US-Präsident Obama "Trump ist als US-Präsident ungeeignet"

Washington · Eigentlich halten sich scheidende US-Präsidenten im Wahlkampf über ihren Nachfolger zurück. Eigentlich. Denn in diesem Jahr ist alles anders. Der umstrittene Kandidat Donald Trump sorgt dafür, dass sich Barack Obama nicht mit seiner Kritik zurückhält.

 US-Präsident Barack Obama findet, dass Donald Trump ein schlechter Nachfolger für ihn wäre

US-Präsident Barack Obama findet, dass Donald Trump ein schlechter Nachfolger für ihn wäre

Foto: ap, PM

Trump sei "ungeeignet" für das höchste Staatsamt und leiste sich mehr als nur den "gelegentlichen Ausrutscher", sagte Obama in Washington. Führungsfiguren seiner eigenen Partei distanzierten sich "täglich und wöchentlich" von Trumps einzelnen Äußerungen. Es müsse doch bei ihnen einmal ein Punkt erreicht sein, an dem sie sagten: "Dies ist niemand, den ich als Präsidenten der Vereinigten Staaten unterstützen kann, selbst wenn er vorgibt, ein Mitglied meiner Partei zu sein", betonte Obama während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Ministerpräsidenten von Singapur, Lee Hsien Loong.

Der rechtspopulistische Immobilienmogul hatte zuletzt durch seine Kritik an den muslimischen Eltern eines im Irak getöteten US-Soldaten für Empörung gesorgt. Mehrere führende Vertreter seiner eigenen Partei distanzierten sich daraufhin von seinen Äußerungen, darunter der Sprecher des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, und der Senator John McCain. Von ihrer grundsätzlichen Unterstützung für Trump als Präsidentschaftskandidat sind diese Politiker jedoch nicht abgerückt.

Obama bezeichnete den Immobilienmagnaten als "beklagenswert unvorbereitet" für das Präsidentenamt. Dies stelle Trump "immer wieder unter Beweis".

Obama verglich Trump mit den früheren republikanischen Präsidentschaftskandidaten McCain und Mitt Romney, mit denen er sich in den vergangenen beiden Präsidentschaftswahlkämpfen duelliert hatte. Obama sagte, diese beiden in den Jahren 2008 und 2012 von ihm besiegten Rivalen hätten sich zwar bei bestimmten politischen Themen geirrt, "aber ich dachte nie, dass sie nicht imstande wären, den Job zu machen".

Als erstes republikanisches Mitglied des US-Kongresses kündigte am Dienstag Richard Hanna an, bei der Präsidentschaftswahl nicht für Trump, sondern für die demokratische Kandidatin Hillary Clinton zu stimmen. "Unsere Antwort auf die Wut der Öffentlichkeit und die Notwendigkeit, wieder aufzubauen, erfordert komplexe Lösungen, Erfahrung, Wissen und Ausgeglichenheit. Nicht Autoaufkleber-Sprüche, die unsere Enttäuschung, Angst und unseren Hass schüren", teilte der Abgeordnete der Nachrichtenwebsite Syracuse.com mit.

Hanna hatte demnach seit Monaten über diesen Schritt nachgedacht. Den Ausschlag gab nach seiner Aussage aber schließlich Trumps Kritik an den Eltern des getöteten US-Soldaten.

Und auch die hochrangige republikanische Geldgeberin Meg Whitman wechselt die Seiten. In Richtung Trump sagte sie, sie könne niemanden unterstützen, der "Wut, Missstände, Ausländerfeindlichkeit und Rassentrennung ausnutzt", teilte die Milliardärin und Hewlett-Packard-Vorsitzende mit. Sie werde ihre Unterstützung deshalb Trumps demokratischer Gegnerin Hillary Clinton geben.

Trumps "Demagogie" habe die Struktur des nationalen Charakters der USA untergraben, erklärte Whitman. Der republikanische Präsidentschaftskandidat habe "rücksichtslose und uninformierte" Positionen zu entscheidenden Themen wie Einwanderung, Wirtschaft und Außenpolitik von sich gegeben, was zeige, dass er nicht die politische Tiefgründigkeit und Urteilsfähigkeit habe, die ein Präsident benötige. Die nationale Sicherheit sei unter Trump in Gefahr, weshalb sie alle Republikaner aufrufe, Clinton bei der Wahl am 8. November zu unterstützen.

(crwo/afp)
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