Freier Afghane will wieder zu Taliban US-Militär droht Soldat Bergdahl nach Gefangenenaustausch mit Strafe

Washington · Der Gefangenenaustausch mit den Taliban zur Freilassung des vor fünf Jahren entführten US-Soldaten Bowe Bergdahl schlägt in den Vereinigten Staaten weiter hohe Wellen.

Taliban lassen US-Soldat Bowe Bergdahl nach fünf Jahren frei
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Foto: afp, dec/rix

Während Präsident Barack Obama auf Auslandsreise in Polen am Dienstag den Deal mit der radikalislamischen Bewegung verteidigte, stellten Kongressabgeordnete in der Heimat unbequeme Fragen. Das US-Militär will ein mögliches Fehlverhalten von Bergdahl vor seinem Verschwinden prüfen.

"Die Vereinigten Staaten haben immer eine ziemlich heilige Regel gehabt. Das ist, dass wir unsere Männer und Frauen in Uniform nicht zurücklassen", sagte Obama in Warschau. Eine Spezialeinheit der US-Armee hatte den Mitte 2009 in Afghanistan entführten Bergdahl am Samstagabend in Afghanistan in Empfang genommen.

Im Gegenzug ließ Washington fünf ranghohe afghanische Taliban-Mitglieder aus dem Gefangenenlager Guantanamo frei. Die Männer wurden nach Katar überstellt und müssen sich dort mindestens ein Jahr unter strikter Überwachung aufhalten. Das Golfemirat hatte den Gefangenenaustausch vermittelt.
Mehrere republikanische Kongressabgeordnete übten scharfe Kritik an der Abmachung mit den Taliban, die gegen die internationalen Truppen am Hindukusch kämpfen.

Vize-Sicherheitsberater der USA entschuldigt sich

Der Vize-Sicherheitsberater der USA hat sich einem Medienbericht zufolge dafür entschuldigt, dass der Austausch des US-Soldaten Bowe Bergdahl gegen afghanische Guantánamo-Insassen ohne Rücksprache mit dem Kongress über die Bühne ging. Tony Blinken habe die Senatorin und Vorsitzende des Geheimdienstausschusses, Dianne Feinstein angerufen, berichtete das Online-Magazin "The Hill" am Dienstag. "Er hat sich entschuldigt und gesagt, es war ein Versehen", sagte Feinstein dem Bericht zufolge.

Die Vorwürfe gegen das Weißen Haus lauten, mit "Terroristen" verhandelt und einen gefährlichen Präzedenzfall geschaffen zu haben. Einige Republikaner beschuldigten Obama zudem des Rechtsbruchs, weil der Präsident den Kongress nicht wie vorgeschrieben 30 Tage vor der Entlassung von Guantanamo-Häftlingen informiert habe.

"Der Prozess wurde abgekürzt, weil wir sicherstellen wollten, das Zeitfenster nicht zu verpassen", erklärte Obama in Warschau. Seine Regierung habe mit dem Kongress aber "seit einiger Zeit" über die Idee eines Gefangenenaustausches gesprochen. Der republikanische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Mike Rogers, widersprach. Das Thema sei 2011 einmal aufgekommen, sagte Rogers dem Nachrichtensender MSNBC. "Seitdem hatten wir nichts über die Details eines Gefangenenaustausches gehört."

Die Vereinbarung mit den Taliban ist auch deshalb so umstritten, weil Bergdahl im Juni 2009 unter zweifelhaften Umständen von seinem Posten nahe der afghanisch-pakistanischen Grenze verschwand. Einige seiner damaligen Kameraden werfen dem Soldaten US-Medien zufolge vor, desertiert zu sein. Vor seinem Verschwinden soll sich Bergdahl kritisch über den Einsatz in Afghanistan geäußert haben. Mindestens sechs US-Soldaten kamen Medienberichten zufolge bei der Suche nach dem Vermissten ums Leben.

US-Generalstabschef Martin Dempsey machte deutlich, dass Bergdahl für etwaige Verfehlungen disziplinarisch belangt werden könne. "Unsere Armeeführung wird nicht über Fehlverhalten hinwegsehen, sollte es passiert sein", erklärte Dempsey am Dienstag. Der Generalstabschef betonte aber, dass auch für Bergdahl die Unschuldsvermutung gelte.

Der mittlerweile 28-jährige Bergdahl wurde nach seiner Freilassung zur medizinischen Behandlung ins US-Lazarett Landstuhl bei Kaiserslautern geflogen. Wann er in die USA zurückkehrt, war unklar. Obama sagte, der Gesundheitszustand des Soldaten erlaube derzeit keine Befragung zu dessen Verschwinden. "Wir werden immer einen amerikanischen Soldaten aus der Gefangenschaft zurückholen. Punkt", stellte der Präsident klar. "Wir knüpfen das nicht an Bedingungen."

Einer der fünf nach Katar überstellten Taliban-Mitglieder will sich nach Angaben eines Verwandten wieder der radikalislamischen Bewegung anschließen. Der Cousin von Norullah Noori sagte der Nachrichtenagentur AFP, er habe bereits mit dem Freigelassenen gesprochen. Noori wolle in seine Heimat zurückkehren und sich "für den Frieden einsetzen".

(DEU)
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