Schweigegeld gezahlt US-Politiker Hastert soll Schüler sexuell belästigt haben
Chicago · Einst war Dennis Hastert der drittmächtigste Politiker der USA. Nun sieht er sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Er soll mutmaßlichen sexuellen Missbrauch mit Schweigegeld vertuscht haben.
Schwere Vorwürfe gegen den früheren US-Spitzenpolitiker Dennis Hastert: Der ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses soll Schweigegeld gezahlt haben, um den Verdacht sexuellen Missbrauchs zu vertuschen. Die Anschuldigungen werden in offiziellen Gerichtsakten erhoben.
Eine Gewährsperson sagte der Nachrichtenagentur AP am Freitag (Ortszeit), die mutmaßlichen Übergriffe lägen Jahrzehnte zurück. Das Schweigegeld soll den Unterlagen zufolge jedoch in den Jahren 2010 bis 2014 geflossen sein. Hastert und sein Opfer hätten sich auf 3,5 Millionen Dollar (3,2 Millionen Euro) geeinigt.
Einst formal drittmächtigster Politiker der USA
Der ehemalige Politiker soll aber nicht den gesamten Betrag gezahlt haben. Insgesamt hob er nach Erkenntnissen der Justiz umgerechnet rund 1,5 Millionen Euro von diversen Bankkonten ab.
Hastert hatte 1999 die Nachfolge von Newt Gingrich als Vorsitzender des Repräsentantenhauses angetreten. Er blieb bis 2007 im Amt und hatte den Posten somit länger als jeder andere Republikaner inne. Das Amt machte Hastert nach dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten formal zum drittmächtigsten Politiker in den USA. Die Gewährsperson erklärte, der Fall habe nichts mit öffentlicher Korruption oder Hasterts Zeit als politischer Amtsträger zu tun.
Die Missbrauchsvorwürfe beziehen sich auf die Zeit davor, als er als Lehrer und Trainer an einer Highschool in Illinois tätig war. Die "Los Angeles Times" meldete, das Schweigegeld sei an einen Mann geflossen, der von Hastert in seiner Zeit als Trainer sexuell belästigt worden sei. Die Gerichtsakten nennen den Empfänger nur "Individuum A".
Wegen Verletzung der Bankgesetze angeklagt
Die Justiz wirft Hastert vor, mit der Schweigegeldzahlung gegen Bankgesetze verstoßen zu haben. Er habe Beträge von weniger als 10.000 Dollar abgehoben, um Meldepflichten zu umgehen. Zudem habe der 73-Jährige das FBI im Zuge der Ermittlungen belogen. Auf jeden Anklagepunkt steht die Höchststrafe von fünf Jahren Haft und ein Bußgeld von 250.000 Dollar. Hastert hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht öffentlich geäußert.
Aus der Verwaltung des Schulbezirks, in dem er als Lehrer tätig war, verlautete, dass damals keine Beschwerden über etwaiges Fehlverhalten gemeldet worden seien. Von der Klage gegen Hastert habe man erst am Donnerstag erfahren.
Nach seinen acht Jahren als Vorsitzender des Repräsentantenhaus verließ Hastert 2007 den Kongress und arbeitete als Lobbyist in Washington. Ein Sprecher seines Arbeitgebers - die Anwaltskanzlei und Lobbyfirma Dickstein Shapiro LLC - sagte jedoch, Hastert habe seinen Posten aufgegeben.