Joe Biden, demokratischer Präsidentschaftskandidat, mit seiner Gesichtsmaske am Donnerstag in Wilmington, Delaware.

Foto: AP/Carolyn Kaster

Der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, hat eine landesweite Maskenpflicht zum Schutz vor dem Coronavirus gefordert. Durch eine solche Vorgabe könnten in den nächsten drei Monaten 40.000 Menschenleben gerettet werden, sagte Biden unter Berufung auf Prognosen von Forschern. Daher sollte jeder Amerikaner mindestens in diesem Zeitraum im Freien einen Mund- und Nasenschutz tragen. Jeder Gouverneur sollte dies zur Pflicht machen, mahnte Biden. Beim Maskentragen gehe es weniger darum, sich mit dem Virus anzustecken. Es gehe vielmehr darum, andere Menschen vor einer Ansteckung zu bewahren.

Amtsinhaber Donald Trump warf Biden vor, die Corona-Krise politisch auszuschlachten. „Zu Joe würde ich sagen: ,Hör auf, Politik mit dem Virus zu spielen'“, sagte Trump auf einer Pressekonferenz zur Lage im Kampf gegen Covid-19 im Weißen Haus am Donnerstag. Er behauptete zudem, dass sein demokratischer Rivale bei der Einschätzung der Coronavirus-Pandemie immerzu falsch liege, wissenschaftliche Beweise ignoriere und linke Politik über Fakten stelle. Fälschlicherweise sagte der Präsident auch, dass Biden wolle, dass er, Trump, mittels Exekutivbefugnissen eine landesweite Maskenpflicht durchsetze. Sein Kontrahent wolle, dass „alle Amerikaner monatelang in ihren Kellern eingesperrt sind“.

Über eine Verbannung von Amerikanern in ihre eigenen vier Wände hatte Biden nichts gesagt, jedoch argumentiert, dass die Wiederöffnung der Wirtschaft in den US-Staaten übereilt und ohne angemessene Begleitung des Bundes vorangetrieben worden sei. Der Demokrat wandte sich zudem gegen Kritiker, die nichts von Anordnungen wie einer Maskenpflicht halten. „Dies ist Amerika. Seien Sie ein Patriot. Schützen Sie ihre Mitbürger. Packen Sie es an, tun Sie das Richtige“, sagte Biden.

Auch Trump sagte, dass es patriotisch sei, wenn Amerikaner Mund- und Nasenschutz trügen, schob allerdings mit Blick auf die Gesichtsmasken hinterher: „Vielleicht sind sie großartig, und vielleicht sind sie nur gut. Vielleicht sind sie nicht so gut.“

In den ersten Monaten der Pandemie hatte Trump das Maskentragen bei öffentlichen Auftritten abgelehnt. Über Reporter mit Mund- und Nasenschutz machte er sich lustig. Er retweetete Botschaften, in denen Biden wegen dessen Auftritten mit Maske mit Spott übergossen und angedeutet wurde, dass er schwach wirke. Erst vor etwa einem Monat trug Trump bei einem Besuch in einem Militärkrankenhaus eine Maske. Seitdem sprach er sich manchmal für Mund- und Nasenschutz aus.

Wenige Monate vor der Wahl im November liegt Trump in Umfragen weit hinter Biden zurück. Der Demokrat hat den Umgang des Amtsinhabers mit der Pandemie zum Herzstück seiner Attacken gemacht. Bisher hat Trump es weitgehend vermieden, seinen Rivalen in der Corona-Politik Paroli zu bieten, scheint aber nun seine Strategie zu ändern. Am Donnerstag wischte der Präsident erneut Kritik beiseite, wonach er zu langsam auf den Ausbruch in seinem Land reagiert habe. „Niemand gibt mir die Schuld“, sagte Trump dem Sender Fox Business Network.

(juw/dpa)
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