57 Jahre nach Martin Luther King Protestmarsch in Washington zum Jahrestag von „I Have A Dream“

Washington · Am Tag nach der pompösen Inszenierung des US-Präsidenten feiern Demonstranten in Washington die berühmte Rede von Martin Luther King. Zusätzlich beteiligen sich Tausende an einem „virtuellen Marsch“.

 Masken und Abstand am Lincoln Memorial in Washington bei der Demonstration zum Gedenken an Martin Luther King unter dem Motto „Get Your Knee Off Our Necks“ (nehmt eure Knie von unserem Hals).

Masken und Abstand am Lincoln Memorial in Washington bei der Demonstration zum Gedenken an Martin Luther King unter dem Motto „Get Your Knee Off Our Necks“ (nehmt eure Knie von unserem Hals).

Foto: AP/Jacquelyn Martin

Die historische Rede von Martin Luther King Jr. am Lincoln Memorial in Washington hat durch die jüngsten Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze in diesem Jahr neue Dringlichkeit erfahren. Tausende wurden am Freitag zum Jahrestag erwartet, bei dem an den sogenannten Marsch auf Washington an Kings Rede „I Have A Dream“ am 28. August 1963 erinnert wird.

Die von der Ikone der Bürgerrechtsbewegung vor 57 Jahren beschworene Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen in den USA ist für Millionen Afroamerikaner nach wie vor ein fernes Versprechen. Nötig seien radikale Veränderungen, betonte Aktivist Frank Nitty, der mit einer Gruppe von Demonstranten mehr als tausend Kilometer zu Fuß nach Washington marschiert war. Sein Enkelkind solle einmal nicht gegen Polizeibrutalität protestieren müssen.

Die demokratische Kongressabgeordnete Ayanna Pressley betonte, die Bewegung für Veränderung sei stark in den USA. Auf der Kundgebung sollte auch die demokratische Kandidatin für das Vizepräsidentenamt, Kamala Harris, sprechen.

„Wir müssen ein anderes Bewusstsein und ein anderes Klima in unserer Nation schaffen“, sagte Sohn Martin Luther King III. Er und der bekannte Bürgerrechtler Al Sharpton erklärten, Ziel des Marsches am Freitag seien die Forderung nach Reformen bei der Polizei und des Schutzes von Wählerrechten sowie die Verurteilung rassistisch motivierter Gewalt.

Die Demonstranten versammelten sich am Freitag unter dem Motto "Nehmt euer Knie aus unseren Nacken" vor dem Lincoln Memorial. Dort hatte vor genau 57 Jahren der Bürgerrechtler Martin Luther King seine berühmte Rede "I Have a Dream" ("Ich habe einen Traum") gehalten.

Bei der Veranstaltung herrschte wegen der Corona-Pandemie Maskenpflicht. Wurde anfangs an den Einlässen die Temperatur der Teilnehmer gemessen, wurde dies später aufgrund des großen Andrangs gestoppt. Die Veranstalter hatten wegen der Pandemie zusätzlich einen „virtuellen Marsch“ organisiert, bei dem US-Bürger von zu Hause aus teilnehmen.

In den vergangenen Monaten war es in den USA zu zahlreichen Protesten gekommen, vor allem nachdem der Afroamerikaner George Floyd Ende Mai bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen war.

Der jüngste Fall, der diese Woche Empörung hervorgerufen hatte, war der des 29-jährigen Jacob Blake in Kenosha in Wisconsin, dem Polizisten am Sonntag aus nächster Nähe mehrfach in den Rücken geschossen hatten. Vermutlich dürfte er gelähmt bleiben. Bei Protesten danach erschoss ein 17-jähriger Weißer in Kenosha mutmaßlich zwei Menschen. Nach ersten Ermittlungserkenntnissen hatte er sich einer bewaffneten Gruppe Weißer angeschlossen, die während der Proteste auf den Straßen von Kenosha auf eigene Faust patrouillierte.

Der Bürgerrechtler Martin Luther King hatte 1963 bei einer Demonstration für „Jobs und Freiheit“ in Washington in einer bewegende Ansprache gesagt, er träume von einem Amerika ohne Rassismus. Redner verurteilten schon damals Polizeibrutalität.

(peng/dpa/AFP/epd)
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