US-Präsident warnt vor Eskalation Trump setzt im Nordkorea-Konflikt auf Doppelstrategie

US-Präsident Trump verstärkt den Druck auf Nordkorea, um das Land zu einer Verschrottung seiner Atomwaffen zu bewegen. Aber während er eine militärische Drohkulisse aufbaut, setzt er gleichzeitig auf den Einfluss Chinas – und eine Lösung am Verhandlungstisch.

 Die USS Carl Vinson ist auf dem Weg nach Korea (Archiv).

Die USS Carl Vinson ist auf dem Weg nach Korea (Archiv).

Foto: dpa

US-Präsident Trump verstärkt den Druck auf Nordkorea, um das Land zu einer Verschrottung seiner Atomwaffen zu bewegen. Aber während er eine militärische Drohkulisse aufbaut, setzt er gleichzeitig auf den Einfluss Chinas — und eine Lösung am Verhandlungstisch.

Am liebsten würde man diese Dinge diplomatisch lösen, aber das sei sehr schwierig, sagte Donald Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) in einem Interview mit der Agentur Reuters. "Es besteht die Möglichkeit, dass wir am Ende einen großen, großen Konflikt mit Nordkorea haben."

Sein Außenminister Rex Tillerson reiste am Freitag nach New York, um im UN-Sicherheitsrat schärfere Sanktionen gegen Pjöngjang zu fordern. Es war das erste Mal, dass Tillerson an einer Sitzung im Hauptquartier der Vereinten Nationen teilnahm, was allein schon die Dramatik der Lage unterstreichen sollte.

Im UN-Sicherheitsrat schloss Tillerson ein militärisches Vorgehen gegen Nordkorea nicht aus. Im Falle eines weiteren Raketen- oder Atomtests Pjöngjangs müssten "alle Optionen" auf dem Tisch bleiben. Schon jetzt sei die Bedrohung durch einen atomaren Angriff auf Südkorea oder Japan "real", sagte Tillerson. Bis Nordkorea auch US-Festland treffen könnte, sei es nur noch eine Frage der Zeit.

Zwei Tage zuvor hatte Trump ausnahmslos alle hundert Senatoren ins Weiße Haus eingeladen, um sie über mögliche Konfliktszenarien zu informieren. Ein höchst ungewöhnlicher Schritt, der den Ernst der Stunde noch unterstreichen sollte.

Der US-Präsident stuft Nordkoreas Atomwaffenarsenal als aktuell größte Gefahr für Amerikas nationale Sicherheit ein. Dass das abgeschottete Land eines Tages Interkontinentalraketen besitzen könnte, die amerikanisches Festland erreichen, lässt das Oval Office von einem Kurswechsel sprechen, vom Ende der Politik der strategischen Geduld, wie sie der Westen zwei Jahrzehnte lang praktizierte.

Klar ist allerdings auch, dass Trump eine Doppelstrategie fährt. Einerseits baut er eine militärische Drohkulisse auf, andererseits setzt er auf den Einfluss Chinas, während Tillerson in der Rolle des "Good Cop" dem jungen Diktator Kim Jong Un eine Art politische Überlebensgarantie gibt, falls er einlenkt.

Zum einen nimmt ein Flugzeugträger, USS Carl Vinson, Kurs auf die koreanische Küste. Diesmal scheint es kein Bluff zu sein wie vor drei Wochen, als Trump verkündete, ebenjenen Flottenverband Richtung Nordkorea geschickt zu haben, obwohl er sich in Wahrheit auf dem Weg zu einem Manöver vor der Küste Australiens befand. Admiral Harry Harris, Kommandeur der US-Streitkräfte im Pazifik, kommentierte es bei einer Anhörung im Kongress mit den Worten, dass man "24/7" — rund um die Uhr — glaubwürdige militärische Macht bereitstellen wolle, um Kim Jong Un zur Vernunft zu bringen.

Zum anderen betont Trump seine Wertschätzung für Xi Jinping, den chinesischen Staatschef, von dem er sich Weichenstellungen hin zu einer Entschärfung der Krise erhofft. "Ich denke, er bemüht sich schon sehr", lobte er ihn in besagtem Reuters-Interview. Gewiss habe auch Xi kein Interesse an Tumult und Tod. Er sei ein guter Mann, "ein sehr guter Mann, und ich kenne ihn jetzt schon sehr gut". "Er liebt China, und er liebt das chinesische Volk. Ich weiß, dass er gern etwas tun würde. Aber vielleicht kann er einfach nichts tun.”

Tillerson wiederum versichert, dass es Washington nicht um einen Machtwechsel in Pjöngjang gehe. Offenbar glaubten die Nordkoreaner, die nukleare Bewaffnung sei der einzige Weg, um die Existenz ihres Regimes zu sichern, sagte er bei NPR, einem amerikanischen Radiosender. "Nun, wovon wir sie zu überzeugen hoffen, ist dies: Sie brauchen diese Waffen nicht, um die Existenz ihres Regimes zu garantieren. Wir wollen keinen Regimewechsel."

Weder strebe Amerika den Kollaps des nordkoreanischen Herrschaftssystems an, noch arbeite es auf eine beschleunigte Vereinigung des Nordens mit dem Süden hin. Was es anstrebe, sei eine Koreanische Halbinsel ohne Kernwaffen. Im Übrigen, fügte Tillerson an, sei Kim Jong Un nicht verrückt. "Er mag skrupellos sein. Er mag ein Mörder sein. In vielerlei Hinsicht mag er jemand sein, den wir nach unseren Maßstäben für irrational halten. Aber er ist nicht verrückt."

Dann wäre da noch ein kleines Kapitel am Rande. Jimmy Carter, der 39. Präsident der Vereinigten Staaten, hat sich offenbar als Vermittler angeboten. Ähnlich wie 1994, als er nach Pjöngjang flog und dem Autokraten Kim Il Sung kurz vor dessen Tod das Zugeständnis abrang, das Atomprogramm einzufrieren. Ein hoher Beamter des State Department wurde am vorigen Wochenende extra nach Plains beordert, in das winzige Nest in Georgia, in dem der einstige Erdnussfarmer lebt. Nach amerikanischen Medienberichten sollte er Carter davon abbringen, erneut in der Rolle des Schlichters anzutreten.

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