Erste Vorwahl der US-Demokraten Knapper Sieg für Pete Buttigieg in Iowa

Washington · Eine Stelle hinter dem Komma entscheidet das Rennen: Buttigieg liegt als möglicher Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten vor Bernie Sanders und Elizabeth Warren.

 Pete Buttigieg, 38-jähriger Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, beim Wahlkampf.

Pete Buttigieg, 38-jähriger Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, beim Wahlkampf.

Foto: AP/Andrew Harnik

Mit tagelanger Verzögerung haben die Demokraten in Iowa die Wahlbezirke komplett ausgezählt. Der frühere Bürgermeister Pete Buttigieg hält seinen hauchdünnen Vorsprung vor dem linken Senator Bernie Sanders, wie aus den Zahlen hervorgeht, die die Demokratische Partei in Iowa am Donnerstagabend veröffentlichte. „Das sind fantastische Neuigkeiten“, sagte Buttigieg am Donnerstagabend (Ortszeit). Auf dem dritten Platz liegt die Senatorin Elizabeth Warren, dahinter auf einem schwachen vierten Platz der frühere Vizepräsident Joe Biden, der auf nationaler Ebene als Favorit gilt.

- Was war das Problem in Iowa? Am Montag hatten Demokraten und Republikaner an mehr als 1600 Orten in dem Staat bei sogenannten „Caucus“-Treffen darüber abgestimmt, wen sie für den besten Präsidentschaftskandidaten ihrer Parteien halten. Bei den Demokraten gab es technische Probleme bei der Übertragung der Ergebnisse mit einer App, die dieses Jahr erstmals eingesetzt wurde. Das Prozedere bei der Vorwahl ist ohnehin äußerst kompliziert und unterscheidet sich deutlich von Abstimmungen per Wahlzettel. Deshalb war mit späten Ergebnissen gerechnet worden. Dass es so lange dauert, war nicht abzusehen.

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Foto: dpa/Matt Rourke

- Ist Buttigieg nun der Gewinner? Ganz so einfach ist es nicht. Die veröffentlichten Zahlen dienten bei der Iowa-Vorwahl in der Vergangenheit als Gradmesser für die Bestimmung eines Siegers und wurden auch in den vergangenen Tagen von den großen US-Medien zitiert, um auszumachen, wer das Rennen anführt. Sanders bezieht sich lieber auf die absoluten Wählerstimmen, nach denen er vorne liege. Am Donnerstag sprach er von einem „sehr starken Sieg“ seiner Kampagne. Am Ende gilt als entscheidend, wie viele Delegierte für einen Bewerber auf den Nominierungsparteitag im Sommer geschickt werden, wo der Präsidentschaftskandidat endgültig gekürt wird. Diese Zahlen veröffentlichte die Demokratische Partei in Iowa zunächst nicht.

- Kann die Auszählung nach dem Schlamassel angefochten werden? Der TV-Sender CNN berichtete, die Kandidaten hätten bis Freitag um 13.00 Uhr (19.00 Uhr MEZ) Zeit, eine Überprüfung oder Neuauszählung zu beantragen. Der Bundesparteichef Tom Perez hatte am Donnerstag eine „unverzügliche“ Überprüfung der Unterlagen von jeder einzelnen Parteiversammlung gefordert. „Genug ist genug“, schrieb er auf Twitter. Das Vertrauen müsse wieder hergestellt werden. CNN will nach eigenen Angaben erst nach dieser Frist am Freitag einen Sieger küren und auch erst dann, wenn es keinen Antrag auf Überprüfung gibt.

- Wie reagieren die Kandidaten? Buttigieg sagte nach der Auszählung mit Blick auf seinen Vorsprung am Donnerstagabend: „Das sind fantastische Nachrichten.“ Sanders hatte zuvor als unfair für alle Kandidaten bezeichnet, wie die Vorwahl in Iowa gelaufen ist. Ansonsten konzentrierten sich die Bewerber auf die nächste Etappe: der zweiten Vorwahl in New Hampshire am kommenden Dienstag. Die „New York Times“ hatte vor der kompletten Auszählung der Wahlversammlungen geschrieben, dass mittlerweile sogar vorstellbar sei, dass der Gewinner in New Hampshire früher feststehen könnte als der in Iowa. Am Freitagabend (Ortszeit/Samstag MEZ) findet zudem eine weitere Fernsehdebatte der Demokraten statt.

- Wann stehen die Präsidentschaftskandidaten endgültig fest? Demokraten und Republikaner küren ihre Kandidaten bei Nominierungsparteitagen im Sommer. Bei den Republikanern ist das aber eher Formsache: US-Präsident Donald Trump hat als Amtsinhaber keine ernstzunehmende interne Konkurrenz. Der hat nur Spott übrig für das Vorwahl-Debakel der Demokraten.

(pen/dpa)
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