Trotz Rücktrittsforderungen US-Präsident Bush stützt bedrängten Rumsfeld

Washington (rpo). Die Rücktrittforderungen an die Adresse des amerikanischen Verteidigungsministers Donald Rumsfeld mehren sich. Dessen ungeachtet stellt sich US-Präsident George W. Bush vor seinen Minister. Dieser mache einen "sehr guten Job".

Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sieht sich mit massiven Rücktrittsforderungen pensionierter Generäle konfrontiert. Fünf ehemalige Generäle, die alle an der Steuerung des Irak-Kriegs beteiligt waren, haben seit März die Demission Rumsfelds verlangt. Sie werfen ihm vor, mit Fehlplanungen das fortdauernde Chaos im Irak mitverursacht und sich arrogant über die Ratschläge seiner Militärs hinweggesetzt zu haben.

McClellan betonte, Rumsfeld habe seinen Job in einer "schwierigen Periode der Geschichte unserer Nation" zu leisten. Er habe das Pentagon während zwei Kriegen geleitet, die zur "Befreiung" von Millionen Menschen in Afghanistan und im Irak geführt hätten. Der Bush-Sprecher bezeichnete es als einen normalen Vorgang, dass zu Kriegszeiten derartige Debatten wie die über Rumsfeld geführt würden. Auch ein Sprecher des Pentagon sagte, der Minister denke nicht über einen Rücktritt nach. Er habe nicht mit Bush über die Kontroverse geredet.

Der falsche Mann

Erst am Mittwoch hatten sich zwei weitere Generäle im Ruhestand den Rücktrittsforderungen angeschlossen. Der frühere Generalmajor Charles Swannack, früher Kommandeur der 82. Airborne Division im Irak, sagte im Fernsehsender CNN, er glaube nicht, dass Rumsfeld der richtige Mann sei, um "den globalen Kampf gegen den Terror zu führen". Er warf dem Minister "absolute Versäumnisse" im Feldzug gegen den früheren irakischen Machthaber Saddam Hussein vor. Der Ex-Generalmajor John Riggs beschrieb im Gespräch mit der "Washington Post" die Stimmungslage unter den Militärs mit den Worten: "Jedermann glaubt so ziemlich, dass Rumsfeld und die Clique um ihn herum beseitigt werden sollten."

Der frühere Generalmajor Paul Eaton, der zwischen 2003 und 2004 für die Ausbildung der irakischen Armee zuständig war, hatte die Woge der Rücktrittsforderungen Ende März mit einem Beitrag für das Magazin "Time" eingeleitet. Darin warf er Rumsfeld vor, "inkompetent in den strategischen, operationellen und taktischen Planungen" zu sein und "mehr als jeder Andere" für die Schwierigkeiten im Irak verantwortlich zu sein. Nach Einschätzung von Experten spiegelt die Position der Ex-Militärs auch die vieler ihrer aktiven Kollegen wider, die den seit 2001 im Amt befindlichen Minister als arrogant und beratungsresistent empfänden. Die jetzt vorgebrachte Kritik sei nur "die Spitze des Eisbergs", sagte Loren Thompson vom Lexington-Institut.

Rumsfeld sah sich bereits vor knapp zwei Jahren im Zuge des Folterskandals von Abu Ghraib mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Nach eigener Darstellung bot er dem Präsidenten damals seine Demission an, was dieser abwies. Zur Überraschung vieler Beobachter behielt Bush dann den Pentagon-Chef

Gewalt im Irak hält an

Bei einem weiteren Autobombenanschlag kamen unterdessen in einem Schiiten-Viertel in Bagdad am Donnerstag mindestens 15 Menschen ums Leben. Mindestens 22 weitere seien verletzt worden, als die Bombe in der Nähe eines Marktes in dem Viertel Sabaa el Bur im Norden der irakischen Hauptstadt detonierte, verlautete aus Sicherheitskreisen. Im Zentrum Bagdads erschossen Unbekannte den Bruder eines prominenten Sunniten-Politikers.

Der Bruder des Chefs der Islamischen Partei, Tarek Haschemi, wurde auf offener Straße erschossen. Mahmud Haschemi und ein Begleiter seien von einem Schießkommando aus einem Auto heraus getötet worden, hieß es aus Sicherheitskreisen. Aus dem Umfeld der Islamischen Partei wurden die Angaben bestätigt.

Die Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten erheblich verstärkt. Erst am Mittwoch waren bei einem ebenfalls gegen Schiiten gerichteten Anschlag im Norden Bagdads 26 Menschen getötet worden. 70 weitere wurden verletzt. Am vergangenen Freitag waren bei drei zeitgleichen Selbstmordanschlägen auf die Bagdader Baratha-Moschee 90 Menschen getötet worden. Es war der bislang blutigste Anschlag auf die Schiiten-Gemeinschaft in diesem Jahr.

Bei einem Bombenanschlag in Bagdad auf eine US-Patrouille wurde ein GI getötet, wie die US-Armee mitteilte. Seit Sonntag kamen zehn US-Soldaten im Irak ums Leben. Damit erhöhte sich die Zahl der getöteten Angehörigen des US-Militärs seit der Invasion im März 2003 auf 2365, wie aus einer Bilanz der Nachrichtenagentur AFP auf Basis der Zahlen des Pentagon hervorgeht.

(afp2)
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